Kommt das klimafreundliche Auto?
Die EU-Kommission will neue CO -Grenzwerte für Autos und Vans – und dafür müssen sich die Hersteller deutlich anstrengen. Ohne abgasfreie Modelle wird es nicht gehen
Brüssel Geplant ist eine Revolution, zumindest eine kleine. Millionen Autos, die sich an hunderttausenden Stromtankstellen überall in Europa blitzschnell mit sauberem Ökostrom aufladen und dann geräuschlos und abgasfrei davonbrausen – so stellt sich die EU-Kommission die Zukunft in fünf oder zehn Jahren vor. Den ersten Schritt will die Brüsseler Behörde mit ihrem Paket für sauberen Verkehr und Klimaschutz tun, das die Kommissare jetzt beschlossen haben.
Was plant die Kommission?
Kern des Pakets sind schärfere Kohlendioxid-Grenzwerte für Autos bis 2030. Bis 2021 ist schon alles geregelt: Die Hersteller müssen die Wagen so verbessern und sparsamer machen, dass neue Modelle im Schnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. Ab 2022 soll es dann bis 2030 noch einmal um 30 Prozent heruntergehen. Für 2025 wird ein Etappenziel von minus 15 Prozent vorgegeben.
Wieso geht es um Elektroautos? Betreibt man E-Autos mit Ökostrom, fahren sie quasi ohne Abgase. Die ehrgeizigen Ziele des Pariser Klimaabkommens – und die geplanten CO -Vorgaben der EU – sind ohne solche abgasfreien Autos kaum zu erreichen. Die Kommission will zwar keine Quoten vorschreiben, plant aber ein Anreizsystem. Autobauer sollen bis 2025 unter ihren verkauften Neuwagen mehr als 15 Prozent emissionsarme Autos haben, bis 2030 dann mehr als 30 Prozent. Schaffen die Hersteller die neuen Ziele 2025 und 2030, sollen sie nach dem Kommissionsvorschlag einen Nachlass bei den CO2-Vorgaben bekommen.
Schafft das die Industrie?
Die EU-Kommission gibt sich überzeugt, dass mit der Mischung aus Vorschriften und Anreizen im nächsten Jahrzehnt der Automarkt neu aufgerollt wird. Voraussetzung für attraktive E-Autos sind allerdings leistungsfähigere Batterien, die möglichst in Europa produziert werden sollen, und ein dichtes Netz von Ladestationen. Die Kommission verspricht für den Aufbau 800 Millionen Euro. Die Industrie selbst stapelt tief. „Der vorgelegte Entwurf stellt die Automobilindustrie vor extreme Herausforderungen“, erklärte der Verband der Automobilindustrie. Der Verband tut sich vor allem schwer mit dem Zwischenziel für 2025, weil der Vorlauf zu kurz sei.
Können sich normale Leute künftig noch ein Auto leisten? Elektroautos schrecken viele Verbraucher mit hohen Anschaffungskosten ab. Das gilt nicht nur für Modelle des US-Trendherstellers Tesla für 90 000 Euro und mehr. Auch europäische Kleinwagen sind als Stromautos meist tausende Euro teurer als mit herkömmlichem Verbrennungsmotor. Die EU-Kommission erwartet allerdings einen Preissturz, sobald sich die Elektroautos zur Massenware entwickeln. Schon Anfang des nächsten Jahrzehnts soll es so weit sein, gibt man sich in Brüssel überzeugt.