Friedberger Allgemeine

Ausraster im Sozialamt: Mann sitzt nun im Gefängnis

Ein Paar aus Nigeria war mit den angekündig­ten Sozialleis­tungen unzufriede­n und griff eine Mitarbeite­rin an. Der Fall hatte Konsequenz­en für alle Familienmi­tglieder und wirft Fragen zur schwierige­n Situation in der Behörde auf

- VON INA KRESSE

Der Mann aus Nigeria, der vergangene Woche im Sozialamt ausgeraste­t war und drei Polizisten verletzt hatte, sitzt jetzt im Gefängnis. Nach den Feiertagen war gegen den 33 Jahre alten Mann Haftbefehl erlassen worden.

Der Fall am Montag letzter Woche hatte für Aufsehen gesorgt. Ein nigerianis­ches Ehepaar – die Frau ist schwanger – war mit seinem drei Monate alten Baby im Sozialamt. Es kam zum Tumult. Denn das Paar war über die Sozialleis­tungen derart unzufriede­n, dass es gegenüber der Mitarbeite­rin rabiat wurde. Beide weigerten sich, das Gebäude an der Stadtmetzg zu verlassen. Die Mitarbeite­rin, die schon seit fast 20 Jahren in der Behörde arbeitet, wusste sich mehr zu helfen und rief die Polizei. Der Mann verhielt sich gegenüber den Beamten aggressiv und leistete erhebliche­n Widerstand. Er verletzte drei Einsatzkrä­fte. Der Familienva­ter wurde gefesselt und zunächst mit aufs Polizeirev­ier genommen. „Er kam dort in Arrest, wo er sein Mütchen abkühlen konnte“, berichtet Polizeispr­echer Michael Jakob. Dann wurde er wieder freigelass­en.

Auch die Ehefrau hatte sich im Sozialamt renitent verhalten. Laut Polizei stellte sie sich immer wieder mit dem Baby zwischen ihren Mann und die Einsatzkrä­fte. Das Baby kam in Obhut des Jugendamte­s, die 30-jährige schwangere Frau vorsorglic­h zur ärztlichen Untersuchu­ng ins Krankenhau­s. „Das Kind wurde noch am selben Tag wieder an die Eltern zurückgege­ben“, berichtet Sozialrefe­rent und Dritter Bürgermeis­ter Stefan Kiefer auf Nachfrage. Man habe sich in der Zeit um das Kind gekümmert, in der die Eltern weg waren. Danach habe es keinen Grund gegeben, das Baby weiter zu behalten. „Der Fall an sich hat mit einer Inobhutnah­me schließlic­h nichts zu tun.“Für den rabiaten Familienva­ter hat sein Verhalten freilich Konsequenz­en.

Wie Verteidige­r Ralf Schönauer erzählt, sitzt sein Mandant seit Freitag im Gefängnis. „Das ist sehr unerfreuli­ch.“Der Nigerianer sei an seiner Arbeitsste­lle in Graben abgeholt worden. „Gegen ihn wird wegen Körperverl­etzung, Widerstand gegen Polizei und Bedrohung ermittelt.“Schönauer verstehe jedoch nicht, warum der Mann erst freigenich­t lassen und dann wieder eingesperr­t wurde. Eine Fluchtgefa­hr bei dem 33-Jährigen sieht er nicht. „Wo soll die sein bei einem Asylbewerb­er, der eine schwangere Frau und ein drei Monate altes Kind hat?“Der Anwalt, der als Pflichtver­teidiger bestellt wurde, könne die Lage seines Mandanten noch nicht einschätze­n. Er habe die Gerichtsak­ten noch nicht erhalten. „Aber es wird schon einen Grund für sein Verhalten gegeben haben.“

Sozialrefe­rent Kiefer beschreibt die Situation am Sozialamt: „Der Mann ist ausgeraste­t, weil er nicht die finanziell­e Hilfe erhielt, von der er ausgegange­n war.“Viele Menschen, die zum Sozialamt kommen, verstünden manche Entscheidu­ngen nicht. „Und wenn dann noch eine fremde Sprache hinzukommt, wird es natürlich noch schwierige­r“, erklärt Kiefer. Die Mitarbeite­r der Behörde bekämen öfters Unmut zu spüren. „Wir lassen gerade Untersuchu­ngen machen, wie hoch ihre psychische Belastung ist.“Diese könne nicht nur durch heftige Reaktionen der Hilfesuche­nden ausgelöst werden. Auch das menschlich­e Leid, das Mitarbeite­r mitbekämen, könne emotionale­n Stress hervorrufe­n. Der Sozialrefe­rent meint, dass Jugendamt, Jobcenter, Sozialamt und Bürgeramt, in dem die Ausländerb­ehörde angegliede­rt ist, die härtesten Ämter seien. „Aber dass die Polizei anrücken muss, ist wirklich nicht alltäglich.“

Im Fall des Ehepaares, das sich so danebenben­ahm, konnte aber auch geholfen werden. „Aus einer Spende wurden Sachen für das Kind besorgt“, berichtet Kiefer. Damit sei die Not, die durch einen abschlägig­en Bescheid entstand, gelindert worden.

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Foto: AZ Mehrere Streifen waren vergangene Wo che beim Sozialamt im Einsatz.

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