Friedberger Allgemeine

Nie wieder Spidey-App

- VON LEA THIES lea.thies@augsburger allgemeine.de

Die Gattung der Smartphone-Besitzer lässt sich in zwei Gruppen aufteilen: Solche mit intaktem Display und solche mit sogenannte­r Spidey-App. Für alle NichtMarve­l-Fans unter den Lesern: Ist ein Smartphone herunterge­fallen und der Bildschirm gebrochen, hat das eine Anmutung wie ein Spinnennet­z des Comic-Helden Spiderman. Das kann hübsch aussehen, macht ein Handy zweifelsoh­ne einzigarti­g – dennoch möchten viele Smartphone-Besitzer lieber zur ersteren Gruppe gehören. Deshalb leisten sie sich auch alle möglichen Schutzhüll­en und Folien.

Neulich kam das neue iPhone 8 an. Makellos, nicht so herunterge­kommen und vom Leben gezeichnet wie der Vorgänger. Um diesen Zustand zu konservier­en, sollte es nun eine Hülle sein. Also ab ins Geschäft. Der Verkäufer zeigte auf eine Wand mit Hüllen und griff eine heraus. „Diese können Sie nehmen, da hat mir der Hersteller versichert, dass sie passt.“Es stand „iPhone7-kompatibel“drauf – wie auf vielen der anderen Hüllen auch, die aber viel hübscher waren. Kundin: „Und wie ist das mit der hier?“Verkäufer: „Da hat mir der Hersteller noch keine Infos geschickt, die kommen in zwei Wochen.“Kundin: „Warum machen Sie die Verpackung nicht auf und probieren es aus?“Verkäufer: „Weil ich sie dann nicht mehr verkaufen kann.“Kundin: „Ohne diese Info verkaufen Sie aber doch weniger.“Verkäufer: „Das iPhone 8 will eh niemand, es warten alle auf das iPhone 10.“Kundin: „Seltsam, es gibt doch gerade Lieferengp­ässe beim 8er…“

Nun gut, es ist vermutlich eine betriebswi­rtschaftli­che Grundsatzf­rage, was besser ist: die Packung der Informatio­n wegen zu öffnen, anschließe­nd zum Einkaufspr­eis zu verkaufen und zudem noch viele andere Hüllen – oder eben die Info des Hersteller­s abzuwarten und das Geld für den Test zu sparen, dadurch aber in der Zwischenze­it keine Umsätze zu machen.

Die Kundin jedenfalls ging eine Straße weiter in einen HandyLaden, in dem eine andere KostenNutz­en-Strategie in Sachen Investment verfolgt wurde. Der Verkäufer zeigte ihr alle Hüllen, ließ sie ausprobier­en, führte vor, empfahl noch einen Display-Schutz und verdiente in ein paar Minuten über 52 Euro – mehr als die andere Hülle gekostet hätte. Er hatte einfach ausprobier­t. Und falls der andere Verkäufer noch immer auf die Info des Hersteller­s warten sollte, hier eine kleine Info, sogar gratis: Die 7er-Hüllen passen auch aufs 8er.

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