Gelber Sack: Bürger fragen
Abfall Mittlerweile deutet alles auf Holsystem für Leichtverpackungen ab Anfang 2019 hin. Im November werden in einem Zwischenschritt 1000 Bürger telefonisch interviewt
Gelber Sack – ja oder nein? Der Umweltausschuss des Kreistags entschied gestern, dass dazu eine Bürgerbefragung im Landkreis durchgeführt wird.
Aichach Friedberg Rund 1000 Bürger im Landkreis werden in drei Wochen im November am Telefon über ihre Meinung zum künftigen Sammelsystem für Leichtverpackungen (Joghurtbecher, Milchtüten etc.) im Wittelsbacher Land befragt. Mit dem Ergebnis der repräsentativen Befragung als Grundlage treffen dann die Kreispolitiker zum Jahreswechsel eine Entscheidung, wie es ab Anfang 2019 weitergeht: weiter mit der sortenreinen Trennung von Bechern, Tüten und Kunststoffverpackungen auf den 28 Wertstoffhöfen wie bisher. Oder aber einer Gelben Tonne, die abgeholt wird. Wobei derzeit alles darauf hindeutet, dass Letzteres, also das von vielen Bürgern seit Jahren gewünschte Holsystem, kommt. Der von Grünen und ÖDP geforderte kommt dagegen aller Voraussicht nach nicht.
Die Stimmungslage in der Bevölkerung sei inzwischen eindeutig, ist sich mittlerweile auch Eva Ziegler (Unabhängige) sicher, die über Jahre hinweg das Bringsystem als ökologisch bessere Lösung verteidigt hatte. Eine Auskunft der zuständigen Dualen Systeme auf Anfrage der Abfallwirtschaft stellt das mehr als nur infrage. Demnach hänge die weitere stoffliche Verwertung der Verpackungen nicht vom Erfassungssystem ab. Soll heißen: Es mache keinen Unterschied, ob Becher, Deckel und Tüten sortiert und getrennt erfasst werden oder alles gemeinsam in einem Behälter landet. Schluss von Kreisrätin Ziegler: „Wenn die Industrie kein Interesse daran hat, dann brauche ich dem Bürger die Sortierung nicht mehr zumuten.“Eigentlich könne man sich das „Brimborium“sparen und die Tonne auch ohne Befragung beschließen, so Ziegler, und schaute gestern in der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags zu den Kollegen von der CSU hinüber.
Die fordern ja seit Langem, dem Wunsch der Bürger nach mehr Bequemlichkeit bei der Entsorgung von Verpackungen nachzukommen. Eine 7:4-Mehrheit im Ausschuss beschloss dann dennoch die Befragung. Marktforscherin Ute Kerber hatte zuvor detailliert die Arbeitsweise ihres Instituts vorgestellt. Rund 30 Fragen könnten gestellt werden. Ein Interview dauere bis zu 15 Minuten und nach ihren ErfahBürgerentscheid rungen sind für 1000 verwertbare Ergebnisse etwa 6000 bis 7000 Anrufe notwendig. So sei es zum Beispiel sehr schwierig, junge Männer an die Strippe zu bekommen, berichtete Kerber aus dem Nähkästchen der Meinungsforscher. Die Befragten werden anhand der Telefoneinträge zufällig ausgewählt und es würden alle Altersschichten und Regionen abgedeckt. Die Schwankungsbreite (Fehlerquote) liege bei plus/minus drei Prozent. Im Vergleich zu schriftlichen Befragungen oder einer im Internet seien die am Telefon deutlich genauer, betonte Kerber. Sie kennt die Skepsis gegenüber Telefoninterviews. Bei einem öffentlichen Auftraggeber wie hier dem Landratsamt und dem Verweis auf den Grund des Anrufs, der ja jeden betreffe (künftiges Erfassungssystem), sei die Akzeptanz aber deutlich besser. Landrat Klaus Metzger erinnerte daran, dass die Ergebnisse der Erhebung ja nicht nur eine Entscheidungshilfe zum Thema Gelbe Tonne seien, sondern „Fingerzeige“für weitere Weichenstellungen in der Abfallpolitik – von künftigen Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe bis zur generellen Zufriedenheit der Bürger mit dem System.
Der von den Grünen und der ÖDP per Dringlichkeitsantrag geforderte Bürgerentscheid wurde im Ausschuss mit 2:9 Stimmen abgelehnt. Als Empfehlung an den Kreistag, dort sind die Mehrheiten aber identisch. Gegen den Entscheid sprechen die Kosten und die Zeitschiene: Die Verwaltung rechnet mit rund 150 000 Euro und verweist auf den Termindruck. Die zuständigen Dualen Systeme möchten die Abstimmung über die künftige Erfassung der Verpackungen bis Februar abschließen.
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