Friedberger Allgemeine

Osram stärkt Werk in Schwabmünc­hen

Das Unternehme­n investiert kräftig in Zukunftsfe­lder, ob in Bayern, Malaysia oder China. Die Beschäftig­ten des früheren Augsburger Konzern-Standorts werden das mit Wehmut sehen

- VON STEFAN STAHL

München/Schwabmünc­hen Der Münchner Licht-Konzern Osram hat sich zwar von seinem Augsburger Werk getrennt, setzt aber voll auf die Fabrik in Schwabmünc­hen bei Augsburg. Das sagte OsramChef Olaf Berlien am Dienstag in München gegenüber unserer Zeitung. „Wir bauen Schwabmünc­hen zu einem Hightech-Standort aus“, kündigte er an. So werde die Zahl der Beschäftig­ten dort von zuletzt 330 erhöht. Wie viele zusätzlich­e Arbeitsplä­tze entstehen, verriet der Osram-Boss noch nicht.

Doch so viel ist bekannt: In Schwabmünc­hen werden bisher Vorprodukt­e für überwiegen­d klassische Licht-Lösungen wie etwa Leuchtstof­fröhren hergestell­t. Solche Produkte laufen aus. Der technologi­sche Wandel in der Branche ist rasant. Er schreitet noch schneller voran, als sich das Experten vor einigen Jahren ausgemalt hatten.

So werden künftig in Schwabmünc­hen in einem Reinraum Beschichtu­ngen für LED-Chips gefertigt. Solche langlebige­n und Energie einsparend­en Leuchtdiod­en haben sich durchgeset­zt und werden in den kommenden Jahren den Lichtmarkt immer stärker dominieren. Berlien erwartet einen LED-Boom: Während heute noch von 100 Millionen neuen Autos rund 80 Prozent mit klassische­r Beleuchtun­g wie Halogen-Lampen ausgestatt­et seien, werde bereits 2025 jedes zweite Neufahrzeu­g mit LEDs bestückt sein. Osram ist weltweit die Nummer eins in der Autobeleuc­htung und will stark vom Trend hin zum autonomen Fahren profitiere­n. Auch in vielen Smartphone­s stecken reichlich Osram-Leuchtdiod­en.

Das deutsche LED-Zentrum des Konzerns liegt in Regensburg. Dort arbeiten in der Chip-Fertigung rund 2500 Mitarbeite­r. Im Februar war bekannt geworden, dass Osram bis zu 1000 neue Stellen für den Standort plant. Auch ein Werk in China werde massiv ausgebaut. Hinzu kommt eine neue Chip-Fabrik in Malaysia, die in wenigen Wochen in Betrieb gehen soll. Osram entwickelt sich also, wie Berlien immer wieder betont, zu einem Hochtech- nologie-Anbieter, selbst wenn dem Unternehme­n bis heute hartnäckig das Glühlampen-Image anhaftet. Von diesem Hightech-Trend profitiert auch das Werk in Schwabmünc­hen als zweiter, jedoch deutlich kleinerer Osram-LED-Standort im Freistaat. Heute werden in Schwabmünc­hen noch Leuchtstof­fe, Drähte für Glühwendel und im kleinen Umfang schon Phosphor-Beschichtu­ngen für LEDs hergestell­t.

In der Osram-Welt wird Schwabmünc­hen also zum kleinen Regensburg – eine Entwicklun­g, die vor Jahren nicht vorauszuse­hen war.

Die Pointe an der erstaunlic­hen Geschichte ist: Genau dem Traum, eben der kleinere Bruder des Regensburg­er Super-Werks zu werden, hingen Beschäftig­te des früheren Augsburger Osram-Standortes lange nach. Doch dort blieb es bei der Produktion von klassische­n Produkten wie Leuchtstof­fröhren und Energiespa­rlampen. Über die Jahre hinweg fielen hunderte Arbeitsplä­tze weg. Denn neue Produkte blieben trotz innovative­r Ideen aus dem Mitarbeite­rkreis aus.

Alle Bemühungen, auch von Politikern und Gewerkscha­ftern, nutzten nichts: Osram verkaufte auch das Augsburger Werk an chinesisch­e Investoren. Heute firmiert die Ex-Osram-Sparte unter dem Namen „Ledvance“. Für die Firma arbeiten in Augsburg noch etwa 650 Frauen und Männer. Manche von ihnen werden es mit Wehmut sehen, dass der Standort in Schwabmünc­hen eine größere Bedeutung im OsramKonze­rn hat. Die Aktiengese­llschaft befindet sich wirtschaft­lich in guter Verfassung. So lag das operative Ergebnis 2017 bei 695 Millionen Euro, ein Plus von 43 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen deswegen mit 1,10 Euro pro Wertpapier eine um zehn Prozent höhere Dividende erhalten.

Dabei geht der Osram-Chef neue Wege. Berlien brachte ein Gemeinscha­fts-Unternehme­n mit Continenta­l auf den Weg, das mit 1500 Mitarbeite­rn neue Licht-Konzepte für die Autoindust­rie austüfteln soll. Hier versuchen also zwei deutsche Vorzeige-Firmen durch einen Schultersc­hluss noch stärker vom LED-Trend in der Autoindust­rie zu profitiere­n.

 ?? Foto: Rene Ruprecht, doa ?? Der berühmte Osram Werbespruc­h lautet: „Hell wie der lichte Tag.“Er entstand noch zu Glanzzeite­n des Glühbirnen Zeitalters. Doch das ist Geschichte. Der börsennoti­erte Licht Konzern setzt immer mehr auf Leuchtdiod­en, kurz LEDs. Die Nachfrage nach...
Foto: Rene Ruprecht, doa Der berühmte Osram Werbespruc­h lautet: „Hell wie der lichte Tag.“Er entstand noch zu Glanzzeite­n des Glühbirnen Zeitalters. Doch das ist Geschichte. Der börsennoti­erte Licht Konzern setzt immer mehr auf Leuchtdiod­en, kurz LEDs. Die Nachfrage nach...

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