Der wütende Fuhrmann bekommt seine Strafe
Warum ein mysteriöser Stein in Mering der Steinerne Mehlsack genannt wird / Serie (53)
Mering Heutzutage setzen sich viele Organisationen dafür ein, dass Tiere gut behandelt werden. Doch auch früher lag den Menschen das Wohl der Vierbeiner am Herzen. Wer Nutztiere quälte, hatte eine harte Strafe verdient. Davon zeugt eine alte Sage in der Marktgemeinde Mering, die mit einem Steinstumpf an der Unterberger Straße verknüpft ist. Im Volksmund wird dieser der Steinerne Mehlsack genannt.
Der bereits gestorbene Heimat- forscher Martin Schallermeir überliefert die Erzählung in seinem Buch über die Marktgemeinde. Einmal war in Mering ein wüster, verdorbener Fuhrmann unterwegs. Sein Wagen war schwer mit Mehlsäcken überladen. Seinen armen Rössern hatte der grausame Mann viel zu viel zugemutet. Schwer keuchend und mit Schweiß um die Nüstern kamen sie kaum voran. Als die Pferde stehen blieben, um Luft zu holen, kannte der Fuhrmann kein Erbarmen. Er schrie, tobte und stieß abscheuliche Flüche und Verwünschungen aus. Das brachte die erschöpften Tiere aber nicht wieder in Bewegung. Der Fuhrmann steigerte sich noch mehr in seine Wut hinein und schlug wie wild auf die Rösser ein. Da erbarmte sich Gott und verwandelte den Tierhalter auf der Stelle in einen steinernen Mehlsack.
Einer anderen Überlieferung nach geht es dem Fuhrmann zwar nicht an den Kragen, aber auch in dieser Geschichte kann er sich ein paar derbe Schimpfwörter nicht verkneifen. Zunächst fällt einer der Mehlsäcke von seinem Karren. Nachdem der Fuhrmann daraufhin fürchterlich flucht, wird der große Beutel auf der Stelle in einen Stein verwandelt. Und so liegt er heutzutage immer noch am Ortsrand von Mering auf einem Feld.
Tatsächlich lässt sich ein Stein an der Unterberger Straße finden. Allerdings handelt es sich bei dem Stumpf nicht um einen Mehlsack, sondern um eine römische Hinterlassenschaft. Vor vielen Jahrhunderten führte eine Straße der antiken Eroberer durch Mering und das nördlich gelegene Kissing. Sie hat zahlreiche Spuren hinterlassen. Münzen, Figuren und Keramikreste: Immer wieder werden in der Region Überbleibsel dieser Zeit aus dem Boden geholt. Bei dem Stein auf dem Feld an der Unterberger Straße könnte es sich um den Stumpf eines römischen Meilensteins handeln. Der Heimatforscher Schallermeir glaubte daran.
Die Römer legten ihre Straßen schnurgerade an. Nur gelegentliche, kleine Knicke unterbrachen diese Tradition, meist bei Meilensteinen, wie Schallermeir in seinem Buch ausführt. In jüngster Zeit ist der römische Steinstumpf versetzt worden. Ursprünglich befand er sich etwa 30 Meter nördlich der Baumgruppe, neben der er jetzt steht. Der Theorie nach markierte er die zehnte römische Meile südlich von Augsburg, also etwa 14 Kilometer von der Stadt entfernt. Geschichte erleben
● Lage Wer von der B 2 in Mering Mitte links in die Unterberger Stra ße abbiegt, sieht den Steinernen Mehlsack. Er steht unweit einer Baumgruppe mit einem Feldkreuz. Neben dem Stein steht ein weißes Schild, auf dem eine Version der Sage wiedergegeben wird.
● Tipp Wer bei einer Wanderung einen Abstecher macht, kann auf einer Sitzgruppe mit Tisch aus Holz im Schatten der Bäume eine Rast einlegen. (schr )