Friedberger Allgemeine

Betrüger verspreche­n ein Ende der Werbeflut

Dubiose Verbrauche­rschützer bieten an, persönlich­e Daten zu schützen – gegen Gebühr. Die Kripo warnt davor

- VON JÖRG HEINZLE

Viele sind davon genervt. Von der Flut an Werbung per Telefon, Brief oder E-Mail, die heute zum Alltag gehört. Oft ist zudem nicht klar, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt oder ob man es mit Betrügern zu tun hat. Wie wäre es, wenn man diese lästige Werbeflut kurzerhand stoppen könnte? Diesen verlockend­en Service bietet eine angebliche Verbrauche­rschutz-Agentur momentan auch Menschen im Raum Augsburg an. Gegen Gebühr. Das Perfide an der Sache: Die Kripo geht davon aus, dass dieses Angebot ebenfalls hochgradig unseriös ist.

Eine 77-jährige Frau in Haunstette­n bekam am Montag einen entspreche­nden Anruf von den vermeintli­chen Datenschüt­zern. Am Telefon meldete sich eine Frau, die sich Lina Stern nannte. Die Anruferin behauptete, persönlich­e Daten der Rentnerin seien auf einem Datenträge­r aufgetauch­t. Man könne die Daten löschen, damit sie nicht missbrauch­t werden. Der 77-Jährigen war sofort klar, dass das kein seriöser Anruf sein kann. Die Augsburger­in entgegnete schlagfert­ig, sie habe deshalb schon mit der Kripo gesprochen. Dann legte sie auf.

Nach Angaben von Polizeispr­echer Siegfried Hartmann handelt es sich um eine Betrugsfor­m, die bisher in Augsburg noch nicht oft angezeigt worden ist. Bayernweit sei die Masche aber bekannt. Er rechnet damit, dass es die Betrüger nun auch im Raum Augsburg verstärkt probieren. Die Anrufer – meist sind es Frauen – geben demnach vor, für eine „Deutsche Verbrauche­r Initiative“mit Sitz in Hamburg zu arbeiten. Den Betroffene­n wird erzählt, dass ihre Daten – etwa Name, Geburtsdat­um, Anschrift – von einem Adresshänd­ler verkauft worden seien. Es bestehe die Gefahr, dass die Daten missbrauch­t würden. Möglicherw­eise auch für Einkäufe.

Polizeispr­echer Hartmann sagt: „Um den angebliche­n Missbrauch zu verhindern, bieten die akzentfrei hochdeutsc­h sprechende­n Telefonbet­rüger an, die Daten löschen oder sperren zu lassen“. Wer auf das Angebot eingeht, erhält per Post Unterlagen, die er per Nachnahme bezahlen muss. 99 oder 129 Euro kostet das. Bei der Kripo geht man davon aus, dass man das Geld umsonst ausgibt. Das steht indirekt sogar auf der Internetse­ite der dubiosen Initiative. Dort heißt es: „Die Sicherheit, dass Sie keine Anrufe/E-Mails/ Postwurfse­ndungen erhalten, kann natürlich nicht zu ganz 100% gewährleis­tet werden“. Die Seite wirkt auf den ersten Blick profession­ell. Verschiede­ne „Schutzkont­en“und „Schutzpake­te“werden dort angepriese­n. Doch Details, wie das funktionie­ren soll, werden nicht genannt. Und im Impressum der Seite zeigt sich: Die Agentur ist angeblich erst „in Gründung“, sie besitzt noch nicht einmal eine Steuernumm­er.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Keine Werbeflut mehr? Diesen Service bietet eine dubiose Agentur gegen eine Gebühr an. Doch die Augsburger Kripo warnt davor.

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