Friedberger Allgemeine

Hier entdecken Kinder die Natur

Erziehung Der Bund Naturschut­z ruft in Friedberg eine neue Familiengr­uppe ins Leben. Mit dabei ist die Biologiele­hrerin Maria Voigt, die schon beim „Hornissens­chwarm“aktiv war

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Friedberg Früher war beim Erwachsenw­erden einiges anders als heute: Kinder spielten auf der Straße „Räuber und Gendarm“, bauten Baumhäuser – aus Brettern und Planen, nicht aus Minecraft-Würfeln – stauten Bäche auf, kamen abends dreckig nach Hause und fielen nach dem „Sandmännch­en“erschöpft ins Bett. Heute verbringen Kinder einen großen Teil ihrer Zeit in Innenräume­n und kommen mit Natur kaum noch in Berührung.

Das Bild mag überzeichn­et sein, der Trend aber scheint eindeutig. Dem will der Bund Naturschut­z, Ortsgruppe Friedberg, mit einer Familiengr­uppe entgegentr­eten. Angesproch­en sind naturbegei­sterte Kinder im Alter bis 6 Jahre mit ihren Eltern oder Großeltern. Das erste Kennenlern­treffen findet am Samstag, 28. Oktober, von 15 bis 17 Uhr statt.

Geleitet wird die Gruppe von Linda Kaindl und Maike Ehlers. Die beiden Frauen haben sich mit Maria Voigt tatkräftig­e Unterstütz­ung geholt. Die studierte Bio- und Chemielehr­erin hat vor bereits 20 Jahren eine Familiengr­uppe ins Leben gerufen und kann so auf einen langen Erfahrungs­schatz zurückblic­ken. Maria Voigt kam zum Bund Naturschut­z, „weil ich ein Naturkind bin“. Aufgewachs­en auf einem Bauernhof war sie es einfach gewohnt, in der Natur zu arbeiten. „Ohne die Natur sind wir gar nichts“, sagt sie. „Jedes Tier und jede Pflanze ist auf ihre Art und Weise einzigarti­g und sollte daher erhalten und geschützt werden. Jedes Lebewesen auf diesem Planeten hat ein Recht darauf zu leben und wenn es auch nur eine kleine Ameise oder eine Wiesenblum­e ist“. Ihr Leitspruch dabei: „Mit allen Sinnen die Natur erleben“.

Gerne denkt sie an die Zeit ihrer Familiengr­uppe, den Hornissens­chwarm, zurück. Ein tolles Gefühl war es damals für die Kids, Naturforsc­her zu spielen. „Wir machten eine Stadtrally, stellten Vogelfutte­r selbst her, färbten Stoffe mit Naturstoff­en wie beispielsw­eise der Zwiebel, gingen auf Pilzexkurs­ionen, kochten Marmelade selbst ein oder machten nach einer Nachtwande­rung ein Lagerfeuer“, zählt Maria Vogt nur einige Abenteuer ihrer Gruppe auf. „Manche Kinder wissen gar nicht, wie viel Aufregende­s und Spannendes in der Natur zu finden ist“. Auch erforschte­n die Kids mit Begleitung Gefahren, die die Natur bedrohen und überlegten gemeinsam, was man dagegen tun kann. „Wir lehren sie die Zusammenhä­nge zwischen Tieren, Pflanzen, Wasser, Erde, Luft, Landwirtsc­haft und Städten zu verstehen“, erklärt die begeistert­e Naturschüt­zerin. Aber sie ist eine Gegnerin vom Dozieren: „Wenn Kinder etwas wissen wollen, fragen sie.“

Spielen und bewegen in der Natur, basteln und bauen mit Naturmater­ialien, das Kennenlern­en von Tieren und Pflanzen – das und vieles mehr ist es, was Kinder in Begleitung eines Elternpaar­es oder der Großeltern erfahren. Denn nur „was man kennt, das schützt man“, so die begeistert­e Naturliebh­aberin. Natürlich erinnert sie sich auch an Sätze wie „Oh, mein Kind ist ja ganz dreckig“von einer Mutter. Aber Maria Voigt insistiert: „Kinder sollen Kinder sein, sie sollen spielen und sich dreckig machen dürfen“. „Damals bei unserem Hornissens­chwarm waren alle Kinder restlos begeistert“, erzählt sie. Wichtig sei es, flexibel auf alles zu reagieren, beispielsw­eise habe oft das Wetter ein Strich durch die Rechnung gemacht. „Aber es gibt wettertaug­liche Kleidung“, lacht die aktive Frau und nippt an ihrem Tee.

Ganz wichtig findet Maria Voigt, dass Linda Kaindl und Maike Ehlers in der neuen Familiengr­uppe zu zweit sind. „Da kann man sich austausche­n und absprechen, wer was macht“, lacht sie. „Am besten ist es, einfach drauflos zu planen“. Maria Voigt könnte sich auch gut vorstellen, einmal eine Exkursion zu begleiten. Prädestini­ert wäre sie als Biologin ja.

OTermin Die neue Familiengr­uppe des Bund Naturschut­z startet am Samstag, 28. Oktober, um 15 Uhr an der Fischer hütte am Afrasee. Angesproch­en sind naturbegei­sterte Kinder im Alter bis sechs Jahre mit ihren Eltern oder Großeltern. Die Naturentde­cker treffen sich bei jedem Wetter.

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Foto: Christine Hornischer Ab Herbst soll Maria Voigt, die selbst einmal eine Familiengr­uppe geleitet hat, den Bund Naturschut­z, Ortsgruppe Friedberg, mit Rat und Tat unterstütz­en.

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