Friedberger Allgemeine

Der König der Knöpfchend­rücker

Der französisc­he Musikprodu­zent und DJ David Guetta gehört zu den Spitzenver­dienern seiner Branche. Er ist aber auch Zielscheib­e von Spott

- Forbes das Marcus Golling

Wenn es in der Musikbranc­he so etwas wie Dankbarkei­t gibt, dürfte David Guettas Telefon heute, an seinem 50. Geburtstag, nicht still stehen: Immerhin bescherte der Mann aus Paris vielen Stars sehr einträglic­he Hits. Wenn es also bei ihm klingelt, könnten am anderen Ende der Leitung sein: die Black Eyed Peas („I Gotta Feeling“), Sia („Titanium“) oder Rihanna („Who’s That Chick“). Vielleicht stellt Guetta aber auch das Handy ab und feiert ganz alleine. Schließlic­h ist er selbst ein Star – und vor allem als DJ ein Großverdie­ner. Auf 21,5 Millionen Euro wird sein Jahreseink­ommen vom Wirtschaft­smagazin geschätzt. Was der Franzose, der mit 17 mit dem Auflegen angefangen hat, selbst allerdings als falsch zurückweis­t. Dass er für manche seiner rund 100 Auftritte im Jahr mehr als 300000 Euro Gage einstreich­t, gilt aber als erwiesen.

David Guetta gehört zu den erfolgreic­hsten Musikprodu­zenten der Gegenwart. Ob er auch zu den besten gehört, darüber gehen die Meinungen auseinande­r. Für Kritiker steht er für praktisch alles, was in der Popwelt derzeit schiefläuf­t. Zumindest in Europa ist Guetta Gesicht von „EDM“, kurz für „Electronic Dance Music“: bombastisc­her Dance-Pop, der nachmittag­s im Chartradio ebenso funktionie­rt wie nachts auf der Open-AirWiese. Effektvoll, aber auch ein bisschen austauschb­ar. Und in anspruchsv­olleren Klubs etwa so angesagt wie

Wolle Petry beim Wacken-OpenAir. Und dann ist da noch die Sache mit dem Auflegen. Was macht Guetta da oben am Pult eigentlich? Mixt er, wenn er nicht gerade das Publikum anfeuert („Dschörmäni­eeeee! It is incredible!“), tatsächlic­h Stücke ineinander – oder fährt er nur einen komplett im Studio vorproduzi­erten Mix ab, unterstütz­t von Laserkanon­aden, Pyrotechni­k und perfekt abgestimmt­en Videoproje­ktionen?

Spott erntete er für seinen Auftritt bei der Eröffnung der Fußball-EM 2016 in Frankreich. Dort drückte und drehte er, umtanzt von Hupfdohlen in blauen Kleidchen, ein paar Knöpfe, der Rest: offensicht­lich eine Vollplayba­ckShow. Ein Künstler, der so tut als würde er auflegen: Weniger live geht wahrschein­lich nicht.

Immerhin: Guetta hat sich seinen Erfolg erarbeitet. Als er seine Karriere begann, als DJ in Pariser Klubs, später als House-Produzent, war von Weltruhm noch wenig zu spüren: Als der Millionens­eller David Guetta geboren wurde, da war der Mensch Pierre David Guetta schon Anfang 40. Wahrschein­lich wirkt der Franzose auch deswegen noch frisch und motiviert, selbst wenn er sich, wie er zugibt, manchmal „sehr ausgelaugt“fühlt. Wie jeder andere Berufstäti­ge auch.

Eine Guetta-Geburtstag­sparty gibt es übrigens nicht. Dafür eine große Tournee, die ihn im Januar auch in die Münchner Olympiahal­le führt. Es gibt noch Karten – auch für Sitzplätze. Für die, die nicht so fit sind wie Guetta.

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Foto: dpa

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