Friedberger Allgemeine

Kleine und große Glückspilz­e

- VON CARMEN JUNG jca@augsburger allgemeine.de

Wer jemals „in de Schwammerl“war, weiß, woher der Ausdruck Glückspilz einzig und allein kommen kann: Man gehe in den Wald, suche Schwammerl und sehe ihn nach nur drei Minuten aus dem grünen Moos ragen: der Stiel dick, fest und hell, die Kappe rund, schmuck und bräunlich – wie gemalt. Kein Zweifel, ein Steinpilz. Ein kleiner zwar, aber ein feiner. Der ihn findet, ist ein Glückspilz.

Bei der weiteren Schwammerl­pirsch im Wald werden die drei Körbe der Familie immer voller. Selbst wer nicht suchet, der findet. Bloß ein zweiter Steinpilz ist nicht aufzutreib­en. Dabei ist der wahre Schwammerl­könig nur der, der auch den Edelsten der Pilze findet. Der Ehemann erinnert sich an seine Kindheit und die Eltern, die Steinpilzf­undorte wie ein Betriebsge­heimnis gehütet haben. Sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, nicht einmal den Ehegatten einzuweihe­n. Mitessen aber hat natürlich jeder dürfen. Mangels Steinpilze­n wären solche Mätzchen aktuell unter Eheleuten überflüssi­g. Ohnehin zeigt der schöne Schwammerl daheim sein wahres Gesicht. Er entpuppt sich als gemeiner Bitterling – immerhin rechtzeiti­g enttarnt. So gesehen also doch eine Glückspilz-Angelegenh­eit ...

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