„Die Glut“befeuert die Diskussion
Literatur Mit dem Roman von Sandor Márai startet die Aktion „Kissing liest ein Buch“
Kissing Groß war das Interesse an der ersten Veranstaltung „Kissing liest ein Buch“. Eine Runde von 20 Lesern setzte sich in der Bücherei mit viel Lust am Diskurs mit dem Roman „Die Glut“des Ungarn Sandor Márai auseinander.
Büchereileiterin Petra Scola und Mitarbeiterin Jutta Wienken freuten sich besonders, dass auch drei Männer dabei waren. Denn oft sind ja Literaturkreise reine Frauensache. Gesprächsstoff gab es genügend, da hätte nicht mal der dargebotene Wein die Zunge lockern müssen. Aber so war es eine gemütliche Angelegenheit, obwohl das besprochene Buch so gar nicht zum Einlullen taugt.
Kernstück des Romans ist das Treffen zwischen General Henrik und seinem engsten Jugendfreund Konrad in einem ungarischen Jagd- schloss. Dort soll nach 40 Jahren das Geheimnis gelüftet werden, welche Rolle die schöne junge Ehefrau des Generals für die beiden Männer spielte. Einen quälenden Gespensterroman habe Sandor Márai mit „Die Glut“geschrieben – so lautete 1998 die Meinung eines Rezensenten der FAZ zu der viel beachteten Neuauflage.
In der Kissinger Runde gingen die Meinungen auseinander. Es sei in einer wunderbaren Sprache geschrieben, sehr gut aus dem Ungarischen übersetzt, aber verstörend, mit einem nervtötenden allzu langen Monolog und nicht mal ein richtiges Ende gebe es, so eine Auswahl der Reaktionen. „Ich habe das Buch ausgesucht, weil es einen sehr beschäftigt und keine Antworten gibt“, erklärte Petra Scola.
Thema war es bereits im seit 2009 bestehenden Literaturkreis und die Büchereileiterin erinnerte sich an ei- nen „sehr ergiebigen“Abend. Dieses Mal drehte sich die Diskussion auch darum, ob es sich mit den Motiven der Jagd, des Militärs und des Tötens um ein Männerbuch handle. Manche hatten „Die Glut“schon zweimal gelesen, manche steckten noch mittendrin, andere kannten nur die Zusammenfassung im Internet oder wollten sich erst zum Lesen animieren lassen. Einen interessanten Beitrag lieferte eine aus Siebenbürgen stammende Dame, die in Kenntnis der damaligen Gesellschaft und der ungarischen Sprache einen ganz anderen Blickwinkel einnahm.
Und so gab es einstimmigen Applaus für den erstmalig veranstalteten Abend, der als Alternative oder Zusatzangebot zum seit acht Jahren bestehenden Literaturkreis angesehen wird. Wie berichtet kann dieser nicht noch mehr Teilnehmer aufnehmen. Manchen Lesern sind halbjährliche Zusammenkünfte auch lieber als monatliche Treffen. Die von Petra Scola zunächst angeregte Gründung eines Hauskreises stieß jedoch nicht auf Interesse. O Nächster Termin Mittwoch, 28. Fe bruar. Es geht um „Die Wand“von Marlen Haushofer. Dazu will Petra Scola wieder einige Exemplare für die Auslei he anschaffen.