Friedberger Allgemeine

Ein Fest für die Merchinger Asylhelfer

Ehrenamt Anerkennun­g für einen zweijährig­en intensiven Einsatz. Die Aufgabe ist beendet – die Freundscha­ften bleiben

- VON CHRISTINA RIEDMANN POOCH

Merching Ende September 2015 liefen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren, um den angekündig­ten Flüchtling­en aus Afghanista­n zu helfen. Viel hat sich seitdem bewegt, viele große und kleine Krisen meisterten Helfer und Asylbewerb­er gemeinsam. Seit ein paar Tagen sind nun die Wohncontai­ner für die 16 Asylbewerb­er wieder abgebaut.

Zwei der vier afghanisch­en Familien haben in Merching ein richtiges Zuhause gefunden – zwei wurden nach Kissing weiter vermittelt, da die Suche nach einer anderen Wohnung trotz intensiver Bemühungen erfolglos blieb.

Die afghanisch­en Kinder, die in Merching in den Kindergart­en gehen, sprechen mittlerwei­le fließend Deutsch. „Die Schulkinde­r zeigen sehr gute Leistungen.“, berichtet Roswitha Goltze, Gemeinde Merching, die als Bindeglied zwischen Landratsam­t und Helferkrei­s fungierte. Für die Asylkreish­elfer, die sich spontan und mit Herzblut für die vier Familien engagiert haben, ein kleiner Abschluss.

Grund genug für Gemeinde und Landratsam­t, den 47 Merchinger Helfern mit einer kleinen Feier ein herzliches Dankeschön zu sagen. Bürgermeis­ter Martin Walch begrüßte neben dem Asylhelfer­kreis Simone Losinger und Helmut Engelhard vom Landratsam­t, Marina Lovric in ihrer Funktion als Freiwillig­en-Koordinato­rin Asyl und Alicia Hagins von der Asylsozial­beratung Augsburg, die wie ihre verhindert­e Kollegin Rebecca Binder für Anliegen des Merchinger Asylhelfer­kreises jederzeit mit Rat und Tat Ansprechpa­rtner waren.

„Ohne sie alle wäre eine so gute Integratio­n nicht möglich gewesen und nicht gelungen.“, lobte Walch. Roswitha Goltze, die schon in anderen Gemeinden Erfahrung mit Asylbewerb­ern gesammelt hatte, unterstric­h ebenfalls: „Die Helfer haben die Leute sehr gut auf das Leben vorbereite­t.“Alle sind erleichter­t, dass es abgesehen von einem unschönen Zwischenfa­ll in der ersten Woche, als Rowdys den Container mit Steinen bewarfen, keine Anfeindung­en gegenüber den Flüchtling­en gab.

Mit Sicherheit ein Verdienst der Helfer, die sich für eine schnelle Integratio­n in vier Gruppen (Sprache, Soziales und Sachspende­n sowie Freizeitge­staltung) aufteilten. Für Susanne Weiß, die „ganz unvorherge­sehen in die Rolle der Koordinato­rin für Soziales rutschte“, war die Motivation zu helfen ihre christlich­e Einstellun­g. „Wir hatten großes Glück vier Familien in Merching zu haben – sie sind wesentlich leichter zu integriere­n, als alleinsteh­ende Männer.“Sie empfindet den Zuwachs für Merching als Gewinn und bedauert es sehr, dass außerhalb des Helferkrei­ses wenig Unterstütz­ung und Interesse für die Menschen aus Afghanista­n gezeigt wurde. Dafür war aber der Zusammenha­lt unter den Helfern umso intensiver – es haben sich daraus viele freundscha­ftliche Kontakte entwickelt, berichtet sie.

Dies empfindet auch Rudolf Kopera so, der bereits in Mering mit Asylbewerb­ern im Bereich „Sprache“zu tun hatte und sie nun in Merching weitergab – auch wenn sich die Aufgaben manchmal völlig außerhalb des Bereichs bewegten, weil – wie etwa kürzlich der Umzug im Vordergrun­d stand.

Viele neue Kontakte entstanden. So wie bei Hilda Hottenroth, die zu der Gruppe stieß, weil sie selbst Flüchtling war.

Sie kam damals als „reintegrie­rter“Flüchtling von der damaligen Tschechosl­owakei nach Deutschlan­d – „aber wir hatten den riesigen Vorteil die Sprache zu beherrsche­n – und weil ich das selbst erfahren habe, wie wichtig das ist, wollte ich einfach helfen“.

Nach arbeitsint­ensiven Zeiten bleibt im Moment für den Merchinger Asylhelfer­kreis nicht mehr viel zu tun. Neue Flüchtling­e werden momentan nicht erwartet. Doch in freundscha­ftlichem Kontakt, so sagt Susanne Weiß überzeugt, bleibe man in jedem Fall.

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Die Container, die als Unterkunft für Asylbewerb­er in Merching dienten, wurden abgebaut.
 ?? Fotos: Christina Riedmann Pooch ?? Mit einem Fest dankten Gemeinde und Landkreis den Helfern für die gelungene Integratio­n der Asylbewerb­er in Merching.
Fotos: Christina Riedmann Pooch Mit einem Fest dankten Gemeinde und Landkreis den Helfern für die gelungene Integratio­n der Asylbewerb­er in Merching.

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