Schwarze Tiere, farbige Begleiter
Herbert Brandl und Julian Khol ergänzen sich in ihrer Doppelschau in der Galerie Noah. Ist das der typische Wiener Witz, der da zum Ausdruck kommt?
Das ist ein ebenso skurriles wie kunstvolles Panorama, das derzeit in der Galerie Noah in Augsburg ausgebreitet wird. Herbert Brandl und Julian Khol, beide Wiener, der eine Professor an der Düsseldorfer Akademie, der andere sein „Lieblingsmeisterschüler“, nennen ihre Doppelschau zwar „2 x in Öl o. T.“, sie erzählt aber auch eine Geschichte, wenn man die Bilderfolge schön den Nummern nach abschreitet: typisch wienerische Doppelbödigkeit, Wiener Witz?
Schwarz ist schon mal das farbliche Grundmittel, in allen Abstufungen bis zum silbrig zarten Grau, mit dem Brandl mit virtuos variierter Pinsel-Power seine Tierwelt entstehen lässt. Er beginnt in zwei Bildern mit einer Art organisch sich bewegendem abstrakten Schöpfungsakt, ein Tableau, in dem fantasievolle, bizarre Formen und Motive miteinander zu ringen scheinen, worin kein Platz für weiße Lücken bleibt. Dann folgt ein jäher Wechsel zu einem luzid schimmernden Kristallgebilde, in der weiteren Bildfolge kristallisieren sich Dolomiten-ähnli- che-Gebirgsklüfte heraus, aus deren Formen schließlich in den letzten drei Bildern, auf der grandiosen Hauptwand der Galerie, eine ebenso knapp bemessene wie monumental eindrucksvolle Tierwelt heraus wächst – zwei Adler und ein Paar hyänenartige Wildhunde. Diese scheinen im Weiß, vor einer diffusen Bergwelt im monströsen Format 400 x 500 cm (auch mit monströsem Preis 170 000 Euro) zu schweben. Hat der erste Adler noch den heraldisch-strengen, naturalistisch gemalten Raubvogelstolz, so fügt Brandl seinem zweiten geflügelten Helden ironisierende Wesenszüge zu: ein traurig bekümmertes Gesicht, einen absurd vergrößerten Krallenfuß; außerdem ist es so, als ob sich an seinem Gefieder ein zweiter Geselle schmiegte. Prof. Brandls skurrile Vogelperspektive endet im letzten Bild mit der Versteinerung in der Art des Matterhorns, aus dem noch Vogel-Anmutungen herauszulesen sind.
Brandls lapidar-virtuose Formensprache in Schwarz-Weiß begleitet nun parallel das total abstrakte Farben-Echo in den Bildern von Julian Khol. Sie lassen raffinierte Synergien in der Wahrnehmung entstehen. Khols Bilder sind aber mehr als farbliches Begleit-Echo zu Brandls schwarzer Fabel. Wenn seine großen, meist tropfenförmigen Farbfelder von schwarzen Linien umspielt werden, scheint der Malvorgang als solcher, die Suche nach der Inspiration das konkrete Bildthema zu werden. Es hat beträchtlichen Witz, wie der eifrig züngelnde Linienzieher eher mit den kühlen Tönen (Türkis, Blau) als mit den schwerer erscheinenden „resistenten“Rotklumpen zum Formerfolg kommt. Brandl und Khol – ein bizarrer Wiener Pas de deux.
OLaufzeit der Ausstellung in der Galerie Noah im Glaspalast in Augsburg bis zum 17. Dezember, geöffnet Di Do 11 15 Uhr, Fr So 11 18 Uhr.