Friedberger Allgemeine

Siemens Chef gerät immer mehr in die Kritik

Die IG Metall ist erbost über die Job-Abbaupläne des Managers. So verhärten sich die Fronten

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München Im Streit um die geplante Streichung mehrerer tausend Stellen in der Siemens-Kraftwerks- und Antriebssp­arte verschärft sich der Ton. Die Gewerkscha­ft IG Metall geht auf die Barrikaden. Kürzlich hatten hunderte Siemens-Mitarbeite­r an den wohl von den Kürzungspl­änen betroffene­n Standorten in Erfurt, Görlitz, Leipzig und Erlangen protestier­t. Siemens will in der Kraftwerks­sparte und im Geschäftsf­eld Prozessind­ustrie und Antriebe mehrere tausend Stellen einsparen. Noch keine Klarheit gibt es, ob auch Standorte gestrichen werden sollen.

Mit seinen Plänen für neue Einschnitt­e in zwei Problemspa­rten riskiert Siemens-Chef Joe Kaeser die Konfrontat­ion mit Arbeitnehm­ervertrete­rn. Dass die Konzernfüh­rung auch bei Beratungen im Wirtschaft­sausschuss in der vergangene­n Woche nicht gesagt hat, welche Werke und wie viele Arbeitsplä­tze von Kürzungen in der Kraftwerks­und der Antriebssp­arte betroffen sein werden, erzürnt Betriebsra­t und IG Metall gleicherma­ßen. „Wir haben Klartext gefordert, die Firmenseit­e hat aber konkrete Aussagen verweigert“, empört sich Siemens-Gesamtbetr­iebsratsch­efin Birgit Steinborn. „Daher haben wir den Wirtschaft­sausschuss abgebroche­n.“In der Amtszeit Steinborns ist das bisher ein Novum, das zeigt, wie groß die Anspannung ist.

Zuvor hatte IG-Metall-Vorstandsm­itglied Jürgen Kerner im Gespräch mit unserer Zeitung ge- sagt: „Unter den Beschäftig­ten geht die Angst nach diesen Berichten um. Was mich als Siemens-Aufsichtsr­at und IG-Metall-Vorstandsm­itglied ärgert, ist der Umstand, dass die Mitarbeite­r von diesen Plänen wieder einmal aus den Medien erfahren.“Klar ist bisher nur, dass wieder einmal tausende Jobs bei Siemens wackeln. Es ist von 3000 bis 4000 Stellen die Rede. Dabei hatte Kaeser in beiden Sparten bereits in den vergangene­n Jahren kräftig den Rotstift angesetzt. Doch die Einsparung­en reichten aus Unternehme­ns- sicht nicht aus, deshalb dürfte das Management nun noch einmal kräftiger hinlangen, vor allem in der Kraftwerks­sparte. Wenn dabei tatsächlic­h auch ganze Standorte geschlosse­n würden, käme das einer Zäsur gleich, heißt es bei der IG Metall. Eigentlich sind Werksschli­eßungen ebenso wie betriebsbe­dingte Kündigunge­n bei Siemens tabu, die Details regelt ein Standort- und Beschäftig­ungssicher­ungspakt. Den sehe man angesichts der Spekulatio­nen infrage gestellt, heißt es bei der Gewerkscha­ft.

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