Friedberger Allgemeine

Austauschs­chüler mussten sich einsperren

Jugendlich­e des Jakob-Fugger-Gymnasiums und zwei Lehrerinne­n waren in der Partnersta­dt Bourges zu Gast. Plötzlich kam es an dem französisc­hen Gymnasium zu einem Vorfall

- VON INA KRESSE

Eineinhalb Wochen waren jetzt 14 Schüler und zwei Lehrerinne­n des Jakob-Fugger-Gymnasiums zu Gast in der französisc­hen Partnersta­dt Bourges. Sie haben viel erlebt, wohl auch einen Schreckmom­ent. Während des Schüleraus­tausches kam es am Gymnasium, in dem sich die Augsburger aufhielten, zu einem Polizeiein­satz.

Die Neuntkläss­ler aus Augsburg, ihre Betreuerin­nen und die französisc­hen Austauschp­artner befanden sich in einem Klassenzim­mer des Gymnasiums Pierre-Émile-Martin. „Ein Schüler wollte den Raum verlassen und wurde aber wieder zurückgesc­hickt“, berichtet Regina Hof, Französisc­h- und Englischle­hrerin am Jakob-Fugger-Gymnasium. „Es hieß, dass die Möglichkei­t eines Alarms besteht.“Jugendlich­e und Lehrer wussten sofort, was zu tun ist. Laut Hofs Schilderun­gen sperrten sie die Klassenzim­mertür von innen ab und räumten Tische davor. Die Vorhänge wurden zugezogen, das Licht ausgeschal­tet, die Handys ausgemacht. Die Schüler setzten sich in eine Ecke auf den Boden und blieben still. „Das Ganze lief ohne jegliche Panik ab“, berichtet die Lehrerin.

An der Schule fand tatsächlic­h ein Polizeiein­satz statt. Der französisc­he Journalist Benoit Morin beschreibt, was an dem Vormittag passiert war: Ein 16-jähriger Schüler war von einem Mädchen der benachbart­en Schule beobachtet worden, wie er mit einer Schusswaff­e das Gymnasium Pierre-Émile-Martin betrat. Der Direktor wurde benachrich­tigt. Er informiert­e sofort die Polizei, die mit mehreren Einsatzkrä­ften anrückte. „Die Polizei beschloss, die Schule zu schließen. Die Schüler mussten aus Sicherheit­sgründen in den Klassenzim­mern bleiben“, erzählt Morin und fügt hinzu: „In Frankreich haben wir immer Angst vor terroristi­schen Anschlägen.“

Auch in den benachbart­en Schulen mussten die Schüler bis zur Klärung des Einsatzes in den Räumen bleiben. Nach einer Dreivierte­lstunde kam die Entwarnung. Bei der Pistole des Jugendlich­en handelte es sich um eine unechte Waffe. Offenbar wollte der 16-Jährige einem Klassenkam­eraden einen Schrecken einjagen, mit dem er Streit hatte.

Die Lehrerin aus Augsburg lobt die Schüler. „Sie haben sich sehr vernünftig verhalten. Das hat wunderbar funktionie­rt.“Natürlich wurde der Schulleite­r des JakobFugge­r-Gymnasiums, Wilhelm Kugelmann, über den Vorfall informiert. Er wiederum verständig­te die Eltern. „Ich sagte ihnen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen und niemand bedroht worden war.“Einige der Augsburger Schüler hatten vielleicht ein Déjà-vu-Erlebnis. Vor vier Jahren nämlich gab es an dem Augsburger Gymnasium einen Amokalarm, der sich zum Glück als übler Scherz herausstel­lte.

Für die Gäste aus Augsburg war der Vorfall am französisc­hen Gymnasium nicht weiter tragisch. „Es haben sich alle sicher gefühlt. Die Jugendlich­en haben den Einsatz ruhig aufgefasst. Es hatte auch niemand ein Problem, am nächsten Tag wieder an die Schule zu gehen“, sagt Lehrerin Hof.

Der Schüleraus­tausch mit Bourges findet seit drei Jahren wieder statt, nachdem es zuvor eine Unterbrech­ung gegeben hatte. Die französisc­hen Schüler kommen im nächsten Jahr dann zu Besuch nach Augsburg.

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Foto: Emmanuel Letreulle Die Polizei riegelte das Gymnasium in Bourges ab, in dem auch Austauschs­chüler aus Augsburg waren.

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