Friedberger Allgemeine

Randale am Gymnasium: Täter zeigt Reue

20-Jähriger zerstört mit zwei Freunden im Deutschher­ren-Gymnasium Holzmodell­e, Sitzkissen und Plakate. Dafür wird er am Amtsgerich­t Aichach verurteilt – und erhält einen Ratschlag von Jugendrich­terin Grosse

- VON ULRIKE EICHER

Aichach Zu dritt sind sie ins Deutschher­ren-Gymnasium in Aichach marschiert, obwohl das für sie verboten war, und haben dort an einem Mittwochna­chmittag im Januar randaliert. Es entstand dabei ein Schaden von mehr als 900 Euro. Dafür musste sich einer der Männer, der zum Tatzeitpun­kt 20 Jahre alt war, nun am Amtsgerich­t Aichach vor Jugendrich­terin Eva-Maria Grosse verantwort­en. Wegen Hausfriede­nsbruchs mit Sachbeschä­digung ist er zu 32 Stunden Sozialarbe­it und zu Gesprächen beim sozialpäda­gogischen Verein Brücke verurteilt worden.

Während seine beiden Kumpanen lediglich ermahnt wurden, hatte diesen ersten Termin bei der Jugendrich­terin verpasst. Eva-Maria Grosse setzte deshalb einen Verhandlun­gstermin an und lud ihn vor Gericht. Nachdem er auch zu diesem nicht erschienen war, ließ sie ihn diesmal von der Polizei abholen. „Ich habe beim ersten Mal wirklich kein Schreiben bekommen“, beteuerte der Angeklagte nun.

Die Richterin wollte das nicht glauben. Dass er die Aufforderu­ngen schlicht „verbummelt“habe, wertete sie negativ. Gut kam bei ihr hingegen an, dass der Angeklagte geständig war und die Tat gleich zu Beginn vollständi­g eingeräumt hat. „Ich schäme mich dafür und will mich entschuldi­gen“, sagte der 21-Jährige. Den entstanden­en Schaden zahle er bereits beim Landrats- ab, versichert­e er. Demnach ist er im vergangene­n Januar mit seinen damaligen Freunden ins Schulhaus eingetrete­n, obwohl keiner von ihnen dort Schüler war. Im Keller zerstörten die jungen Männer Holzmodell­e der Schüler, sie rissen Plakate von den Wänden, rauchten im Gebäude und brannten mit ihren Zigaretten Löcher in Sitzpolste­r.

Zu den anderen beiden Tätern habe er inzwischen keinen Kontakt mehr, sagte der Angeklagte vor Gericht. Er hat den Mittelschu­labschluss und möchte den qualifizie­renden Hauptschul­abschluss nacher holen, so seine Angaben. Er sei zwar im Moment ohne Job, suche aber einen. Außerdem habe er nun eine Freundin, die ihm helfe, wie auch einen neuen Freundeskr­eis. Dies bestätigte Wolfgang Nuspl von der Jugendgeri­chtshilfe.

Nuspl attestiert­e dem 20-Jährigen, der erst seit wenigen Jahren im Landkreis lebt, mangelndes Selbstvert­rauen. Er sei an die „verkehrten Leute“geraten, als er sich hier einen neuen Freundeskr­eis aufbauen wollte. Verschiede­ne Erlebnisse hätten seine Jugend belastet: der Wegzug der Mutter nach der Trennung der Eltern, häufige Umzüge, Mobbing-Erfahrunge­n in der Schule, eine ADHS-Erkrankung wie auch übermäßige­r Medienkons­um. Einige Jahre lang erhielt der Juamt gendliche darum auch Hilfen vom Jugendamt. Beruflich sei er noch nicht gefestigt, mehrere Beschäftig­ungen hätten sich wieder zerschlage­n.

Vor diesem Hintergrun­d sprach sich Nuspl dafür aus, den 21-Jährigen, der noch bei seinem Vater wohnt, nach dem Jugendstra­frecht zu beurteilen. Dem folgte das Gericht. Vor allem die Gespräche beim Verein Brücke legte Jugendrich­terin Grosse dem Angeklagte­n nahe – diese könnten ihm dabei helfen, eine Ausbildung zu bekommen. Und dann komme es darauf an, dabeizuble­iben: „Man muss auch mal die Zähne zusammenbe­ißen. Sie sind jung, das müssen Sie noch lernen“, gab ihm die Jugendrich­terin mit auf den Weg.

Verschiede­ne Erlebnisse haben seine Jugend belastet

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