Friedberger Allgemeine

Elektrosch­ocker auf den Prüfstand

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Zugegeben: Es ist reichlich taktlos, eine Geiselnahm­e als Marketingi­nstrument zu bezeichnen. Zum Glück ist der Vorfall gestern in Pfaffenhof­en glimpflich ausgegange­n – so ist die Taktlosigk­eit an dieser Stelle vielleicht eher zu verzeihen. Tatsache ist: Das glückliche Ende der Geiselnahm­e hätte Innenminis­ter Joachim Herrmann kaum besser in die Karten spielen können.

Genau an dem Tag, an dem er Werbung für eine neue und umstritten­e Waffe der bayerische­n Polizei machen will, zufällig genau an dem Tag beweist diese Waffe in einem aufsehener­regenden Ernstfall, warum sie so nützlich sein kann. Aus Marketingg­esichtspun­kten hätte es nicht besser laufen können. Kaum ein Kritiker wird an einem solchen Tag lautstark gegen den Einsatz von Tasern wettern – auch wenn sich an den Argumenten gegen die Waffe nichts geändert hat. Kritiker befürchten, dass der harmlos wirkende Elektrosch­ocker (zu) schnell eingesetzt wird. Dabei ist umstritten, wie gefährlich die Stromstöße für den Empfänger wirklich sind. Andere sehen in der Anschaffun­g einer neuen Waffe den Versuch, eine vermeintli­ch schlechte Ausstattun­g der Polizei (personell wie materiell) zu verschleie­rn.

All die Argumente sind nicht so leicht vom Tisch zu wischen – und doch hat der gestrige Tag bewiesen, dass der kontrollie­rte und geschulte Einsatz von Tasern als Ergänzung zu Pfefferspr­ay und Pistole sinnvoll ist. Gleichzeit­ig ist es gut, die Waffe einem Testlauf zu unterziehe­n. Um Erfahrunge­n zu sammeln. Und den Kritikern zu beweisen, dass sie falsch liegen.

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