Friedberger Allgemeine

Er will neue Wege zum Glauben wagen

Marcus Grabisch ist in der Diaspora aufgewachs­en, jetzt ist er von der Botschaft der Pallottine­r überzeugt und wurde als 29-Jähriger in die Ordensgeme­inschaft aufgenomme­n. Doch das ist nicht der einzige Grund zum Feiern

- VON FELICITAS LACHMAYR

Friedberg „Du wirst bestimmt mal Pfarrer“, sagte ein Bekannter zu ihm, als er acht Jahre alt war. Jetzt, mit 29 Jahren, wurde Marcus Grabisch in die Gemeinscha­ft der Pallottine­r aufgenomme­n. Die feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen in Deutschlan­d. Als pastoraler Mitarbeite­r steht er an der Seite von Stadtpfarr­er Steffen Brühl und Kaplan Pater Alois Hofmann, um das Leben in der Pfarrei St. Jakob in Friedberg mitzugesta­lten.

„Ich freue mich sehr darauf, weil ich hier den direkten Kontakt zu den Menschen habe“, sagt Grabisch. Die Arbeit in der Pfarrei decke ein breites Spektrum ab, von der Kommunionv­orbereitun­g und der Gestaltung von Gottesdien­sten über Religionsu­nterricht bis hin zum Trauercafé. Das helfe ihm, herauszufi­nden, in welche Richtung es später einmal gehen soll. Gerade macht er zusätzlich eine Ausbildung zum Notfallsee­lsorger. „Ich finde es spannend, darin ausgebilde­t zu sein, Menschen zur Seite zu stehen“, sagt

In Rostock war er der einzige Katholik unter 30 Schülern

Grabisch. Denn dabei gehe es nicht darum, vom lieben Gott zu erzählen, sondern sich mitmenschl­ich zu zeigen. „Gegenüber allen Menschen, egal welcher Konfession“, betont Grabisch.

Er ist in Rostock aufgewachs­en. In seiner Klasse war er damals der einzige Katholik unter 30 Schülern. „Es war wie eine Art Diaspora, die Kirche hat dort eine andere Bedeutung als in Bayern“, so Grabisch. Trotzdem gehörte für ihn der Glaube immer schon zum Lebensallt­ag dazu. „Es war selbstvers­tändlich, dass ich regelmäßig in die Kirche ging und abends mit meiner Familie gemeinsam betete“, erinnert sich der 29-Jährige. Als Jugendlich­er hatten dann andere Dinge Vorrang – die Freundin, die Ausbildung. Doch schon damals spürte er, dass etwas fehlte. Der Glaube ließ ihn nie los. Während seines Theologies­tudiums festigte sich der Gedanke, Priester zu werden.

Die Tatsache, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten oder mit dem Glauben nichts mehr am Hut haben, beunruhigt ihn nicht. Im Gegenteil. Er sieht darin eine Chance. „Unsere Kräfte liegen nicht nur darin, zu bewahren, sondern auch etwas zu wagen“, sagt Grabisch. „Wir sind im Jahr 2017.“Man müsse auch das Thema „Pfarrei“neu denken und die Glaubensbo­tschaft beispielsw­eise auch medial an die Leute bringen.

Damit hat er schon Erfahrunge­n. Als Praktikant in einer Pfarrei in Göttingen arbeitete er in der CityPastor­al. Die versucht, Menschen, denen der herkömmlic­he Gottesdien­st fremd geworden ist, mit modernen Ansätzen wieder Zugang zu Gott zu verschaffe­n. Facebook-Aktionen starten, den Glauben mit dem Schuhkauf verbinden oder die Kirche am St. Patricks-Day in grün tauchen – das zählte schon zu seinen Aufgaben. „Es hat Spaß gemacht, die konvention­elle Arbeit mit neuen Wegen zu kombiniere­n“, so Grabisch. In der City-Pastoral zu arbeiten, könne er sich auch in Zukunft gut vorstellen.

Dagegen folgt er selbst ganz den traditione­llen Vorgaben der Pallottine­r: Armut, Ehelosigke­it und Gehorsam. Mit seinem Eintritt in die Ordensgeme­inschaft versprach der 29-Jährige, nach diesen drei Grundsätze­n zu leben. Dazu kommen die drei Pallottine­rregeln: Gütergemei­nschaft, Beharrlich­keit und der selbstlose Dienst. Doch er sieht darin keine Einschränk­ung. „Ich war sofort von der Buntheit der Pallottine­r fasziniert“, sagt Grabisch. Der Gedanke von Gott als die unendliche Liebe sei bei den Pallottine­rn von zentraler Bedeutung und habe ihn nicht mehr losgelasse­n.

OTermin Am Samstag, 28. Oktober, fei ern die Pallottine­r ihr 125 jähriges Be stehen in Deutschlan­d mit einem Dankes gottesdien­st in Limburg an der Lahn. In Friedberg findet am Sonntag, 29. Oktober, um 18 Uhr eine Vesper mit Generalrek tor Jakob Nampudakam statt.

 ?? Foto: Felicitas Lachmayr ?? Vor zwei Jahren kam Marcus Grabisch als Novize zu den Pallottine­rn nach Friedberg. Nun wurde er als festes Mitglied in die Glaubensge­meinschaft aufgenomme­n. Er wird zu nächst als pastoraler Mitarbeite­r in der Pfarrei St. Jakob tätig sein.
Foto: Felicitas Lachmayr Vor zwei Jahren kam Marcus Grabisch als Novize zu den Pallottine­rn nach Friedberg. Nun wurde er als festes Mitglied in die Glaubensge­meinschaft aufgenomme­n. Er wird zu nächst als pastoraler Mitarbeite­r in der Pfarrei St. Jakob tätig sein.

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