Elektroschocker auf den Prüfstand
Zugegeben: Es ist reichlich taktlos, eine Geiselnahme als Marketinginstrument zu bezeichnen. Zum Glück ist der Vorfall gestern in Pfaffenhofen glimpflich ausgegangen – so ist die Taktlosigkeit an dieser Stelle vielleicht eher zu verzeihen. Tatsache ist: Das glückliche Ende der Geiselnahme hätte Innenminister Joachim Herrmann kaum besser in die Karten spielen können.
Genau an dem Tag, an dem er Werbung für eine neue und umstrittene Waffe der bayerischen Polizei machen will, zufällig genau an dem Tag beweist diese Waffe in einem aufsehenerregenden Ernstfall, warum sie so nützlich sein kann. Aus Marketinggesichtspunkten hätte es nicht besser laufen können. Kaum ein Kritiker wird an einem solchen Tag lautstark gegen den Einsatz von Tasern wettern – auch wenn sich an den Argumenten gegen die Waffe nichts geändert hat. Kritiker befürchten, dass der harmlos wirkende Elektroschocker (zu) schnell eingesetzt wird. Dabei ist umstritten, wie gefährlich die Stromstöße für den Empfänger wirklich sind. Andere sehen in der Anschaffung einer neuen Waffe den Versuch, eine vermeintlich schlechte Ausstattung der Polizei (personell wie materiell) zu verschleiern.
All die Argumente sind nicht so leicht vom Tisch zu wischen – und doch hat der gestrige Tag bewiesen, dass der kontrollierte und geschulte Einsatz von Tasern als Ergänzung zu Pfefferspray und Pistole sinnvoll ist. Gleichzeitig ist es gut, die Waffe einem Testlauf zu unterziehen. Um Erfahrungen zu sammeln. Und den Kritikern zu beweisen, dass sie falsch liegen.