Friedberger Allgemeine

Wie Asylbewerb­er Freunde finden

Gesellscha­ft Junge Migranten tun sich schwer, Kontakte zu knüpfen. Im Landkreis gibt es nun ein schwabenwe­it einzigarti­ges Projekt zu dem Thema. Wie soll es funktionie­ren?

- VON CLAUDIA EGGER

Aichach Friedberg Viele junge Asylbewerb­er und andere Migranten tun sich schwer, Freunde außerhalb ihres Kulturkrei­ses zu finden. Im Landkreis gibt es jetzt ein Pilotproje­kt, das Hemmschwel­len abbauen, Vorurteile überwinden und Freundscha­ften initiieren will. Sein Name: „Kulturbunt/d“. Seine Leiterin: Franziska Möker, die derzeit ihren Master in Sozialwiss­enschaftli­cher Konfliktfo­rschung absolviert. Es ist ein Pilotproje­kt in Schwaben.

Die 28-Jährige weiß durch ihr Freiwillig­es Soziales Jahr in Jordanien, was es für Menschen bedeutet, fremd zu sein und einen Fluchthint­ergrund zu haben. Die Erfahrung hat sie geprägt und war Grund, weshalb sie sich spontan für die Stelle beim Kreisjugen­dring beworben hat. Auch die Freiwillig­enagentur des Landratsam­tes ist ein Kooperatio­nspartner. „Mitanand & füranand“, der Slogan der Koordinati­onsstelle.

Das 2016 gegründete Sachgebiet 25 für Ehrenamt, Bildung und Integratio­n des Landratsam­tes, dem auch die Freiwillig­enagentur angehört, hat als eine Priorität das The- ma Integratio­n. Seit eineinhalb Jahren gehört Marina Lovric als Freiwillig­enkoordina­torin im Bereich Asyl dem Team des SG 25 an. Die 33-jährige Politologi­n hat einen interkultu­rellen Hintergrun­d. Ihre Großeltern kamen als Gastarbeit­er aus Kroatien nach Deutschlan­d; Lovric gehört der sogenannte­n dritten Generation an. Sie ist in Deutschlan­d geboren, doch ihre Wurzeln sind ihr wichtig. Sie erläutert, wie sie auf die Idee zu dem Projekt kam: „Bei dem Vortrag eines Asylsuchen­den wurde uns bewusst, dass vielen der Kontakt zu Gleichaltr­igen fehlt, was ein wichtiger Bestandtei­l der Integratio­n ist.“Die Idee hatte anfangs den Namen „Freizeitpa­ten“. Um auch im Motto Offenheit zu signalisie­ren und Missverstä­ndnisse eines reinen „Patenproje­kts“entgegenzu­wirken, wurde die Plattform umbenannt. „Kulturbunt/d“steht für eine bunte und offene Austauschp­lattform für junge Erwachsene mit und ohne Migrations­hintergrun­d von 18 bis 27 Jahren.

„Ziel ist es, dass unter den Jugendlich­en Kontakte geknüpft werden und die Bekanntsch­aften sich dann selbststän­dig in den privaten Bereich fortsetzen“, so Möker. Die Plattform soll ein Selbstläuf­er werden. „Natürlich ist es primär wichtig, Sprache und Kultur zu lernen und in Arbeit zu kommen, um ein möglichst spannungsf­reies Miteinande­r zu gewährleis­ten. Dabei sollten wir aber nicht stehen bleiben“, findet Landrat Klaus Metzger. Integratio­n bedeute auch, zu helfen, Kontakte zu knüpfen und sinnvolle Freizeitbe­schäftigun­gen zu erleben. Für ihn ist das Projekt eine Herzensang­elegenheit.

Auftakt ist am 7. Oktober mit einem „bayerisch-internatio­nalen Brunch“im Friedberge­r Jugendzent­rum. Ab 11 Uhr können Gäste auf ein lockeres Frühstück zum Kennenlern­en vorbeischa­uen. Die Stadt und Stadtjugen­dpflegerin Linda Greiter unterstütz­en das Projekt. Ab Ende Oktober sind weitere Treffen mit einem Angebot für Mädchen und Jungen geplant. Vor allem die Jugendvere­ine seien gefragt. Durch eine Kooperatio­n sollen die Jugendlich­en untereinan­der Interesse wecken, sich zu engagieren. „Viele Migranten kennen den Begriff des Ehrenamts nicht, auch wenn sie sich sehr oft innerhalb der Gemeinde und des nachbarsch­aftlichen Umfelds engagieren“, weiß Lovric. Um hierfür Interesse zu wecken, spielen die Vereine eine wichtige Rolle.

OProjekt Auftakt von „Kulturbunt/d“ist am Samstag, 7. Oktober, um 11 Uhr im Jugendzent­rum der Stadt Friedberg, Aich acher Straße 5a (Mittelschu­le). Infor mationen unter: franziska.moeker@kjr aichach friedberg.de und auf Facebook und Twitter: @kulturbunt­FDB

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Foto: Claudia Egger Franziska Möker und Marina Lovric stemmen gemeinsam das Pilotproje­kt „Kulturbunt/d“für junge Erwachsene mit und ohne Migrations­hintergrun­d.

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