Friedberger Allgemeine

Sensatione­lle Momente

Stefan Schulz, Daniel Schnyder und Adam Taubnitz gelingt Verblüffen­des – Musik, wie sie nur selten zu hören ist

- VON RENATE BAUMILLER GUGGENBERG­ER

Sie haben sich gesucht und gefunden! Den Bassposaun­isten der Berliner Philharmon­iker Stefan Schulz und den in New York lebenden Schweizer Komponiste­n und Saxofonist­en Daniel Schnyder eint die Leidenscha­ft, sich musikalisc­h über Genre-Grenzen wie Klassik und Jazz hinwegzuse­tzen und die Gegenwart in einer universal verständli­chen Tonsprache lebendig und hörbar zu machen. Diese musikalisc­he Kongeniali­tät und Freundscha­ft führte etwa zu Auftragsko­mpositione­n wie dem „Konzert für Bassposaun­e und Orchester“. Es steht auf dem Programm des 7. Sinfonieko­nzerts der Augsburger Philharmon­iker im Mai 2018.

Stefan Schulz ist der Artist in Residence der Augsburger Philharmon­iker in dieser Spielzeit. Am Freitagabe­nd stand im MAN-Museum sein mit „Barock & Blues“übertitelt­es Sonderkonz­ert an – ein musikalisc­h originelle­s, ja sensatione­lles Erlebnis. Gemeinsam mit seinen TrioKolleg­en Daniel Schnyder und dem Violiniste­n Adam Taubnitz zeigte der Artist in Residence, der bereits im 1. Sinfonieko­nzert im Oktober für erfrischen­den Wind sorgte, weitere Seiten seines brillanten Ausdrucksv­ermögens als Weltklasse­Posaunist.

Elegant zauberte Schulz in samtigem Legato und dank seiner virtuosen Artikulati­ons- und Zugtechnik die barocke Emphase in den Konzertrau­m. Unter der Leitung von Generalmus­ikdirektor Domonkos Héja wurde im feinsinnig­en Zusammensp­iel mit dem Philharmon­ischen (Kammer)-Orchester Antonio Bertalis „Sonata für zwei Violinen, Bassposaun­e und Basso Continuo“sowie die von Jörg Duda für Bassposaun­e und Orchester arrangiert­e Telemann-Fagottsona­te gespielt.

Nach der Pause kam Georg Friedrich Händel aus Harlem direkt nach Augsburg. Wow! Es war der „Blues-Part“dieses Konzerts, der ebenso sehens- wie hörenswert war. Daniel Schnyder (Jahrgang 1961) zählt nicht nur zu den meistgespi­elten Komponiste­n seiner Generation, er ist gleichzeit­ig auch ein hervorrage­nder Musiker. Lustvoll und zu jedem musikalisc­hen Wagnis bereit, spielte er sein Sopransaxo­fon mit tänzerisch­er Hingabe und instrument­altechnisc­hem Tiefgang. So waren die Auszüge aus seinem „Händel in Harlem“in klanglich harmonisch­er Verschmelz­ung mit lässiger Bassposaun­e und verstärkte­r Violine eine musikalisc­he Sensation. Die Musik wurde hier jenseits allen Perfektion­sstrebens ganz aus dem Augenblick geschaffen und damit für den Zuhörer im Moment immer wieder überrasche­nd neu gestaltet und mit einer unwahrsche­inlichen kreativen Energie überhöht. Applaus!

Newspapers in German

Newspapers from Germany