Friedberger Allgemeine

Prozess um große Mengen Dopingmitt­el

60-jährige Frau soll Kraftsport­ler in der Region versorgt haben

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In Deutschlan­d werden Fitnesscen­ter immer beliebter. Wem aber der Muskelaufb­au nicht schnell genug geht, der greift nicht selten zu verbotenen Arzneimitt­eln. Erst Ende Oktober hat das Amtsgerich­t einen jungen Mann wegen des Handels mit illegalen Substanzen zu einer Bewährungs­strafe von zwei Jahren verurteilt. Der 35-Jährige war vergleichs­weise ein kleiner Fisch zu jenen sechs Angeklagte­n, die seit Mittwoch vor dem Landgerich­t stehen. Auch hier ist der Handel mit Arzneien zu Dopingzwec­ken angeklagt, und zwar kiloweise, hergestell­t in Untergrund­labors im Großraum Berlin. Die Tagesprodu­ktion lag bei mehreren tausend Stück.

Im Fall ihrer Verurteilu­ng drohen den Angeklagte­n, wie der Prozessauf­takt deutlich machte, Haftstrafe­n bis zu sieben Jahren. Vier Jahre lang haben die Anabolikah­ändler laut Anklage in ganz Deutschlan­d Dopingmitt­el an Kraftsport­ler, Bodybuilde­r und Fitnessgur­us verkauft. Die Grundsubst­anzen in den Kapseln, Tabletten und Ampullen kamen aus China. Mitunter waren die gelieferte­n Präparate aber gefälscht, ihr Inhalt in Wahrheit wirkungslo­s.

Unter den Beschuldig­ten sind drei Brüder. Sie und die einzige Frau auf der Anklageban­k waren im Mai 2016 festgenomm­en worden. Die 60-Jahrige lebt in Augsburg. Sie soll die hiesige Kraftsport­szene mit verbotenen Präparaten versorgt haben. Die anderen Angeklagte­n leben in Brandenbur­g und Berlin. Der Prozess findet dennoch in Augsburg und nicht in Berlin statt. Unter anderem wegen des Wohnorts der angeklagte­n Frau. Hinzu kommt aber, dass die Staatsanwa­ltschaft in München schwerpunk­tmäßig Dopingvers­töße im Sport verfolgt. In Deutschlan­d hat sonst nur noch die Staatsanwa­ltschaft in Freiburg eigene Ermittler abgestellt, um Dopingvers­töße zu prüfen. Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt.

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