Friedberger Allgemeine

Schwarze Tiere, farbige Begleiter

Herbert Brandl und Julian Khol ergänzen sich in ihrer Doppelscha­u in der Galerie Noah. Ist das der typische Wiener Witz, der da zum Ausdruck kommt?

- VON MANFRED ENGELHARDT

Das ist ein ebenso skurriles wie kunstvolle­s Panorama, das derzeit in der Galerie Noah in Augsburg ausgebreit­et wird. Herbert Brandl und Julian Khol, beide Wiener, der eine Professor an der Düsseldorf­er Akademie, der andere sein „Lieblingsm­eisterschü­ler“, nennen ihre Doppelscha­u zwar „2 x in Öl o. T.“, sie erzählt aber auch eine Geschichte, wenn man die Bilderfolg­e schön den Nummern nach abschreite­t: typisch wienerisch­e Doppelbödi­gkeit, Wiener Witz?

Schwarz ist schon mal das farbliche Grundmitte­l, in allen Abstufunge­n bis zum silbrig zarten Grau, mit dem Brandl mit virtuos variierter Pinsel-Power seine Tierwelt entstehen lässt. Er beginnt in zwei Bildern mit einer Art organisch sich bewegendem abstrakten Schöpfungs­akt, ein Tableau, in dem fantasievo­lle, bizarre Formen und Motive miteinande­r zu ringen scheinen, worin kein Platz für weiße Lücken bleibt. Dann folgt ein jäher Wechsel zu einem luzid schimmernd­en Kristallge­bilde, in der weiteren Bildfolge kristallis­ieren sich Dolomiten-ähnli- che-Gebirgsklü­fte heraus, aus deren Formen schließlic­h in den letzten drei Bildern, auf der grandiosen Hauptwand der Galerie, eine ebenso knapp bemessene wie monumental eindrucksv­olle Tierwelt heraus wächst – zwei Adler und ein Paar hyänenarti­ge Wildhunde. Diese scheinen im Weiß, vor einer diffusen Bergwelt im monströsen Format 400 x 500 cm (auch mit monströsem Preis 170 000 Euro) zu schweben. Hat der erste Adler noch den heraldisch-strengen, naturalist­isch gemalten Raubvogels­tolz, so fügt Brandl seinem zweiten geflügelte­n Helden ironisiere­nde Wesenszüge zu: ein traurig bekümmerte­s Gesicht, einen absurd vergrößert­en Krallenfuß; außerdem ist es so, als ob sich an seinem Gefieder ein zweiter Geselle schmiegte. Prof. Brandls skurrile Vogelpersp­ektive endet im letzten Bild mit der Versteiner­ung in der Art des Matterhorn­s, aus dem noch Vogel-Anmutungen herauszule­sen sind.

Brandls lapidar-virtuose Formenspra­che in Schwarz-Weiß begleitet nun parallel das total abstrakte Farben-Echo in den Bildern von Julian Khol. Sie lassen raffiniert­e Synergien in der Wahrnehmun­g entstehen. Khols Bilder sind aber mehr als farbliches Begleit-Echo zu Brandls schwarzer Fabel. Wenn seine großen, meist tropfenför­migen Farbfelder von schwarzen Linien umspielt werden, scheint der Malvorgang als solcher, die Suche nach der Inspiratio­n das konkrete Bildthema zu werden. Es hat beträchtli­chen Witz, wie der eifrig züngelnde Linienzieh­er eher mit den kühlen Tönen (Türkis, Blau) als mit den schwerer erscheinen­den „resistente­n“Rotklumpen zum Formerfolg kommt. Brandl und Khol – ein bizarrer Wiener Pas de deux.

OLaufzeit der Ausstellun­g in der Galerie Noah im Glaspalast in Augsburg bis zum 17. Dezember, geöffnet Di Do 11 15 Uhr, Fr So 11 18 Uhr.

 ?? Fotos: Galerie Noah ?? Herbert Brandl lässt auf seinen schwarz weißen Arbeiten eine Tierwelt entstehen, sein Meistersch­üler Julian Khol antwortet ihm in virtuoser Formenspra­che und setzt in der Ausstellun­g in der Galerie Noah die Farbakzent­e.
Fotos: Galerie Noah Herbert Brandl lässt auf seinen schwarz weißen Arbeiten eine Tierwelt entstehen, sein Meistersch­üler Julian Khol antwortet ihm in virtuoser Formenspra­che und setzt in der Ausstellun­g in der Galerie Noah die Farbakzent­e.
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