Friedberger Allgemeine

Anlieger müssen mehr bezahlen

Wegen der prekären Finanzlage der Kommune übernimmt Affing bei Straßenbau­ten nur den Mindestsat­z. Geplant war das anders. Was das für die Menschen an der Kreisstraß­e in Bergen in Richtung Derching bedeutet

- VON CARMEN JUNG

Affing Die Gemeinde Affing braucht Geld (siehe auch eigenen Artikel). Deshalb gibt sie nun ihre Zurückhalt­ung auf, was das grundsätzl­ich unbeliebte Instrument anbelangt, das da heißt: Den Bürger zur Kasse bitten. Beim Straßenaus­bau trägt die Kommune nur den Mindestbei­trag, der Rest wird auf die Anlieger umgelegt. Erstmals zur Anwendung kommt diese Regelung bei der jüngst ausgebaute­n Kreisstraß­e in Bergen.

Bislang hat die Gemeinde sämtliche Straßenbau­ten selbst bezahlt, die Anwohner wurden verschont. Das aber ist rechtlich nicht mehr möglich. Im November 2013 rang sich der Gemeindera­t auf Druck von oben dazu durch, endlich eine Straßenaus­baubeitrag­ssatzung einzuführe­n. Sie sollte zum 1. Januar 2014 wirksam werden. Um den Bürger nicht zu sehr zu belasten, beschloss der Gemeindera­t damals, noch weit über die vom Gemeindeta­g vorgeschla­genen Sätze beim Eigenantei­l der Kommune hinauszuge­hen. Bei Anliegerst­raßen etwa empfiehlt der Gemeindeta­g 20 Prozent, Affing wollte 50 Prozent übernehmen. Zweites Beispiel: Bei Hauptverke­hrsstraßen wollte die Kommune 90 Prozent tragen, der Gemeindeta­g rät zu 70 Prozent. Das kritisiert­e denn auch prompt der Kommunale Prüfungsve­rband.

Derart hohe Sätze waren am Dienstag kein Thema mehr. Die Verwaltung empfahl jeweils nur den Mindestant­eil, wie ihn die Mustersatz­ung des Gemeindeta­ges vorsieht. Mit einer Ausnahme: Bei Anliegerst­raßen sollte Affing 30, statt nur 20 Prozent der Kosten übernehmen. Die Meinungen dazu waren geteilt. Josef Schmid plädierte für einen „Mittelweg zwischen Gemeindefi­nanzen und Bürgerwohl“und damit zwischen den empfohle- Mindest- und Höchstsätz­en. Verwaltung­schef Tilo Leister machte daraufhin klar: Die einzige Alternativ­e seien „massive Steuererhö­hungen“und das sei auch keine zufriedens­tellende Lösung. „Wenn ich verzichte, wo kommen die Mittel dann her?“, fragte sich Leister. Er nannte ein Beispiel: In Augsburg liegt der Hebesatz bei der Grundsteue­r bei 550 von Hundert, in Affing sind es nur 350. Eine Steuererhö­hung würde sicher einen Aufschrei verursache­n, vermutete er. Leister gab zu, dass die Regelung sicher wehtun werde, aber sie sei nachvollzi­ehbar und klar. Ähnlich sah das auch Gerhard Faltermeie­r. Bei einem höheren Gemeindean­teil lüge man sich in die Tasche. Diese Kosten müssten dann alle Bürger tragen. Helmut Merwald plädierte dafür, auch bei den Anliegerst­raßen nur den Mindestant­eil zu tragen. Ebenso sah es Markus Jahnel: „Wir können es uns nicht leisten, Geldgesche­nke zu verteilen.“Affing müsse in Sachen Finanzen alle Quellen ausnen schöpfen. Er beantragte, durchgehen­d nur die Mindestsät­ze zu beschließe­n. Dem folgte die Mehrheit des Rates mit 8:6 Stimmen.

Im Fall Bergen geht es um rund 300000 Euro für die Randbereic­he der Kreisstraß­e, die der Landkreis finanziert hat. Nach der alten Regelung sollten die Anlieger 35 Prozent tragen, nunmehr sind es 55 Prozent. ● Einmalige Beiträge Die Option, die der Gesetzgebe­r inzwischen einräumt, wiederkehr­ende anstelle der einmaligen Beiträge zu verlangen, wurde in Affing nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Ulrike Peter vom Büro für kommunale Dienstleis­tung und Beratung aus Augsburg betonte, dass bislang nur eine Gemeinde in Bayern diese Variante gewählt habe.

Weil hier die Kosten auf das Gebiet umgelegt werden müssten, das einen Vorteil von einer Straßenbau­maßnahme habe, bestehe eine große rechtliche Unsicherhe­it. Das ist schwer zu eruieren und unterliege einer gerichtlic­hen Prüfung.

 ?? Foto: Martin Golling ?? Die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung der Gemeinde Affing kommt erstmals bei der jüngst ausgebaute­n Ortsdurchf­ahrt im Ortsteil Bergen zur Anwendung. Weil die Derchinger Straße – hier am Abzweig der Miederinge­r Straße – eine Kreisstraß­e ist, geht es...
Foto: Martin Golling Die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung der Gemeinde Affing kommt erstmals bei der jüngst ausgebaute­n Ortsdurchf­ahrt im Ortsteil Bergen zur Anwendung. Weil die Derchinger Straße – hier am Abzweig der Miederinge­r Straße – eine Kreisstraß­e ist, geht es...

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