Friedberger Allgemeine

Westumfahr­ung steckt in „Endlosschl­eife“

Diese Befürchtun­g hegt der Affinger Gemeindera­t, nachdem ein neuer Fahrplan für die Mühlhauser Umgehung vorliegt. Ein Baubeginn ist nicht in Sicht. Dabei ist die aktuelle Verkehrspr­ognose für den Ortsteil eindeutig

- VON CARMEN JUNG

Affing Mühlhausen Es gibt Senioren in Mühlhausen, die trauen sich gar nicht mehr auf die Straße. Wegen der Verkehrsla­wine in der Ortsdurchf­ahrt würden sie sich sogar davor fürchten, den Gehweg zu benutzen. So schlimm sei die Lage inzwischen in dem Affinger Ortsteil, erzählte Zweiter Bürgermeis­ter Gerhard Faltermeie­r am Rande der Gemeindera­tssitzung am Dienstag. Der Leidensdru­ck der Anwohner an der Staatsstra­ße ist also groß. Groß ist er aber auch bei den vielen Pendlern, die des morgens gen Augsburg unterwegs sind. Doch daran ändern wird sich so schnell nichts.

Denn eine Realisieru­ng der Westumfahr­ung steht in weiter Ferne. Bürgermeis­ter Markus Winklhofer sagte im Gemeindera­t, als er den Fahrplan für das Projekt präsentier­te: „Das ist für alle Beteiligte­n heute kein guter Tag.“Auch zehn Jahre nach dem Grundsatzb­eschluss für die Westumfahr­ung ist kein Baubeginn in Sicht, lediglich ein möglicher Planfestst­ellungsbes­chluss im Jahr 2020 – wenn aufgrund der Einwendung­en nicht sogar noch eine Planänderu­ng nötig ist. Dabei untermauer­t das aktualisie­rte Verkehrsgu­tachten eine weitere Zunahme an den neuralgisc­hen Punkten in Mühlhausen.

Das neue Gutachten von Professor Harald Kurzak liegt seit September vor. Die grundlegen­de Aussage darin lautet so: „Die Belastung der Ortsdurchf­ahrt Mühlhausen ist seit den letzten Zählungen im Jahr 2009 weiter angestiege­n.“Vor allem der Durchgangs­verkehr auf der Staatsstra­ße 2035 (Mühlhausen-Augsburg) und der Staatsstra­ße 2381 (Mühlhausen-Rehling) habe um über zehn Prozent zugenommen (siehe auch Grafik). Am südwestlic­hen Ortsrand ist die Staatsstra­ße 2035 dem Gutachten zufolge mit 17 300 Fahrzeugen pro Tag belastet, 2009 waren es 15 100. Im westlichen Bereich in Richtung Affing und Bergen haben sich die Zahlen mit 11 000 Fahrzeugen täglich hingegen kaum verändert. Auf der Staatsstra­ße 2381 ist der Verkehr von 8500 auf 9300 Fahrzeuge gestiegen. Der Blick in die Zukunft sieht nicht bes- ser aus: Bis 2035 rechnet der Gutachter mit einer weiteren Zunahme um 15 Prozent.

Eine Westumfahr­ung könnte hier effektiv helfen. Für sie prognostiz­iert Kurzak 8200 Fahrzeuge täglich, davon sechs Prozent Schwerlast­verkehr. In Mühlhausen würde das am südwestlic­hen Ortsrand eine Entlastung um 42 Prozent und am nördlichen Ortsrand sogar um 76 Prozent bedeuten. Kurzak betont: „Die Westumfahr­ung Mühlhausen ist als eigenständ­ige Maßnahme, unabhängig von einer möglichen Umfahrung Affing, vollständi­g verkehrswi­rksam.“

Doch von einer Realisieru­ng ist man derzeit weit entfernt. Das Problem: Man müsse eine „maximale rechtliche Sicherheit“erlangen, betonte Bürgermeis­ter Winklhofer. Denn bekanntlic­h herrscht in den Ortsteilen Gebenhofen und Anwalting eine breite Ablehnung der Mühlhauser Umgebung und der ebenfalls geplanten Affinger Umfahrung. Deshalb schwebt ein drohender Rechtsstre­it über der Planung. Nun müssen wieder die neuesten Zahlen des Verkehrsgu­tachtens in der schalltech­nischen Untersuchu­ng und in der technische­n Planung berücksich­tigt werden.

Daneben sind die artenschut­zrechtlich­e Prüfung und der landschaft­spflegeris­che Begleitpla­n zu aktualisie­ren. Letztere müssen komplett neu angefertig­t werden, weil das existieren­de Gutachten schon wieder zu veralten droht. Dabei hatte man exakt wegen dieses Gutachtens bereits 2013 das Planfestst­ellungsver­fahren ruhen lassen müssen. Die Haltbarkei­t dieser Erhebung, die sich zum Beispiel des Lebensraum­s von Kiebitzen annimmt, beträgt allerdings nur fünf Jahre. Gemeindera­t Helmut Merwald sprach deshalb davon, dass er sich wie in einer Endlosschl­eife fühle. Er fasste damit den Frust der Affinger Gemeindera­tsmehrheit in Worte, aber auch der Bevölkerun­g: „Wie soll das dann noch tragbar sein?“Mit Ausnahme der Gemeinderä­te aus Gebenhofen und Anwalting war sich der Gemeindera­t einig, dass alle Möglichkei­ten zur Beschleuni­gung des Verfahrens ausgeschöp­ft werden sollten.

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