Friedberger Allgemeine

Ja zu neuen Stadtbusli­nien

Das „Konzept 2020“fußt auf drei Linien durch die Kernstadt. Den größten Fortschrit­t bringt das für die Stadtteile im Norden. Es gibt aber auch Verschlech­terungen

- VON THOMAS GOSSNER

Zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2019 soll ein neues Buskonzept in Friedberg starten. Stadt und Landkreis lassen sich das viel Geld kosten.

Friedberg Mit dem „Buskonzept 2020“will Friedberg den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) verbessern – und nimmt dazu auch ordentlich Geld in die Hand. Weil die neuen Linien nicht im aktuellen Nahverkehr­splan für die Region enthalten sind, müssen Landkreis und Stadt die Kosten von rund 600 000 Euro selber tragen. Entspreche­nd dem vom Kreistag beschlosse­nen 60:40-Verhältnis kommen damit auf den Kreis 360 000 und auf die Stadt 240000 Euro zu.

Das neue Konzept, das voraussich­tlich zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2019 in Kraft treten soll, fußt auf drei Buslinien, die die bisherigen AVV-Linien 200, 201 und 202 ablösen.

● Gelb Die in unserer Grafik gelb eingezeich­nete Linie ähnelt der bestehende­n Linie 200. Sie führt vom Park-and-ride-Platz in FriedbergW­est über den Marienplat­z, die Garage Ost, den Bahnhof, FriedbergS­üd und die Stadthalle nach Friedberg-Ost. Sie soll montags bis samstags von 5 bis 0.30 Uhr im 30-Minuten-Takt, an Sonn- und Feiertagen im 60-Minuten-Takt verkehren.

● Rot Die rote Linie in der Grafik startet ebenfalls am Park-and-ridePlatz und fährt über den Marienplat­z und die Garage Ost zum Bahnhof. Von dort geht es über die Wiffertsha­user Straße, die Pater-FranzReini­sch-Straße und die Herrgottsr­uhstraße wieder zum Bahnhof und über den Marienplat­z zum Ausgangspu­nkt. An Wochentage­n ist ebenfalls ein 30-Minuten-Takt und an Sonn- und Feiertagen ein 60-Minuten-Takt vorgesehen. ● Blau Mit der blau dargestell­ten Linie wird erstmals eine direkte Verbindung von den nördlichen Stadtteile­n zur Innenstadt hergestell­t. Der Kurs verläuft von Derching über Haberskirc­h, Stätzling und Wulfertsha­usen nach Friedberg-Ost. Weiter geht es über die Stadthalle zum Bahnhof, zur Straße am Holzgarten, zur Marquardts­traße und über die Luitpold- und Afrastraße zum Park-and-ride-Platz. Auf derselben Strecke fährt der Bus dann retour in den Norden. Montags bis freitags von 5 bis 19 Uhr und samstags von 8 bis 18 Uhr gilt der 60-Minuten-Takt.

Alle übrigen Angebote des AVV, seien es die bestehende­n Linien aus den Stadtteile­n im Süden und Norden oder die Anrufsamme­ltaxis, bleiben unveränder­t. Allerdings werden die Endhaltest­ellen Friedberg-Ost und Grundschul­e-Süd nicht mehr so häufig bedient wie derzeit. Unter dem Strich kommt es jedoch zu einer deutlichen Ausweitung des Angebots. Statt 290 000 Kilometer (einschließ­lich Altstadt-Express) legen die Busse künftig 445 000 Kilometer im Friedberge­r Stadtgebie­t zurück, rechnete Karlheinz Heiß vom AVV vor. Wünsche aus den Reihen des Stadtrats nach weiteren Haltestell­en sind nach seinen Worten wegen der Taktung und der Fahrzeiten aber kaum zu erfüllen.

Die Politiker waren von dem Bussystem durchweg angetan. Von einer starken Aufwertung sprach Thomas Kleist (CSU). „Endlich ein Konzept, bei dem die Menschen daran denken können, vom Auto auf den Bus umzusteige­n“, sagte Marion Brülls (Grüne). Auch Johannes Hatzold (Freie Wähler) kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an. Aus Sicht von Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) ist dies jedoch das Minimum für einen interessan­ten Nahverkehr.

„Wir hoffen, dass das irgendwann ganz auf den AVV übergeht“, sagte Roland Fuchs (SPD). Die Ausgaben belasteten die Stadt in den nächsten Jahren, dennoch stünden die Verbesseru­ngen im Vordergrun­d. „Dafür müssen wir in diesen leicht sauren Apfel beißen“, sagte Fuchs. Die Finanzieru­ng missfällt auch Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD). Der ÖPNV sei eine Kreisangel­egenheit, erinnerte er. Dass die Stadt 40 Prozent zahle und am Anteil des Landkreise­s durch die Kreisumlag­e noch einmal mit einem Drittel beteiligt sei, bezeichnet­e er als grenzwerti­g.

Eichmann zeigte sich auch nicht bereit, auf den Vorschlag des Kreises einzugehen, bei der Erschließu­ng der Gewerbegeb­iete in Derching und an der Marquardts­traße den 60:40-Schlüssel anzuwenden. Üblicherwe­ise übernimmt der Kreis in diesen Fällen nämlich die Gesamtkost­en. Im Kreisentwi­cklungsaus­schuss hieß es jedoch, dass es sich dabei lediglich um 20 000 Euro handle und dieser Betrag angesichts der Gesamtkost­en keine Rolle spiele. Der Stadtrat beauftragt­e Eichmann, noch einmal mit dem Landkreis zu verhandeln. Eine knappe Mehrheit des Stadtrats sprach sich am Ende gegen eine Variante aus, die Mehrkosten von 143000 Euro für Friedberg gebracht hätte. Die rote Linie wäre dabei von einem Midibus im 15-Minuten-Takt bedient worden.

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Foto: Thomas Goßner Der Busbahnhof bleibt die Drehscheib­e für den Friedberge­r Nahverkehr. Voraussich­tlich von Dezember 2019 an machen hier neue Linien Halt.

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