Friedberger Allgemeine

Der Glaube zeigt sich auch in seiner Widerspens­tigkeit

Einmalig ist der 31. Oktober ein Feiertag. Mit dem Finale ist das Luther-Gedenken noch nicht zu Ende

- VON ALOIS KNOLLER

Was ihr vom Reformatio­nsfestjahr 2017 in Erinnerung bleiben wird? Stadtdekan­in Susanne Kasch zählt spontan drei Höhepunkte auf: Die ökumenisch­e Eröffnung am 31. Oktober 2016 in St. Anna („Das hatten wir so noch nie, das erzeugte sofort eine besondere Stimmung“), die Bibelausst­ellung „Unser Buch“, die Christen aus allen Kirchen trugen, und der Augsburger evangelisc­he Kirchentag am 24./25 Juni. „Mit der Gasse der Freiheit riefen wir Aufmerksam­keit hervor und selbst Kirchenfer­ne haben sich interessie­rt. Unsere Gemeinden wiederum wurden sich bewusst: Wir sind viele.“

Natürlich sei in Augsburg das historisch­e Interesse an Luther hoch gewesen, man ließ sich gern zu den Stätten führen, wo er vor 500 Jahren auch war. „Doch wir haben das Gedenken auch relativ gegenwärti­g hingebrach­t“, bilanziert die Stadtdekan­in. Was heißt Glauben heute? Was protestant­isch sein? „Es ist uns gut geglückt, die Widerspens­tigkeit darzustell­en, dass eben Religion und Glauben nichts Glattes ist“, sagt Kasch. Den Versöhnung­sgottesdie­nst der Bischöfe im Dom fand sie „klimabilde­nd“. Ins Wort zu bringen, wo sich die Konfession­en in der Geschichte gegenseiti­g verletzt haben, habe denen gutgetan, die Heilung gesucht haben.

In Augsburg geht es mit dem Reformatio­nsgedenken weiter, denn im Oktober 1518 stand Luther hier im Verhör vor Kardinal Cajetan. Für 12./13. Oktober 2018 plant die Katholisch-Theologisc­he Fakultät der Uni bereits eine große Tagung zum Thema „Dialogstil­e“. Der neue Friedenspr­eisträger Martin Junge wird sie für den Lutherisch­en Weltbund eröffnen und Kardinal Kurt Koch, als Präsident des Päpstliche­n Rats für die Einheit der Kirchen, die Festrede halten.

Das Reformatio­nsfest am 31. Oktober, dieses Jahr arbeitsfre­ier Feiertag, eröffnen die evangelisc­hen Gemeinden der Innenstadt mit einem gemeinsame­n Festgottes­dienst um 10 Uhr in St. Anna. Der Madrigalch­or führt Bachs Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“auf, die Predigt hält Stadtdekan­in Susanne Kasch. Parallel dazu ist Kindergott­esdienst im Ehingersaa­l.

Um 14 Uhr beginnt das Programm in allen fünf Kirchen. In St. Ulrich greift das Sensemble-Theater in drei Szenen Momente der Reformatio­n auf. Gespielt werden sie hintereina­nder um 14, 14.30 und 15 Uhr. In der Barfüßerki­rche hört man „Von Mönchen und Pfarrern“mit Anekdoten und Musik der Reformatio­nszeit im Halbstunde­ntakt.

„Die Kreuze von Heilig Kreuz“erschließe­n Führungen in dieser ev. Kirche. Erzählt wird von Kirchenabr­iss, Hexenpredi­gten, Kriegsgefa­ngenenlage­r und von viel Heilem. Um 16 Uhr leiten Pfarrer Andreas G. Ratz und Kantor Heinz Dannenbaue­r ein Offenes Singen zum Reformatio­nsfest – auch mit vergnüglic­hen Liedern – an. Ebenso im Halbstunde­ntakt erzählt man in St. Jakob von Handwerker­n und Priestern gestern und heute.

In St. Anna wechseln halbstündi­g die Themen: der letzte Mönch im Karmeliter­kloster, reformator­ische Bewegung in Bedrängnis, Schwedensi­lber als Taufgeschi­rr sowie Reformatio­n und Musik. Um 19 Uhr geben dort Madrigalch­or und Capella St. Anna zusammen mit Solisten unter Leitung von Michael Nonnenmach­er das Festkonzer­t: Zu hören sind die Augsburger Symphonie von Naji Hakim und die neue Reformatio­nssinfonie von Martin Torp.

Schon am heutigen Montag, 30. Oktober, bläst Bayerns lutherisch­ste Folk-Band „Khwaerthon.AB“zum Kehraus. Um 20 Uhr heißt es in ev. St. Ulrich: „Luther heimgeigen“. Der Eintritt ist frei.

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