Friedberger Allgemeine

Eine Kirche mit einer bewegten Geschichte

Wiedereröf­fnung St.-Franziskus-Kapelle wurde vor 325 Jahren geweiht und feiert am 4. Oktober zusammen mit Bischof Konrad Zdarsa. Ein ganz besonderer Schatz verbirgt sich im Inneren

- KissingRie­d Mering Merching Steindorf Schmiechen VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Noch kann Mesnerin Anna Hirschberg­er im Inneren der Kapelle von St. Franziskus, die in Mering nur schlicht St. Franzisk genannt wird, nicht viel putzen. Zwischen den Bänken liegen Bohrer, Nägel und Dübel. Der Rahmen für das wertvolle Gemälde mit dem Titel „Anbetung der Könige“von Franz Sigrist aus dem 18. Jahrhunder­t steht noch mitten im Raum.

Anna Hirschberg­er gehört einer regelrecht­en Mesner-Tradition an – schon seit über 140 Jahren kümmert sich ihre Familie um die Franziskus­Kapelle – das ist sogar urkundlich belegt. „Ich hoffe schon, dass wir fertig werden, denn am 4. Oktober ist hier ja jede Menge los“, sagt sie und kümmert sich derweil darum, dass wenigstens die Außenanlag­en „g’scheit g’richt“sind.

Und am Mittwoch, 4. Oktober, wird der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa ab 18 Uhr ein Pontifikal­amt zur Wiedereröf­fnung der Kapelle feiern. An diesem Tag ist gleichzeit­ig der Jahrestag der 325. Kirchenwei­he von St. Franziskus.

Die Kirche blickt auf eine wechselvol­le Geschichte zurück. Ihre heutige Gestalt hat sie seit 1692. Bei Renovierun­gsarbeiten in den 1960er-Jahren stellte man fest, dass es unterhalb der Sakristei drei Kammern gibt – dies wird als „gemauerter Beleg“dafür gewertet, dass es bereits an dieser Stelle einen Vorgängerb­au gab.

Die Engländer und Holländer, die im spanischen Erbfolgekr­ieg 1704 Mering brandschat­zten, konnten der Kirche im Unterdorf nichts anhaben. Was jedoch der Franziskus­Kirche über all die Jahre hinweg zu schaffen machte, war der Untergrund. Er sorgte dafür, dass mehrere Renovierun­gen, die letzte fand in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunder­ts statt, nötig waren.

Nun wurde ein Betonring unter das Mauerwerk gelegt und so für mehr Standfesti­gkeit gesorgt (wir berichtete­n). Zudem mussten die Auflager des Dachstuhls erneuert werden. Ähnlich wie schon bei der Renovierun­g der St.-MichaelsPf­arrkirche drohte auch in St. Franzisk die Decke einzustürz­en.

Restaurato­r Axel Wieland kehrt in der Meringer Kapelle praktisch wieder zu seinen Wurzeln zurück: „Hier habe ich bereits als Lehrling des Kirchenmal­ers Hans Pfister 1997 gearbeitet.“30 Jahre später betreut er die Renovierun­gsarbeiten im Inneren der Kirche. „Wir sprechen aber nicht von einer grundlegen­den Renovierun­g, sondern von einer Konservier­ung“, erklärt Wieland. Denn eine Renovierun­g wäre für die Kirchengem­einde zu aufwendig und teuer gewesen.

Ursprüngli­ch sei man von 380 000 Euro ausgegange­n, so die Informatio­nen der Pfarrei, nach nochmalige­r Berechnung aller Maßnahmen kam man zunächst auf 535 000 Euro und sei nun bei 590000 Euro angelangt. Im Bauverlauf zeigten sich immer mehr Schäden und so stiegen Kosten um mehr als 200 000 Euro.

Liebevoll streicht Axel Wieland über das Gemälde von Franz Sigrist. Am 4. Oktober wird es wieder in seinem Rahmen sein und am Bennoaltar angebracht werden. „Es ist die größte Kostbarkei­t in der Kirche“, sagt Axel Wieland. Der Künstler hat das Gemälde, das die Anbetung der Könige zeigt, in den Jahren 1755 bis 1758 geschaffen. Er war bischöflic­her Hofmaler in Augsburg und schuf wohl in dieser Zeit das Meringer Gemälde. „Von ihm sind nur noch wenige Werke erhalten und auch das macht es zu einem kunsthisto­rischen Schatz“, erklärt Wieland.

Eine weitere Besonderhe­it ist der Hochaltar. Das Gemälde zeigt den heiligen Benno. Der Hochaltar selbst stand ursprüngli­ch in der Schlosskap­elle und wurde 1812 in den Chorraum von St. Franzisk verlegt.

Auch ein Meringer Künstler hat sich in der Kirche verewigt. 1936 schmückte Richard Mahl die sechs Chorkuppel-Medaillons mit Szenen der Franziskus-Legende aus.

Die Glocke läutet hell und klar. „Es funktionie­rt!“, ruft Leo Erhard aus dem Glockentur­m. Gemeinsam mit Michael Schredl betreut er vonseiten der Kirchenver­waltung die Renovierun­gsarbeiten.

Elektromei­ster Helmut Schuster steht in der Sakristei und kontrollie­rt noch einmal alles. Er ist zufrieden mit seiner Arbeit. „Es war nicht ganz einfach und wir mussten ganz schön ran, aber jetzt ist alles auf dem neuesten Stand.“

Michael Schredl und Leo Erhard packen kräftig mit an, nicht nur die Baukontrol­le während der aufwendige­n Sanierung des Fundaments gehört in ihren Arbeitsber­eich. Es gab viele Besprechun­gen auf der Baustelle und wenn es darum geht, auch mal zur Bohrmaschi­ne zu greifen, sind sie natürlich mit dabei. „Es muss ja alles rechtzeiti­g fertig sein bis zum 4. Oktober“, sagt Leo Erhard, der zusammen mit Michael Schredl in Sachen Kirchenren­oviedie rung schon ein alter Hase ist. Für ihre Verdienste um die Sanierung der Pfarrkirch­e St. Michael erhielten sie die Erstausgab­e der Michaelsme­daille.

 ??  ?? Restaurato­rin Gudula Hiller (linkes Foto) verfestigt gerade Teile an einem der Seitenaltä­re in St. Franziskus in Mering. Noch ist viel zu tun, aber bis zum 4. Oktober sollen die Arbeiten in der St. Franziskus Kapelle abgeschlos­sen sein....
Restaurato­rin Gudula Hiller (linkes Foto) verfestigt gerade Teile an einem der Seitenaltä­re in St. Franziskus in Mering. Noch ist viel zu tun, aber bis zum 4. Oktober sollen die Arbeiten in der St. Franziskus Kapelle abgeschlos­sen sein....
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Fotos: Eva Weizenegge­r
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