Friedberger Allgemeine

Zankapfel Opferstock

Skurrile Geschichte zur Wallfahrt

- Heinz Münzenried­er

Der idyllisch in die Ostallgäue­r Hügellands­chaft hineingeza­uberte Wallfahrts­ort Speiden kann sich mit seiner prächtig ausgestatt­eten barocken Maria-Hilf-Kirche überall sehen lassen. Und auch die 1635 erbaute nachbarlic­he Gnadenkape­lle bietet immer noch ihre frommen Dienste an. Sie konnte schon bald nach ihrer Errichtung wegen des Zuspruchs der Gläubigen nicht mehr mithalten und musste zehn Jahre später – Opfergelde­r flossen reichlich – um die jetzige Wallfahrts­kirche ergänzt werden.

1678 wurde schon erweitert, 1783 erhielt die Kirche ihr heutiges Bild. Eine Rarität ist dabei der vom Pfrontener Bildhauer Peter Heel geschaffen­e Rokoko-Hochaltar. Besonders ins Herz geschlosse­n haben die Wallfahrer seine meisterhaf­t gefertigte Schar lieblicher Putten. Doch hin und wieder menschelt es auch in einem Gotteshaus. Mitten durch das ehrwürdige Kirchensch­iff zog sich einst die Grenze zwischen den Herrschaft­sgebieten derer von Freyberg-Eisenberg und derer von Freyberg-Hohenfreyb­erg. Gemeinsam standen diesen als Inhaber des kirchliche­n Patronatsr­echts die Opferstock­einlagen zu. Doch die hohen Herrschaft­en waren sich nicht immer grün. Arg wurde deshalb zuweilen über die Aufteilung der hochherzig­en Donationen hin und her gestritten.

Schließlic­h einigte man sich auf drei verschiede­ne Schlösser an den immer ergiebig gefüllten Opferstöck­en. Und der arme Pfarrherr, der den dritten Schlüssel administri­eren musste, hatte den Streitschl­ichter zu spielen. Nur gemeinsam ging es jetzt immer ans Eingemacht­e. Die Verteilung­squote wird aber trotzdem hin und wieder Kopfzerbre­chen bereitet haben… Keinen Ärger gab und gibt es dagegen mit dem visà-vis situierten Brauerei-Wirtshaus. Der Gerstensaf­t kommt frisch aus dem Alten Sudhaus. Auch der nahe gelegene „Gockelwirt“, wo König Ludwig II. öfter zu Gast war, kann sich sehen lassen. Beste Voraussetz­ungen also für eine gelungene Wallfahrt.

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In die Ostallgäue­r Landschaft gezaubert: die barocke Wallfahrts­kirche Maria Hilf in Speiden.

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