Täglich grüßt Jamaika
Zu „Neue Regierung vor Weihnachten?“(Seite 1) vom 4./5. November: Täglich Jamaika, morgens in der Zeitung mit Fragezeichen, also bis Weihnachten wird eine neue Regierung herbeigeschrieben. Tagsüber Jamaika auf allen Rundfunkkanälen. Abends in den Nachrichtensendungen treten gut gelaunte JamaikaVerhandler/innen auf, suggerieren, eine Jamaika-Koalition wäre geeignet, endlich Blockaden zu lösen. Dabei sind die aktuellen Krisen mit den beteiligten Parteien unlösbar, da diese Teil der Probleme sind: Euro und Null-Zinsen, Miet- und Immobilienpreise, Sozialkosten und Steuern, Asyl und Kriminalität, Polizei und Justiz, Schulen und Digitalisierung, Renten und Altersarmut, Energiewende und Ende der Verbrennung herkömmlicher Energieträger usw. usw. Die Menschen müssen das ertragen, in ihrer Überforderung stützen sie sich auf Quasispezialwissen, Urteile und Vorurteile anderer, um sich in ihrer Umgebung sicher zu verhalten. Doch Politik und Medien lenken subtil die öffentliche Meinung, definieren Begriffe neu, füllen Sinn in andere Worte. Beispiel: Es gibt anstatt Problemen nur noch Herausforderungen. Die Kanzlerin hält sich zurück, moderiert, bedacht darauf, schöne Bilder zu präsentieren, spendet Trost wie: Wir binden die Enden zusammen und schaffen auch das.
Erich Leitner, Augsburg