Hier entdecken Kinder die Natur
Erziehung Der Bund Naturschutz ruft in Friedberg eine neue Familiengruppe ins Leben. Mit dabei ist die Biologielehrerin Maria Voigt, die schon beim „Hornissenschwarm“aktiv war
Friedberg Früher war beim Erwachsenwerden einiges anders als heute: Kinder spielten auf der Straße „Räuber und Gendarm“, bauten Baumhäuser – aus Brettern und Planen, nicht aus Minecraft-Würfeln – stauten Bäche auf, kamen abends dreckig nach Hause und fielen nach dem „Sandmännchen“erschöpft ins Bett. Heute verbringen Kinder einen großen Teil ihrer Zeit in Innenräumen und kommen mit Natur kaum noch in Berührung.
Das Bild mag überzeichnet sein, der Trend aber scheint eindeutig. Dem will der Bund Naturschutz, Ortsgruppe Friedberg, mit einer Familiengruppe entgegentreten. Angesprochen sind naturbegeisterte Kinder im Alter bis 6 Jahre mit ihren Eltern oder Großeltern. Das erste Kennenlerntreffen findet am Samstag, 28. Oktober, von 15 bis 17 Uhr statt.
Geleitet wird die Gruppe von Linda Kaindl und Maike Ehlers. Die beiden Frauen haben sich mit Maria Voigt tatkräftige Unterstützung geholt. Die studierte Bio- und Chemielehrerin hat vor bereits 20 Jahren eine Familiengruppe ins Leben gerufen und kann so auf einen langen Erfahrungsschatz zurückblicken. Maria Voigt kam zum Bund Naturschutz, „weil ich ein Naturkind bin“. Aufgewachsen auf einem Bauernhof war sie es einfach gewohnt, in der Natur zu arbeiten. „Ohne die Natur sind wir gar nichts“, sagt sie. „Jedes Tier und jede Pflanze ist auf ihre Art und Weise einzigartig und sollte daher erhalten und geschützt werden. Jedes Lebewesen auf diesem Planeten hat ein Recht darauf zu leben und wenn es auch nur eine kleine Ameise oder eine Wiesenblume ist“. Ihr Leitspruch dabei: „Mit allen Sinnen die Natur erleben“.
Gerne denkt sie an die Zeit ihrer Familiengruppe, den Hornissenschwarm, zurück. Ein tolles Gefühl war es damals für die Kids, Naturforscher zu spielen. „Wir machten eine Stadtrally, stellten Vogelfutter selbst her, färbten Stoffe mit Naturstoffen wie beispielsweise der Zwiebel, gingen auf Pilzexkursionen, kochten Marmelade selbst ein oder machten nach einer Nachtwanderung ein Lagerfeuer“, zählt Maria Vogt nur einige Abenteuer ihrer Gruppe auf. „Manche Kinder wissen gar nicht, wie viel Aufregendes und Spannendes in der Natur zu finden ist“. Auch erforschten die Kids mit Begleitung Gefahren, die die Natur bedrohen und überlegten gemeinsam, was man dagegen tun kann. „Wir lehren sie die Zusammenhänge zwischen Tieren, Pflanzen, Wasser, Erde, Luft, Landwirtschaft und Städten zu verstehen“, erklärt die begeisterte Naturschützerin. Aber sie ist eine Gegnerin vom Dozieren: „Wenn Kinder etwas wissen wollen, fragen sie.“
Spielen und bewegen in der Natur, basteln und bauen mit Naturmaterialien, das Kennenlernen von Tieren und Pflanzen – das und vieles mehr ist es, was Kinder in Begleitung eines Elternpaares oder der Großeltern erfahren. Denn nur „was man kennt, das schützt man“, so die begeisterte Naturliebhaberin. Natürlich erinnert sie sich auch an Sätze wie „Oh, mein Kind ist ja ganz dreckig“von einer Mutter. Aber Maria Voigt insistiert: „Kinder sollen Kinder sein, sie sollen spielen und sich dreckig machen dürfen“. „Damals bei unserem Hornissenschwarm waren alle Kinder restlos begeistert“, erzählt sie. Wichtig sei es, flexibel auf alles zu reagieren, beispielsweise habe oft das Wetter ein Strich durch die Rechnung gemacht. „Aber es gibt wettertaugliche Kleidung“, lacht die aktive Frau und nippt an ihrem Tee.
Ganz wichtig findet Maria Voigt, dass Linda Kaindl und Maike Ehlers in der neuen Familiengruppe zu zweit sind. „Da kann man sich austauschen und absprechen, wer was macht“, lacht sie. „Am besten ist es, einfach drauflos zu planen“. Maria Voigt könnte sich auch gut vorstellen, einmal eine Exkursion zu begleiten. Prädestiniert wäre sie als Biologin ja.
OTermin Die neue Familiengruppe des Bund Naturschutz startet am Samstag, 28. Oktober, um 15 Uhr an der Fischer hütte am Afrasee. Angesprochen sind naturbegeisterte Kinder im Alter bis sechs Jahre mit ihren Eltern oder Großeltern. Die Naturentdecker treffen sich bei jedem Wetter.