Friedberger Allgemeine

Ekström liebt die Extreme

Privat mag es der Renn-Pilot „langweilig“, doch auf der Piste kennt er nur eine Taktik. Der Schwede kann am Wochenende im DTM-Finale von Hockenheim seinen dritten Titel holen

- VON MILAN SAKO

Augsburg Die Taktik klingt einfach, aber nicht jeder kann sie so gut umsetzen wie Mattias Ekström: „Es gibt keinen Grund nicht Vollgas zu fahren. Ich bleibe auf dem Weg, auf dem ich das ganze Jahr gefahren bin“, sagt der 39-jährige Rennsportl­er vor dem Finale im Deutschen Tourenwage­n-Masters am Samstag und Sonntag in Hockenheim. Mit starken Leistungen in den bisherigen 16 Saisonläuf­en hat Ekström in der Gesamtwert­ung die Pole Position erobert.

Vor dem Endspurt auf der Traditions­strecke im Badischen hat der Pilot aus dem Allgäuer Abt-AudiRennst­all 21 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatz­ierten Rene Rast vom Audi Team Rosberg. Der Vorsprung klingt komfortabe­l, doch ein Pilot kann pro Rennen 28 Punkte holen (25 für den Sieg, 3 für die Pole Position). Insgesamt 56 Zähler werden am Wochenende vergeben, gelaufen ist das Rennen noch lange nicht. Auch deshalb hält Ekström nichts von taktischen Spielchen oder auf Platz, statt auf Sieg zu fahren.

Dennoch müsste schon vieles schief laufen, wenn er auf der Zielgerade­n seinen dritten DTM-Titel nach 2004 und 2007 verpassen sollte. Der Schwede gilt als eine der prägenden Figuren der Tourenwage­n-Serie. In den Interviews redet er so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und sagt manchmal Dinge, die seinem Arbeitgebe­r Audi oder den DTM-Chefs nicht gefallen. Genauso geradlinig ist er auf dem Asphalt unterwegs. Ekström lebt sein Motto aus: Go hard or go home - gib alles oder geh heim. Sportlich liebt der Mann aus Falun das Risiko, doch abseits der Piste schätzt er selbst gewählte Leitplanke­n. Beruflich startet der Eishockey-Fan seit 17 Jahren in der DTM und steuert seit 17 Jahren einen Boliden der Kemptener Mannschaft von HansJürgen Abt.

Der Teamchef schätzt zwei Seiten an seinem langjährig­en Mitarbeite­r. „In der Box zieht er alle anderen an sich, er motiviert sie und gibt ihnen das Gefühl, dass wir gemeinsam stark sind“, sagt Hans-Jürgen Abt. Als erfahrener Pilot gebe Ekström den Renn-Ingenieure­n viel Input, um das Auto zu verbessern. „Er bringt es auf den Punkt, ein junger Fahrer kann das so nicht leisten“, sagt der Teamchef. Auf der Strecke sei der zweifache DTM-Meister schnell und ehrgeizig. „Aber er geht nicht mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn er manchmal ein Heißsporn ist.“Ekström seinerseit­s weiß, dass im Motorsport der Fahrer nur so gut ist wie die gesamte Mannschaft: „Ich bin so ein loyaler Hund und mag es, mit denselben Leuten zusammenzu­arbeiten.“Hans-Jürgen Abt sei wie ein zweiter Vater für ihn.

Das lief, wie im echten Leben, nicht immer harmonisch ab. Als Mattias noch jung war, musste der Papa ihn auch mal erziehen, erzählt Hans-Jürgen Abt. Die Partnersch­aft hält nun schon 193 DTM-Rennen und war für beide Seiten fruchtbar. Mit 23 Siegen ist Ekström der erfolgreic­hste Audi-DTM-Fahrer der Geschichte.

Vielleicht schon nach dem Rennen am Samstag, spätestens am Sonntag, will er sich als dritter Pilot in die Reihe der Tourenwage­nGranden wie Klaus Ludwig und Bernd Schneider einreihen, die mehr als zwei Titel gewannen.

Ganz im Gegensatz zu seinen wilden Ritten auf dem Asphalt gibt der 39-Jährige in der Renn-Vorbereitu­ng den braven Schweden: „Da bin ich relativ langweilig.“Er joggt nicht und erklimmt auch nicht die Berge seiner österreich­ischen Wahlheimat Ellmau. Nein, der Rennfahrer versucht mit viel Schlaf und gutem Essen Energie für das hektische Wochenende mit Qualifying, zwei Rennen und Sponsorent­erminen zu tanken. „Ich verbringe viel Zeit mit der Familie oder schmuse mit den Hunden“, sagt Ekström, der mit seiner Partnerin Heidi einen Sohn (Mats) und eine Tochter (Hanna) hat.

Der Pilot genießt die knappe Zeit zuhause. Seit drei Jahren hat er ein eigenes Rallye-Cross-Team EKS aufgebaut, das in der Rallye-CrossWeltm­eisterscha­ft startet. Als Fahrer nimmt der blonde Schwede die Doppelbela­stung gerne in Kauf. Am Wochenende fokussiert er sich jedoch ganz auf die DTM.

Ans Aufhören denkt der 39-Jährige nicht. Sein Ziel für das Rennjahr 2018: „Noch einmal mit der Startnumme­r eins in die Saison zu gehen, muss sein.“Diese Zahl ist für den DTM-Meister des Jahres 2017 reserviert.

ODTM im Fernsehen

Die ARD überträgt live aus Hockenheim; am Samstag ab 14.30 Uhr und am Sonn tag ab 15 Uhr.

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Foto: Ralf Lienert „Es gibt keinen Grund, nicht Vollgas zu fahren“. Der Schwede Mattias Ekström will auch in Hockenheim seine Strategie nicht ändern.

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