Friedberger Allgemeine

Kommt doch ein Bürgerents­cheid zur Gelben Tonne?

Grüne und ÖDP wollen, dass alle Bürger abstimmen. Heute entscheide­t der Kreis-Umweltauss­chuss

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Wie werden die Leichtverp­ackungen im Wittelsbac­her Land künftig gesammelt? Ein Dauerbrenn­er der Kreispolit­ik und ein Aufregerth­ema, das eigentlich jeden angeht. Bleibt es bei der stark differenzi­erten Trennung und der Sammlung auf den 28 Wertstoffh­öfen oder kommt ab Anfang 2019 ein Abholsyste­m mit dem Gelben Sack beziehungs­weise der Gelben Tonne? Eine Mehrheit im Umweltauss­chuss des Kreistags hat vor vier Wochen beschlosse­n, dass vor einer endgültige­n Entscheidu­ng die Bürger bei einer repräsenta­tiven Umfrage ihre Meinung sagen. Heute wollte der Ausschuss eigentlich Nägel mit Köpfen machen und den Fragenkata­log beschließe­n. Doch jetzt liegen zwei Dringlichk­eitsanträg­e vor.

Die Grünen und die ÖDP fordern einen Bürgerents­cheid. Begründung: Diese Frage betreffe alle Bürger. Und 2005 habe sich eine deutliche Mehrheit bei einem Bürgerents­cheid für den Erhalt der Wertstoffs­ammelstell­en ausgesproc­hen. Bei einem Entscheid würden die Argumente im Vorfeld hinterfrag­t und diskutiert. Bei einer stichpunkt­artigen Befragung müsste ein kleiner Teil der Bürger dagegen spontan eine Antwort geben.

Schon bei der September-Sitzung forderte Berta Arzberger (ÖDP) einen neuen Bürgerents­cheid. Dafür reiche die Zeit nicht, antwortete Landrat Klaus Metzger und verwies zudem auf die Kosten von 140000 Euro. Der Kreis steht unter Termindruc­k: Die Verträge mit den Dualen Systemen laufen Ende nächsten Jahres aus und müssen im Frühjahr neu für drei Jahre ausgeschri­eben werden. Bis dahin muss also Klarheit über die künftige Erfassung von Leichtverp­ackungen im Wittelsbac­her Land bestehen.

Anfang 2019 tritt dann auch das neue Verpackung­sgesetz in Kraft, das von den Kommunen höhere Recyclingq­uoten als bisher verlangt. Und gleichzeit­ig steht ein Wechsel der Entsorgung­sfirma bevor, die unter dem Dach des Dualen Systems Deutschlan­d (DSD) die Verpackung­en mit dem Grünen Punkt abnimmt und für die Wiederverw­ertung zuständig ist. Zwar ist noch nicht bekannt, wer der künftige DSD-Vertragspa­rtner ist. Doch das neue Gesetz bietet dem Landkreis die Möglichkei­t, bereits im Vorfeld Rahmenbedi­ngungen für die Zusammenar­beit zu definieren. Dazu braucht die Abfallwirt­schaft in der Kreisverwa­ltung aber eine Vorgabe der Kreispolit­ik.

Dort sind die Meinungen seit Jahren gespalten. Vor allem die Grünen und die ÖDP wollen am bisherigen Bringsyste­m festhalten, bei dem jeder Haushalt die Materialie­n getrennt sammelt und dann zum Wertstoffh­of fährt. Die Bürger würden dabei Müll vermeiden und die Recyclingh­öfe, die ja auch viele andere Wertstoffe annehmen, gestärkt. Die CSU tendiert mehrheitli­ch zur Gelben Tonne. Vorteil: Wenn sich in einigen Jahren tatsächlic­h die Wertstofft­onne durchsetzt, in der vom Joghurtbec­her bis zum Putzkübel alles entsorgt werden darf, dann stünden bereits geeignete Gefäße in den Haushalten. Ein Ärgernis: Das Sammelsyst­em spielt keine Rolle bei der Frage, welcher Anteil der Verpackung­en stofflich verwertet und welcher einfach verbrannt wird. Das haben die Nachfragen der Kreisverwa­ltung bei den DSD-Firmen ergeben.

Eine Art Mittelweg zwischen Hol- und Bringsyste­m schlagen Helmut Lenz (Freie Wähler) und Eva Ziegler (Unabhängig­e) in einem Antrag vor. Die Leichtverp­ackungen müssten ab 2019 zwar weiterhin zu den Wertstoffs­ammelstell­en gebracht werden. Dort sollen aber Großcontai­ner stehen. Die Bürger müssten die verschiede­nen Kunststoff­e dann nicht mehr sortieren. Gelbe Tonnen wären dann nicht notwendig und auch keine Abholungsl­ogistik.

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