Todesurteil für „Schwarze Witwe“
Eine Japanerin vergiftet mindestens drei Männer, um an deren Geld zu kommen. Der Fall hält Japan seit Jahren in Atem
Peking/Tokio „Ich wollte mit Chisako zusammenleben, ich war so einsam“, sagt ein 80-Jähriger vor Gericht. Er hatte der Frau bereits seinen Wohnungsschlüssel anvertraut. Dann sagte ihm ein Polizist aus der Nachbarschaft, dass der Mann von Chisako Kakehi unter mysteriösen Umständen gestorben sei. Genauso wie weitere ihrer Liebhaber. Sie habe viel Geld geerbt. Die Warnung zeigte Wirkung, der 80-Jährige machte mit Kakehi Schluss. Das hat ihm wohl das Leben gerettet. Drei Jahre ist das her.
Jetzt hat ein Gericht in Kyoto nach 153 Verhandlungstagen Chisako Kakehi wegen mehrfachen heimtückischen Mordes zum Tode verurteilt. „Ein abscheuliches Verbrechen“, befand Richter Ayako Nakagawa am Dienstag bei der Urteilsverkündung. „Die Tat war von Geldgier motiviert.“Es bleibe nach geltendem Recht keine Alternative zur Todesstrafe.
Der Fall hält Japan seit Jahren in Atem, auch am Mittwoch wird über die heute 70-Jährige, die mindestens drei Männer vergiftet hat, diskutiert. Nicht nur, weil die „Schwarze Witwe“, wie sie in Japan genannt wird, so unbarmherzig vorging. Nicht nur wegen des Urteils. Auch, weil der Fall auf ein Problem hinweist, das sich in Japan weiter verschärft: Die Zahl der Senioren, die vorher nie verheiratet waren, im Alter jedoch einen Ehepartner suchen, nimmt dort einer Umfrage zufolge zu. Die Opfer Kakehis fühlten sich allesamt im Alter einsam.
Chisako Kakehi hatte sie über Partnerschaftsagenturen und auf Dating-Webseiten kennengelernt. Im Jahr 2014 verhaftete die Polizei sie schließlich unter Mordverdacht. Und sie gab zu, im Dezember 2013 ihren vierten Ehemann umgebracht zu haben, indem sie ihm Blausäure in ein Getränk gemischt habe. Die beiden waren da ein Jahr lang verheiratet gewesen. Schon damals vermutete die Polizei längst, dass ihr Kurzzeit-Gatte nicht ihr einziges Opfer gewesen sein dürfte.
Kakehis erster Mann, ein Unternehmer aus der Textilbranche, war 1994 gestorben. Kurz darauf geriet sie in finanzielle Nöte, meldete sich bei einer Partnerschaftsagentur an und gab an: Das Jahreseinkommen des Mannes sollte bei mehr als 85000 Euro liegen. Seitdem war sie mit zehn Männern liiert – die alle starben, nachdem sie Kakehi in ihrem Testament oder in ihrer Lebensversicherung bedacht hatten. Sie erbte insgesamt umgerechnet 7,5 Millionen Euro. Das Urteil bezog sich allerdings nur auf drei Fälle aus den Jahren 2007 bis 2013. Trotz der Summen hatte Chisako Kakehi hohe Schulden, offenbar verursacht durch erfolglose Finanzgeschäfte.
Kakehi sagte einmal während des Prozesses: „Selbst wenn ich morgen hingerichtet werden sollte, würde ich lächelnd sterben.“Das Todesurteil nahm sie reglos zur Kenntnis. Ihre Anwälte wollen es möglicherweise anfechten.