Ja zu neuen Stadtbuslinien
Das „Konzept 2020“fußt auf drei Linien durch die Kernstadt. Den größten Fortschritt bringt das für die Stadtteile im Norden. Es gibt aber auch Verschlechterungen
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 soll ein neues Buskonzept in Friedberg starten. Stadt und Landkreis lassen sich das viel Geld kosten.
Friedberg Mit dem „Buskonzept 2020“will Friedberg den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verbessern – und nimmt dazu auch ordentlich Geld in die Hand. Weil die neuen Linien nicht im aktuellen Nahverkehrsplan für die Region enthalten sind, müssen Landkreis und Stadt die Kosten von rund 600 000 Euro selber tragen. Entsprechend dem vom Kreistag beschlossenen 60:40-Verhältnis kommen damit auf den Kreis 360 000 und auf die Stadt 240000 Euro zu.
Das neue Konzept, das voraussichtlich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 in Kraft treten soll, fußt auf drei Buslinien, die die bisherigen AVV-Linien 200, 201 und 202 ablösen.
● Gelb Die in unserer Grafik gelb eingezeichnete Linie ähnelt der bestehenden Linie 200. Sie führt vom Park-and-ride-Platz in FriedbergWest über den Marienplatz, die Garage Ost, den Bahnhof, FriedbergSüd und die Stadthalle nach Friedberg-Ost. Sie soll montags bis samstags von 5 bis 0.30 Uhr im 30-Minuten-Takt, an Sonn- und Feiertagen im 60-Minuten-Takt verkehren.
● Rot Die rote Linie in der Grafik startet ebenfalls am Park-and-ridePlatz und fährt über den Marienplatz und die Garage Ost zum Bahnhof. Von dort geht es über die Wiffertshauser Straße, die Pater-FranzReinisch-Straße und die Herrgottsruhstraße wieder zum Bahnhof und über den Marienplatz zum Ausgangspunkt. An Wochentagen ist ebenfalls ein 30-Minuten-Takt und an Sonn- und Feiertagen ein 60-Minuten-Takt vorgesehen. ● Blau Mit der blau dargestellten Linie wird erstmals eine direkte Verbindung von den nördlichen Stadtteilen zur Innenstadt hergestellt. Der Kurs verläuft von Derching über Haberskirch, Stätzling und Wulfertshausen nach Friedberg-Ost. Weiter geht es über die Stadthalle zum Bahnhof, zur Straße am Holzgarten, zur Marquardtstraße und über die Luitpold- und Afrastraße zum Park-and-ride-Platz. Auf derselben Strecke fährt der Bus dann retour in den Norden. Montags bis freitags von 5 bis 19 Uhr und samstags von 8 bis 18 Uhr gilt der 60-Minuten-Takt.
Alle übrigen Angebote des AVV, seien es die bestehenden Linien aus den Stadtteilen im Süden und Norden oder die Anrufsammeltaxis, bleiben unverändert. Allerdings werden die Endhaltestellen Friedberg-Ost und Grundschule-Süd nicht mehr so häufig bedient wie derzeit. Unter dem Strich kommt es jedoch zu einer deutlichen Ausweitung des Angebots. Statt 290 000 Kilometer (einschließlich Altstadt-Express) legen die Busse künftig 445 000 Kilometer im Friedberger Stadtgebiet zurück, rechnete Karlheinz Heiß vom AVV vor. Wünsche aus den Reihen des Stadtrats nach weiteren Haltestellen sind nach seinen Worten wegen der Taktung und der Fahrzeiten aber kaum zu erfüllen.
Die Politiker waren von dem Bussystem durchweg angetan. Von einer starken Aufwertung sprach Thomas Kleist (CSU). „Endlich ein Konzept, bei dem die Menschen daran denken können, vom Auto auf den Bus umzusteigen“, sagte Marion Brülls (Grüne). Auch Johannes Hatzold (Freie Wähler) kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an. Aus Sicht von Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) ist dies jedoch das Minimum für einen interessanten Nahverkehr.
„Wir hoffen, dass das irgendwann ganz auf den AVV übergeht“, sagte Roland Fuchs (SPD). Die Ausgaben belasteten die Stadt in den nächsten Jahren, dennoch stünden die Verbesserungen im Vordergrund. „Dafür müssen wir in diesen leicht sauren Apfel beißen“, sagte Fuchs. Die Finanzierung missfällt auch Bürgermeister Roland Eichmann (SPD). Der ÖPNV sei eine Kreisangelegenheit, erinnerte er. Dass die Stadt 40 Prozent zahle und am Anteil des Landkreises durch die Kreisumlage noch einmal mit einem Drittel beteiligt sei, bezeichnete er als grenzwertig.
Eichmann zeigte sich auch nicht bereit, auf den Vorschlag des Kreises einzugehen, bei der Erschließung der Gewerbegebiete in Derching und an der Marquardtstraße den 60:40-Schlüssel anzuwenden. Üblicherweise übernimmt der Kreis in diesen Fällen nämlich die Gesamtkosten. Im Kreisentwicklungsausschuss hieß es jedoch, dass es sich dabei lediglich um 20 000 Euro handle und dieser Betrag angesichts der Gesamtkosten keine Rolle spiele. Der Stadtrat beauftragte Eichmann, noch einmal mit dem Landkreis zu verhandeln. Eine knappe Mehrheit des Stadtrats sprach sich am Ende gegen eine Variante aus, die Mehrkosten von 143000 Euro für Friedberg gebracht hätte. Die rote Linie wäre dabei von einem Midibus im 15-Minuten-Takt bedient worden.