Die Geppert Breze kommt jetzt aus Derching
Rainer Scharold übernimmt das Ottmaringer Traditionsunternehmen, für das es keinen Nachfolger aus der Familie gibt. Eine besondere Spezialität will er auch künftig unverändert anbieten
Ottmaring Die Backstube in Ottmaring wird Tag für Tag leerer. Rainer Geppert backt hier nichts mehr. Er hat sich entschieden aufzuhören. Leicht gefallen ist es dem gelernten Konditormeister nicht. Aber es sei an der Zeit gewesen. Seine beiden Söhne wollten die Bäckerei nicht übernehmen. „Jetzt hat sich die Gelegenheit ergeben, an die Stadtbäckerei Scharold zu übergeben. Das ist für uns beide die ideale Lösung“, freut sich Geppert. Mit der neuen Backstube von Scharold in Derching sind die Kapazitäten vorhanden. Deshalb habe es jetzt vom Zeitpunkt her gut gepasst.
In Gesprächen sind die beiden schon länger. Sie kennen sich sehr gut und haben auch zuvor immer gut zusammen gearbeitet, was in dieser Branche nicht immer üblich sei: Die Firmenphilosophie hat gut zueinander gepasst. „Die Bäckerei Geppert mit dem Lebensmittelgeschäft haben wir gerne übernommen“, sagt Scharold, der das Unternehmen in fünfter Generation führt. „Natürlich bleibt hier in Ottmaring alles beim Alten. Nur die Backwaren kommen seit 1. Oktober von uns“, so der Bäckermeister. Alle 30 Mitarbeiter wurden übernommen. Das war dem 38-Jährigen sehr wichtig.
Rainer Geppert feiert bald seinen 60. Geburtstag. Momentan löst er noch seine Backstube in Ottmaring auf. Seine Frau Elisabeth wird nach wie vor im Laden sein. Daran soll sich auch nichts ändern. „Für die Kunden ist diese Kontinuität wichtig. Das Stammpersonal weiß, was die Kunden wünschen“, sagt Scharold. Für ihn ist das von großem Wert. Konkrete Pläne habe Geppert noch nicht. Doch er möchte nun sein Leben genießen und sich mehr Freiräume gönnen. „Ich werde sehen, dann kommt“, sagt er. Etwas wehmütig erzählt er, wie die Bäckerei Geppert entstanden ist. Sein Großvater Michael Fischer hat in den Dreißigerjahren in Ottmaring eine Landwirtschaft betrieben. Daneben hat er begonnen, einen Ofen zu bauen und für seine Familie und die Menschen im Ort eine Sorte Brot zu backen. Nach dem Krieg hat er die Landwirtschaft aufgegeben und nur mehr die Bäckerei weitergeführt.
„Damals war das noch reine Handarbeit. Das Brot wurde mit einem alten steingemauerten Ofen gebacken“, erinnert sich Rainer Geppert. „1957 haben meine Eltern geheiratet. Von da an ist mein Vater Ehrenfried Geppert mit in die Bäwas ckerei eingestiegen.“Dazu gab es noch einen Kolonialwarenladen, der später dann in einen BMA-Supermarkt umgebaut wurde. 1972 wurde der Laden dann noch erweitert. So wie ihn die Ottmaringer heute kennen.
Rainer Geppert hat Konditormeister gelernt und war selbst von Anfang an in seinem „Laden“. Vor 31 Jahren nahm das Schicksal seinen Lauf. Sein Vater ist von heute auf morgen im Alter von 53 Jahren verstorben. Eine Woche später auch noch sein Opa. Eine harte Zeit stand ihm bevor: Der junge Geppert war damals erst 28 Jahre alt, als er die Bäckerei und das Geschäft plötzlich übernehmen musste. Es fällt ihm heute schon schwer, „seinen Laden“aufzugeben. Doch mit Rainer Scharold weiß er ihn in sehr guten Händen. Die Produkte werden jeden Tag von der Scharold-Backstube in Derching frisch nach Ottmaring geliefert.
Die bekannte Seelenbreze wird nach wie vor nach dem Rezept von Geppert gebacken. „Das haben wir 1:1 übernommen“, verspricht Scharold. Die allseits geliebte GeppertBreze wird es so nicht mehr geben. Doch die neue Scharold-Breze werde ähnlich sein. Denn die Backarten der beiden Bäcker sind die gleichen. Auch bei Scharold werde die Breze nicht auf dem Blech gebacken, sondern auf dem Stein. „Das ist zwar aufwendiger, aber das Produkt wird einfach besser“, weiß Rainer Scharold.