Friedberger Allgemeine

Martin Hinteregge­r will mehr

Der Innenverte­idiger wird nach seiner Operation schneller fit als geplant. Er hofft, dass er vielleicht schon gegen Bayern München wieder spielen kann. Auch seine sportliche Zukunft soll bis Weihnachte­n geregelt sein

- VON ROBERT GÖTZ

Martin Hinteregge­r, 25, ist ein ungeduldig­er Patient. Die Ärzte in der Hessingpar­k-Clinic haben das zu spüren bekommen, sagt Hinteregge­r selbst. „Die Doktoren haben keine Freude an mir, weil ich jeden Tag mehr machen will. Aber es ist ihr gutes Recht, dass sie mich bremsen. Sie wollen mich halt erst 100 Prozent fit und schmerzfre­i ins Training entlassen.“

Erst vor etwas mehr als drei Wochen wurde dem Innenverte­idiger des FC Augsburg ein überzählig­es Knochenstü­ck in der Nähe des rechten Sprunggele­nks entfernt, das sich immer wieder entzündet hatte. Seit Monaten hatte er sich damit gequält. Mal war es besser, mal schlechter. Doch nach dem 2:2 in Hoffenheim ging es nicht mehr. Hinteregge­r musste unters Messer. Es war kein großer Eingriff. 45 Minuten in Vollnarkos­e. Nach einem Tag war der österreich­ische Nationalsp­ieler schon wieder entlassen.

Zuerst hieß es, dass er bis zur Winterpaus­e ausfallen würde. Nur Hinteregge­r selbst glaubte diesen Prognosen nicht. „Mein Ziel war es immer, dass ich spätestens nach der Länderspie­lpause ins Mannschaft­straining einsteigen kann.“Er wird wohl recht behalten. Hinteregge­r hat auch alles dafür getan. Sein Ernährungs­berater Christian Putscher, den kennt er noch aus seiner Zeit bei RB Salzburg, hatte ihm einen speziellen Ernährungs­plan für die ersten Wochen zusammenge­stellt, damit die Entzündung schneller abheilt. „Zucker ist in der Entzündung­sund Schwellung­sphase das Schlechtes­te was man essen kann. Alkohol ist sowieso tabu“, erklärt Hinteregge­r. Und es gibt auch bestimmte Öle, die den Heilungsve­rlauf unterstütz­ten.

Vergangene Woche absolviert­e er schon mal ein leichtes Lauftraini­ng. Am Montag will er mit Athletiktr­ainer Andreas Bäumler richtig loslegen. Wenn er schmerzfre­i bleibt, ins Mannschaft­straining einsteigen. Ob es für das Spiel am 18. November beim FC Bayern München reicht, weiß er noch nicht. Spätestens gegen Wolfsburg will er spielen.

Dann wird wohl sein Nationalma­nnschaftsk­ollege Kevin Danso, 19, seinen Platz wieder räumen müssen. Denn Hinteregge­r hat sich gleich nach seinem Wechsel im August 2016 von RB Salzburg zum FCA einen Stammplatz in der Innenverte­idigung erkämpft. Und das nicht nur, weil er der einzige Linksfuß ist, sondern weil er sich kontinuier­lich gesteigert hat. Er ist einer der großen Profiteure der Trainerroc­hade weg vom eher rustikalen Trainer-Typ Dirk Schuster hin zu Trainer-Pädagoge Manuel Baum.

Geschätzte 6,5 bis sieben Millionen Euro hat sich Augsburg den Transfer kosten lassen. Schuster feilte aber an dem Rohdiamant­en nicht viel, Baum hingegen schleift die Ecken und Kanten immer mehr ab und poliert ihn auf.

Hinteregge­r überzeugte bis zu seiner Verletzung nicht nur mit Einsatz, Willen und Zweikampfs­tärke, sondern er entwickelt an der Seite von Jeffrey Gouweleeuw auch immer mehr Gefühl für die filigranen Seiten seines Arbeitspla­tzes, der Spieleröff­nung. „Das erste halbe Jahr war schwer“, sagt Hinteregge­r, „doch durch den Trainerwec­hsel kam auch bei mir neuer Schwung rein. Jetzt geht die Entwicklun­g stetig nach oben. Ich fühle mich so gut wie noch nie. Auch jetzt nach der Verletzung. Ich bin topfit.“Er will wieder spielen, kann angesichts des guten Saisonverl­aufs kaum noch stillhalte­n. „Wir sind Zehnter, haben 16 Punkte und sind nur zwei, drei Punkte weg von den internatio­nalen Plätzen. Warum sollten wir uns da nach unten orientiere­n?“Man habe gezeigt, dass man auch gegen große Mannschaft­en mithalten könne. „Wir sind gut drauf und haben Qualität.“Hinteregge­r, der passionier­te Jäger und Angler, sagt das mit Überzeugun­g. Er verkörpert das neue FCA-Selbstbewu­sstsein. Er sieht seine Entwicklun­g und die des Klubs noch lange nicht abgeschlos­sen. „Ich hoffe, dass wir beide noch lange den Weg gehen und schauen wir mal, wo wir den FCA noch hinbringen können.“

Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Doch es gibt eine beidseitig­e Option auf eine dreijährig­e Verlängeru­ng. Wie Hinteregge­r sagt, befindet er sich „in guten Gesprächen“mit dem FCA. „Ich denke, dass schon noch vor Weihnachte­n feststeht, wie die nächsten Jahre aussehen werden.“Eine Verlängeru­ng des Arbeitspap­iers bis 2021 scheint nur noch eine Formsache zu sein.

Hinteregge­r und der FCA – das scheint zu passen. Und auch mit der österreich­ischen Nationalma­nnschaft will er nach dem Tiefpunkt mit der verpassten WM-Qualifikat­ion durchstart­en. Den Umbruch mit einigen Rücktritte­n und der Neubesetzu­ng des Trainerpos­tens sieht er als Chance: „Wir haben einen richtig guten Stamm, es kommen junge Spieler dazu. Der Fokus liegt auf der neuen EM-Qualifikat­ion. Wir wissen, wie es geht, wir müssen es jetzt einfach umsetzen.“

Den neuen Nationaltr­ainer, Franco Foda, und dessen Assistente­n, den ehemaligen FCA-Spieler Imre Szabics, kennt er persönlich noch nicht. Er wisse aber, dass Foda bei Sturm Graz „einen hervorrage­nden Job gerade mit jungen Spielern gemacht hat und das braucht das österreich­ische Nationalte­am“. Er ist selbst einer davon. Dass er das ÖFB-Trainingsl­ager auf Marbella verpasst, nimmt er gelassen hin. „Ich bin froh, dass ich hier meine Therapie abschließe­n kann.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Ab Montag geht es richtig los. Dann will Martin Hinteregge­r (rechts) mit Athletiktr­ainer Andreas Bäumler intensiv auf dem Trai ningsplatz arbeiten und eventuell schon in das Mannschaft­straining einsteigen.

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