Oberneul atmet auf – noch
Seit die B 300 bei Gallenbach „tiefergelegt“ist, haben es die Menschen viel ruhiger. Wenn die Baustelle einen weiteren Etappensieg erreicht, befürchten sie neue Belastungen
Aichach Oberneul/Gallenbach Lastwagen folgt auf Lastwagen, Auto um Auto donnert vorbei. Das bedeutet Lärm und Gestank. Nur wenige Meter entfernt stehen Pferde auf der Koppel, daneben liegen Stallung und Wohnhaus. Die Szenerie auf der Kuppe des Gallenbacher Berges hat jeder, der hier unterwegs war, noch gut in Erinnerung. Direkt neben Oberneul führte bis vor Kurzem die B 300-Trasse vorbei. Seit Anfang Juli ist die viel frequentierte Bundesstraße tiefergelegt, weiter weg vom Ort. Droben in Oberneul atmete man auf. Doch inzwischen gibt es dort neue Befürchtungen.
Die berüchtigte S-Kurve existiert seit Juli nicht mehr. Die alte Trasse des Gallenbacher Berges ist Geschichte. Wo früher die Autos donnerten, ist der Asphalt abgetragen, es entsteht wieder Ackerland. Die neue B300 verläuft gerader und flacher. Mit Sehnsucht hatten die Menschen in Oberneul auf den Tag gewartet, an dem die Straße weiter weg liegt. Die Erleichterung war für sie sofort spürbar. Nun aber sorgen sich die Bewohner, dass der Effekt nur kurzfristig war. Martin Diez jedenfalls stellt in einem Schreiben an das Staatliche Bauamt in Augsburg fest, dass „wir wieder unaufhörlich die abgeschafft geglaubte Lärmbelästigung wie vorher vor der Haustüre“haben. Denn: Die ehemalige B300 bei Oberneul dient nun als Gemeindeverbindungsstraße, über sie fließt der Verkehr zum Beispiel zum interkommunalen Gewerbegebiet Acht 300 bei Gallenbach.
Das macht Diez Sorgen, zumal er dachte, dass der Verkehr zum Gewerbegebiet nur über den Kreisel Bauernmarkt fließen sollte. So sei ihnen das zu Baubeginn jedenfalls verkauft worden, kritisiert Diez. Wenn nun die Lastwagen, die das Norma-Zentrallager und das künftige Paketverteilzentrum beliefern, an ihren Anwesen vorbeirauschten, könnten sie in Oberneul keine Verbesserung ihrer Lage erkennen, so Diez. Mit seiner Bitte, die Verkehrsführung noch einmal zu überdenken, haben Diez und die Oberneuler aber keine Chance.
Christoph Eichstaedt, zuständiger Abteilungsleiter im Bauamt, verweist auf den Planfeststellungs- beschluss. Von Anfang an sei demnach die Erschließung des Gewerbegebietes über die Anschlussstelle Gallenbach und die ehemalige B 300 bei Oberneul geplant gewesen. Das heißt: Fahrzeuge, die von Norden kommen, fahren in Gallenbach und an Oberneul vorbei. Der Verkehr aus Süden zum Gewerbegebiet wird über den „Kraken“und an der Western-City vorbei zur Brücke geleitet. Es müsse „bedauerlicherweise ein Missverständnis vorliegen“, das bei Diez zu anderen Erwartungen geführt habe, so Eichstaedt. Er betont, dass es nicht so schlimm komam men dürfte, wie man in Oberneul befürchte. Er begründet dies mit einem Vergleich: 2004 waren hier täglich 25 000 Fahrzeuge unterwegs, nach dem Umbau gehe ein Gutachten von 1300 Fahrzeugen aus, davon seien 120 dem Schwerverkehr zuzuordnen. Für Eichstaedt eine „überragende Verbesserung der Situation in Oberneul“.
Nun erreichen die Arbeiten zum vierspurigen Ausbau zwischen der Autobahn und Aichach einen weiteren Etappensieg: Die westliche Fahrbahn wird auf Höhe Gallenbach für den Verkehr freigegeben, sodass er dann in beiden Richtungen jeweils zweispurig fließt. Fertig ist dann auch die B300-Anschlussstelle im Westen. Sie stellt die Verbindung zwischen Gallenbach und Oberneul und von dort zum Abzweig zum Gewerbegebiet, zur Western-City und zum als „Kraken“bezeichneten Kreisel an der Autobahn her. Der Asphalt ist aufgebracht, die Schilder werden montiert. Demnächst kann also die Umleitung zum Gewerbegebiet über Lindl und Laimering aufgehoben werden. Einen genauen Termin hat das Staatliche Bauamt noch nicht bekannt gegeben.