Wie Asylbewerber Freunde finden
Gesellschaft Junge Migranten tun sich schwer, Kontakte zu knüpfen. Im Landkreis gibt es nun ein schwabenweit einzigartiges Projekt zu dem Thema. Wie soll es funktionieren?
Aichach Friedberg Viele junge Asylbewerber und andere Migranten tun sich schwer, Freunde außerhalb ihres Kulturkreises zu finden. Im Landkreis gibt es jetzt ein Pilotprojekt, das Hemmschwellen abbauen, Vorurteile überwinden und Freundschaften initiieren will. Sein Name: „Kulturbunt/d“. Seine Leiterin: Franziska Möker, die derzeit ihren Master in Sozialwissenschaftlicher Konfliktforschung absolviert. Es ist ein Pilotprojekt in Schwaben.
Die 28-Jährige weiß durch ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Jordanien, was es für Menschen bedeutet, fremd zu sein und einen Fluchthintergrund zu haben. Die Erfahrung hat sie geprägt und war Grund, weshalb sie sich spontan für die Stelle beim Kreisjugendring beworben hat. Auch die Freiwilligenagentur des Landratsamtes ist ein Kooperationspartner. „Mitanand & füranand“, der Slogan der Koordinationsstelle.
Das 2016 gegründete Sachgebiet 25 für Ehrenamt, Bildung und Integration des Landratsamtes, dem auch die Freiwilligenagentur angehört, hat als eine Priorität das The- ma Integration. Seit eineinhalb Jahren gehört Marina Lovric als Freiwilligenkoordinatorin im Bereich Asyl dem Team des SG 25 an. Die 33-jährige Politologin hat einen interkulturellen Hintergrund. Ihre Großeltern kamen als Gastarbeiter aus Kroatien nach Deutschland; Lovric gehört der sogenannten dritten Generation an. Sie ist in Deutschland geboren, doch ihre Wurzeln sind ihr wichtig. Sie erläutert, wie sie auf die Idee zu dem Projekt kam: „Bei dem Vortrag eines Asylsuchenden wurde uns bewusst, dass vielen der Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt, was ein wichtiger Bestandteil der Integration ist.“Die Idee hatte anfangs den Namen „Freizeitpaten“. Um auch im Motto Offenheit zu signalisieren und Missverständnisse eines reinen „Patenprojekts“entgegenzuwirken, wurde die Plattform umbenannt. „Kulturbunt/d“steht für eine bunte und offene Austauschplattform für junge Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund von 18 bis 27 Jahren.
„Ziel ist es, dass unter den Jugendlichen Kontakte geknüpft werden und die Bekanntschaften sich dann selbstständig in den privaten Bereich fortsetzen“, so Möker. Die Plattform soll ein Selbstläufer werden. „Natürlich ist es primär wichtig, Sprache und Kultur zu lernen und in Arbeit zu kommen, um ein möglichst spannungsfreies Miteinander zu gewährleisten. Dabei sollten wir aber nicht stehen bleiben“, findet Landrat Klaus Metzger. Integration bedeute auch, zu helfen, Kontakte zu knüpfen und sinnvolle Freizeitbeschäftigungen zu erleben. Für ihn ist das Projekt eine Herzensangelegenheit.
Auftakt ist am 7. Oktober mit einem „bayerisch-internationalen Brunch“im Friedberger Jugendzentrum. Ab 11 Uhr können Gäste auf ein lockeres Frühstück zum Kennenlernen vorbeischauen. Die Stadt und Stadtjugendpflegerin Linda Greiter unterstützen das Projekt. Ab Ende Oktober sind weitere Treffen mit einem Angebot für Mädchen und Jungen geplant. Vor allem die Jugendvereine seien gefragt. Durch eine Kooperation sollen die Jugendlichen untereinander Interesse wecken, sich zu engagieren. „Viele Migranten kennen den Begriff des Ehrenamts nicht, auch wenn sie sich sehr oft innerhalb der Gemeinde und des nachbarschaftlichen Umfelds engagieren“, weiß Lovric. Um hierfür Interesse zu wecken, spielen die Vereine eine wichtige Rolle.
OProjekt Auftakt von „Kulturbunt/d“ist am Samstag, 7. Oktober, um 11 Uhr im Jugendzentrum der Stadt Friedberg, Aich acher Straße 5a (Mittelschule). Infor mationen unter: franziska.moeker@kjr aichach friedberg.de und auf Facebook und Twitter: @kulturbuntFDB