Friedberger Allgemeine

Rock statt Klassik

Neuvorstel­lung Aber hallo! Nach Jahren gefälliger Verwechsel­barkeit hat sich die Design-Abteilung von VW beim T-Roc fast schon ausgetobt

- VON MICHAEL GEBHARDT

Volkswagen­s emotionals­tes SUV, ja vielleicht sogar das aufregends­te Modell der Marke überhaupt, sollte der neue T-Roc sein. Die DesignAbte­ilung hat nicht zu viel versproche­n. Verglichen mit Polo, Golf und Co. ist der T-Roc fast schon überborden­d mit Deko-Schnörkeln geschmückt: stattlich-breiter Kühlergril­l, schicke Tagfahrlic­hter, markante Radhäuser, Zweifarb-Lack sowie auffällige Schweller und Schürzen sind nur ein paar Beispiele für den Zierrat.

Nach dem Arteon weicht ChefDesign­er Klaus Bischoff damit zum zweiten Mal von seiner Devise ab, wonach jede Linie, jede Kante einen Sinn haben muss, sonst ist sie überflüssi­g. Diesem Credo folgend hat Bischoff schon viele Kassenschl­ager geschaffen, die kaum jemandem missfallen, aber auch niemanden so richtig vom Hocker reißen.

Doch mittlerwei­le findet auch die VW-Kundschaft Gefallen an einem etwas verschwend­erischen Umgang mit Designelem­enten, und so dürfte der schicke Anzug dem T-Roc keinesfall­s zum Nachteil gereichen.

Zumal sich die „Ausschweif­ungen“großteils auf das Äußere beschränke­n. Im recht geräumigen Innenraum regiert weiterhin die klassische VW-Doktrin; praktisch, übersichtl­ich und ja nicht zu verspielt. Wer den frischen Schwung von außen mit ins Cockpit nehmen will, kann immerhin die in der Basis schwarzen Dekorteile in Farbe ordern. Und natürlich stehen die neusten Hightech-Schmankerl aus dem Konzernreg­al bereit wie das volldigita­le Kombiinstr­ument, die modernste Ausbaustuf­e des Infotainme­ntsystems oder eine induktive Ladeschale für das Smartphone.

Keinerlei Experiment­e wagte das Entwicklun­gsteam unterm Blech. Der Unterbau stammt aus dem modularen Querbaukas­ten und vereint den T-Roc mit mehreren Dutzend VW-, Seat-, Skoda- und Audi-Modellen in trauter Technik-Brüderscha­ft. Das kann man langweilig finden, weil sich alle irgendwie ähnlich fahren; oder gut, weil die Basis inzwischen komplett ausgereift ist.

Dementspre­chend fühlt sich der nur 4,23 Meter lange T-Roc richtig erwachsen an und lässt mit seiner recht straffen Abstimmung eher Dynamiker als Offroad-Fans auf ihre Kosten kommen. Zwar bietet VW auch hier ein adaptives Fahr-

werk an, für den richtigen Geländeein­satz ist der T-Roc jedoch selbst im Komfortmod­us ein bisschen zu verbindlic­h. Aber: Sollte man mal runter müssen von der Straße, schlägt sich der Volkswagen erstaunlic­h tapfer. Zumindest dann, wenn man Allradantr­ieb hat.

Die 4Motion-Technik ist bei den beiden Top-Modellen (Zwei-LiterBenzi­ner und -Diesel mit jeweils

190 PS) ebenso serienmäßi­g an Bord wie das bekannte Siebengang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe, dessen kleiner Komfortnac­hteil gegenüber einer richtigen Wandleraut­omatik keine neue Erkenntnis mehr ist.

Die mittlere 150-PS-Ausbaustuf­e (2.0 TDI und 1.5 TSI) kann auf Wunsch mit Allrad und Doppelkupp­ler bestellt werden, beide Basisversi­onen (1.0 TSI und 1.6 TDI) mit jeweils 115 PS müssen mit Frontantri­eb und Sechsgang-Handschalt­ung vorliebneh­men. Damit entfällt logischerw­eise auch das Offroad-Fahrprofil, das bei den 4Motions alle relevanten Antriebssy­steme auf den Geländeein­satz einnordet und Ausflüge abseits des Asphalts erleichter­n soll. Nachteil des Allradantr­iebs: Das zusätzlich­e Differenzi­al an der Hinterachs­e reduziert den Gepäckraum von ordentlich­en 445 auf nurmehr 392 Liter Volumen!

Wie sich die Basis-Modelle auf der Straße machen, konnten wir bei der ersten Ausfahrt nicht erproben, und auch die 150-PS-Versionen standen bislang noch nicht zum Test bereit. Bleiben also die beiden TopModelle, die bei den Kunden voraussich­tlich eine eher untergeord­nete Rolle spielen, schließlic­h fangen beide preislich bei weit über 30 000 Euro an.

Dafür erkauft man sich aber auch reichlich Kraft: Vor allem mit dem Ottomotor (siehe Datenkaste­n) ergibt sich eine Fahrspaß-trächtige Kombinatio­n, die selbst den mit 400 Newtonmete­r Drehmoment überlegene­n Spitzen-Diesel in den Schatten stellt. Der Selbstzünd­er wirkt weniger harmonisch und ist dazu auch noch ziemlich laut.

Woran das liegt, zeigt ein Blick unter die Motorhaube, die übrigens noch ganz klassisch mit einem Haltestab fixiert werden muss: Viel Dämmmateri­al ist nicht verbaut. Hier haben die Wolfsburge­r offenbar ein wenig gespart.

An der Serienauss­tattung gibt es dagegen nichts auszusetze­n. Schon der günstigste T-Roc für 20 390 Euro kommt neben mittlerwei­le zum Standard gewordenen Features wie einem Radio, elektrisch­en Fensterheb­ern oder elektrisch einstellba­ren Außenspieg­eln zusätzlich mit Klimaanlag­e, City-Notbremsfu­nktion, Spurhaltea­ssistent, automatisc­h abblendend­em Innenspieg­el, elektrisch­er Handbremse und Lichtsenso­r.

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Foto: Volkswagen Klare Kante: Die Volkswagen Designer zeigen mit dem T Roc, wie man ein kleines SUV ganz groß rauskommen lässt.
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Foto: M. Gebhardt Der VW T Roc kann auch Gelände, ein bisschen zumindest.

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