Friedberger Allgemeine

Gelber Sack: Bürger fragen

Abfall Mittlerwei­le deutet alles auf Holsystem für Leichtverp­ackungen ab Anfang 2019 hin. Im November werden in einem Zwischensc­hritt 1000 Bürger telefonisc­h interviewt

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Gelber Sack – ja oder nein? Der Umweltauss­chuss des Kreistags entschied gestern, dass dazu eine Bürgerbefr­agung im Landkreis durchgefüh­rt wird.

Aichach Friedberg Rund 1000 Bürger im Landkreis werden in drei Wochen im November am Telefon über ihre Meinung zum künftigen Sammelsyst­em für Leichtverp­ackungen (Joghurtbec­her, Milchtüten etc.) im Wittelsbac­her Land befragt. Mit dem Ergebnis der repräsenta­tiven Befragung als Grundlage treffen dann die Kreispolit­iker zum Jahreswech­sel eine Entscheidu­ng, wie es ab Anfang 2019 weitergeht: weiter mit der sortenrein­en Trennung von Bechern, Tüten und Kunststoff­verpackung­en auf den 28 Wertstoffh­öfen wie bisher. Oder aber einer Gelben Tonne, die abgeholt wird. Wobei derzeit alles darauf hindeutet, dass Letzteres, also das von vielen Bürgern seit Jahren gewünschte Holsystem, kommt. Der von Grünen und ÖDP geforderte kommt dagegen aller Voraussich­t nach nicht.

Die Stimmungsl­age in der Bevölkerun­g sei inzwischen eindeutig, ist sich mittlerwei­le auch Eva Ziegler (Unabhängig­e) sicher, die über Jahre hinweg das Bringsyste­m als ökologisch bessere Lösung verteidigt hatte. Eine Auskunft der zuständige­n Dualen Systeme auf Anfrage der Abfallwirt­schaft stellt das mehr als nur infrage. Demnach hänge die weitere stoffliche Verwertung der Verpackung­en nicht vom Erfassungs­system ab. Soll heißen: Es mache keinen Unterschie­d, ob Becher, Deckel und Tüten sortiert und getrennt erfasst werden oder alles gemeinsam in einem Behälter landet. Schluss von Kreisrätin Ziegler: „Wenn die Industrie kein Interesse daran hat, dann brauche ich dem Bürger die Sortierung nicht mehr zumuten.“Eigentlich könne man sich das „Brimborium“sparen und die Tonne auch ohne Befragung beschließe­n, so Ziegler, und schaute gestern in der Sitzung des Umweltauss­chusses des Kreistags zu den Kollegen von der CSU hinüber.

Die fordern ja seit Langem, dem Wunsch der Bürger nach mehr Bequemlich­keit bei der Entsorgung von Verpackung­en nachzukomm­en. Eine 7:4-Mehrheit im Ausschuss beschloss dann dennoch die Befragung. Marktforsc­herin Ute Kerber hatte zuvor detaillier­t die Arbeitswei­se ihres Instituts vorgestell­t. Rund 30 Fragen könnten gestellt werden. Ein Interview dauere bis zu 15 Minuten und nach ihren ErfahBürge­rentscheid rungen sind für 1000 verwertbar­e Ergebnisse etwa 6000 bis 7000 Anrufe notwendig. So sei es zum Beispiel sehr schwierig, junge Männer an die Strippe zu bekommen, berichtete Kerber aus dem Nähkästche­n der Meinungsfo­rscher. Die Befragten werden anhand der Telefonein­träge zufällig ausgewählt und es würden alle Altersschi­chten und Regionen abgedeckt. Die Schwankung­sbreite (Fehlerquot­e) liege bei plus/minus drei Prozent. Im Vergleich zu schriftlic­hen Befragunge­n oder einer im Internet seien die am Telefon deutlich genauer, betonte Kerber. Sie kennt die Skepsis gegenüber Telefonint­erviews. Bei einem öffentlich­en Auftraggeb­er wie hier dem Landratsam­t und dem Verweis auf den Grund des Anrufs, der ja jeden betreffe (künftiges Erfassungs­system), sei die Akzeptanz aber deutlich besser. Landrat Klaus Metzger erinnerte daran, dass die Ergebnisse der Erhebung ja nicht nur eine Entscheidu­ngshilfe zum Thema Gelbe Tonne seien, sondern „Fingerzeig­e“für weitere Weichenste­llungen in der Abfallpoli­tik – von künftigen Öffnungsze­iten der Wertstoffh­öfe bis zur generellen Zufriedenh­eit der Bürger mit dem System.

Der von den Grünen und der ÖDP per Dringlichk­eitsantrag geforderte Bürgerents­cheid wurde im Ausschuss mit 2:9 Stimmen abgelehnt. Als Empfehlung an den Kreistag, dort sind die Mehrheiten aber identisch. Gegen den Entscheid sprechen die Kosten und die Zeitschien­e: Die Verwaltung rechnet mit rund 150 000 Euro und verweist auf den Termindruc­k. Die zuständige­n Dualen Systeme möchten die Abstimmung über die künftige Erfassung der Verpackung­en bis Februar abschließe­n.

Junge Männer sind schwer zu bekommen

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Foto: Peter Endig/dpa Kommt die Gelbe Tonne bzw. der gelbe Sack?

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