Wenn der Kirchberg wegrutscht
In St. Stephan Wiffertshausen gibt es Probleme mit der Statik. Wie ist das passiert?
Wiffertshausen/Friedberg Süd Große Sorgen machen der Stadtpfarrei St. Jakob ihre beiden Stephanskirchen in Wiffertshausen und Friedberg-Süd. Sie müssen laut Stadtpfarrer Steffen Brühl unbedingt saniert werden. In Wiffertshausen wurde unlängst eine Notsicherung vorgenommen, die Mittelstrebe musste abgestützt werden. Der Grund: Der Hügel rutscht nach außen hin weg.
Erste Untersuchungen ergaben, dass aller Voraussicht nach der Hang mithilfe von Betonstreben abgestützt werden muss, um Schlimmeres zu verhindern. Die erste grobe Kostenschätzung dafür beläuft sich auf eine halbe Million Euro. Die Ursache der Erdbewegung ist laut Brühl bislang unklar. Die Kirche ist sehr alt; es könnte sein, dass veränderte Wasserströme und/oder der Bau der Kanalisation in dem Dorf mit der Zeit Auswirkungen hatten. Problem laut Brühl: „Die Pfarrei hat kein Geld. Aber es muss etwas getan werden.“Zwar werde in Wiffertshausen nur noch einmal in der Woche ein Gottesdienst abgehalten, doch sei das Gotteshaus ein Mittelpunkt und prägend für das Dorfbild.
St. Stephan in Wiffertshausen ist etwas Besonderes, nämlich einer der ältesten Kirchenorte der Region. Bei der Renovierung im Jahr 1980 stellte sich nämlich heraus, dass die Grundmauern noch auf die Zeit vor den Ungarneinfällen ab 900 zurückgehen. Stadtpfarrer Steffen Brühl vermutet, dass sich dort bereits in vorchristlicher Zeit eine Kultstätte befand. Die Kirche – die jetzige Form des Langbaus stammt aus dem 19. Jahrhundert – steht unter Denkmalschutz.
Die namensgleiche Kirche in Friedberg-Süd, in der auch immer wieder Konzerte stattfinden, macht ebenfalls Probleme. Hier bröckelt der Stuck, der im Stil des Rokoko gehalten ist und vermutlich von Johann Schmuzer, einem Schüler der Wessobrunner Schule, stammt. Die Kirche St. Stephan entstand in der Zeit des Friedberger Aufschwungs nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die Stadt wegen des aufblühenden Uhrmachergewerbes nach der nahezu vollständigen Zerstörung des Krieges eine neue Blüte erlebte. Die Barockkirche ist ebenfalls denkmalgeschützt.
Auch die Stephanskirche im Stadtteil Friedberg-Süd geht allerdings auf das neunte Jahrhundert zurück. Damals wurden viele Gotteshäuser dem Märtyrer geweiht. Der heilige Stephan gilt in der katholischen Kirche als Schutzheiliger verschiedener Handwerker – unter anderem auch als Patron der Maurer, Steinhauer und Zimmerleute. Vielleicht hilft das ja bei der Renovierung.