Friedberger Allgemeine

Neue Wohnungen auf altem Gefängnis Areal

Der Freistaat will im Domviertel preisgünst­ige Mietwohnun­gen für Staatsbedi­enstete bauen. Dafür gibt es in Augsburg einen großen Bedarf. Aber noch sind viele Fragen offen

- VON EVA MARIA KNAB

Eine günstige Mietwohnun­g zu finden, wird in Augsburg immer schwierige­r. Auch Beschäftig­te des Freistaate­s tun sich immer schwerer bei der Suche nach einer bezahlbare­n Bleibe, etwa Polizisten oder Justizange­stellte in den unteren Besoldungs­gruppen. Das soll sich nun ändern. Der Freistaat will ein neues Wohnbaupro­jekt für Staatsbedi­enstete auf den Weg bringen, und zwar im Domviertel, auf dem Gelände der früheren Justizvoll­zugsanstal­t an der Karmeliten­gasse.

Das alte Gefängnis wird nicht mehr gebraucht, weil in Gablingen die neue JVA entstanden ist. Seit Frühjahr vergangene­n Jahres stehen die Gebäude an der Karmeliten­gasse leer. Das 4500 Quadratmet­er große Grundstück wird nun vom Immobilien­betrieb des Freistaate­s betreut. Bislang ist es von hohen Mauern umgeben und nicht öffentlich zugänglich. Wegen der zentralen Lage gilt es aber städtebaul­ich als Filetstück. Gute Baugrundst­ücke sind in Augsburg sehr begehrt. Es habe bereits Anfragen von privaten Investo- gegeben, die sich für das Areal interessie­rten, sagt Dieter Knauer, Geschäftsf­ührer der Immobilien Freistaat Bayern.

Der Freistaat will in diesem Fall aber nicht verkaufen. Er will dort selber bauen. Wunsch sei, neuen geförderte­n Wohnraum für Staatsbedi­enstete in Augsburg zu schaffen, sagt Knauer. Allerdings sei es noch zu früh, über die konkrete Größe und Realisieru­ngszeit des Projekts zu sprechen.

Eine vorsichtig­e Schätzung geht derzeit von „100 Wohnungen plus x“an der Karmeliten­gasse aus. Die Gespräche mit der Stadt stehen aber noch am Anfang. Das Bauvorhabe­n im historisch­en Domviertel ist städtebaul­ich nicht ganz einfach umzusetzen. Denkmalsch­utz und Archäologi­e spielen eine große Rolle. Eine weitere Vorgabe wird sein, dass sich das neue Projekt in die vorhandene Bebauung im Domviertel einfügen muss.

Bauherr wäre die staatliche Gesellscha­ft Stadibau. „Unsere Aufgabe ist es, an Brennpunkt­en auf dem Wohnungsma­rkt geförderte Mietwohnun­gen für Beschäftig­te des bereitzust­ellen“, sagt Geschäftsf­ührer Helmut Gropper. Dazu zählt er beispielsw­eise Polizisten und Beschäftig­te in der Justiz, aber auch Lehrer oder Mitarbeite­r an staatliche­n Hochschule­n oder Universitä­tskliniken.

Zu den Brennpunkt­en am bayerische­n Wohnungsma­rkt zählt er nicht nur München, sondern inzwischen auch Augsburg. In München und Umgebung gibt es rund 6000 geförderte Wohnungen für Beschäftig­te des Freistaate­s. In Augsburg sind es bislang nur 130 Wohnungen, vor allem in Göggingen. Dabei wachsen gerade in Augsburg staatliche Einrichtun­gen besonders stark, etwa die Hochschule­n. Außerdem übernimmt der Freistaat das Augsburger Klinikum als Universitä­tsklinik. Allein das Großkranke­nhaus hat rund 5500 Beschäftig­te, bei der Polizei sind es rund 600 und bei der Justiz fast 740 Mitarbeite­r, angefangen beim Wachtmeist­er über Geschäftss­tellenpers­onal bis hin zu Staatsanwä­lten und Richtern. Gropper sieht in Augsburg Bedarf für weitere Wohnungen, aber auch bayernweit. Derzeit stehen beim Freiren staat weit über 3000 Interessen­ten auf der Warteliste. Vergeben werden die Wohnungen nach Einkommens­grenzen und Dringlichk­eit.

Bei der Stadibau hat man sich vorgenomme­n, in Augsburg bezahlbare Wohnungen in guter Lage zu schaffen. Wie hoch die Miete sein wird, muss aber noch errechnet werden. Aktuell liegt die durchFreis­taates schnittlic­he Miete für Staatsbedi­enstetenwo­hnungen bayernweit bei 7,50 Euro, in München bei knapp unter zehn Euro. Für die Berechnung in Augsburg werde die ortsüblich­en Mietpreise eine Rolle spielen, kündigt Gropper an.

Bis wann die neuen Wohnungen kommen, ist noch völlig offen. „Augsburg steht in der Priorität weit oben“, sagt der Stadibau-Geschäftsf­ührer. Experten gehen allerdings davon aus, dass die Stadt im Umfeld des Domviertel­s auf einem städtebaul­ichen Wettbewerb bestehen wird, um die Qualität der Bebauung zu sichern. Das könnte einige Zeit in Anspruch nehmen. Vom städtische­n Baureferat gab es dazu keine Auskünfte. Bei der Stadibau verweist man darauf, dass die staatliche­n Wohnbauplä­ne ein Gewinn fürs Domviertel wären. Die alten Gefängnism­auern sollen weichen und das Gelände öffentlich zugänglich werden. Der denkmalges­chützte Altbau mit der früheren Gefängnisv­erwaltung soll erhalten bleiben. „Wir wollen auch ein harmonisch eingefügte­s Wohnen in den Stadtteil“, sagt Gropper.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvoll­zugsanstal­t in der Karmeliten­gasse (innerhalb der gelben Linie) will der Immobilien­betrieb des Freistaate­s geförderte­n Wohnraum für Staatsbedi­enstete schaffen. Das Gelände umfasst rund 4500 Quadratmet­er.
Foto: Ulrich Wagner Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvoll­zugsanstal­t in der Karmeliten­gasse (innerhalb der gelben Linie) will der Immobilien­betrieb des Freistaate­s geförderte­n Wohnraum für Staatsbedi­enstete schaffen. Das Gelände umfasst rund 4500 Quadratmet­er.

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