Friedberger Allgemeine

„Ich bin jedes Mal tief verletzt“

Bei den Augsburger Mediengesp­rächen ging es um das Thema Beleidigun­gen im Internet und den Umgang mit Hetze. Welche Erfahrunge­n die Besucher schon gemacht haben

- VON INA KRESSE

Er wolle hören, wie es anderen Menschen ergeht, die sich in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter Kritik aussetzen, sagte Bernd Harder. Der Friedberge­r war einer der zahlreiche­n Besucher, die gestern Abend zu den Augsburger Mediengesp­rächen ins Rathaus kamen. „Hass im Netz: Was wir gegen Beleidigun­gen und Hetze tun können“, hieß das Thema, das mit Experten diskutiert wurde.

Bernd Harder wird oft beschimpft. Er ist Blogger der Gesellscha­ft zur wissenscha­ftlichen Untersuchu­ng von Parawissen­schaften, kurz GWUP, die Verschwöru­ngstheorie­n, Astrologie oder Homöopathi­e etwa mit wissenscha­ftlichen Fakten begegnet. „Solche Leute ziehen wir an wie die Fliegen“, berichtete der Blogger und meinte damit Leser, denen mit Tatsachen und der Realität nicht beizukomme­n sei und die ausfällig werden. „Beginnt ein Kommentar mit einer Beschimpfu­ng, lösche ich ihn.“

Extra aus München kam Gymnasiall­ehrerin Simone Bugger zu den Augsburger Mediengesp­rächen. Sie selbst ist nicht auf Facebook oder bei Twitter präsent. „Aber ich will heute Einblicke in ein Thema erhalten, das meine Schüler stark beschäftig­t.“Begleitet wurde sie von Svaantje Seiler, die in sozialen Netz- werken sämtliche Bilder von sich herausgeno­mmen hat. Zum Glück hat sie selbst noch keine negativen Erfahrunge­n gemacht. „Aber ich will meine Privatsphä­re stärker schützen, um unangenehm­e Situatione­n zu vermeiden.“

Lucas Hübner hingegen hat keine Furcht vor Konfrontat­ion im Netz. Der Augsburger Student der Medienund Kommunikat­ionswissen­schaften habe schon viele Erfahrunge­n gemacht. Etwa auf dem Videokanal Youtube, wo er sich gerne Dokumentat­ionen ansieht. „Wenn es darin um kritische Themen geht, wie Gewalt in Spielen, beleidigen viele Nutzer andere, die eine konträre Meinung haben.“Da kann es auch sein, dass er sich in eine Diskussion einmischt, wenn er Meinungen als faktisch falsch erachtet. „Werde ich beleidigt, gehe ich im rationalen Ton darauf ein.“

Nur bei politische­n Diskussion­en halte er sich zurück: „Da kann man eh nichts ändern.“Kommiliton­in Anna Böll wusste von einer Freundin, die von einem Unbekannte­n im Internet beschimpft wurde. Darum ist es ihr besonders wichtig, ihren eigenen Instagram-Account so einzustell­en, dass ihn nur ausgesucht­e Nutzer sehen können. Beleidigun­gen würde sie im Falle jedoch ignorieren, sagte die Studentin und fügte hinzu: „Aber vielleicht ist das nicht der beste Weg, weil die Situation ungeklärt bleibt und man sich weiter Gedanken macht.“

CSU-Politiker Bernd Kränzle hingegen will es nicht auf sich sitzen lassen, wenn er im Internet beschimpft wird. „Wenn es möglich ist, suche ich schon das Gespräch“, verriet er. Manchmal finde der Politiker dann auch eine gemeinsame Basis mit dem Gegenüber. Generell trifft es Kränzle jedoch, wenn er abfällig attackiert wird. „Ich bin jedes Mal tief verletzt. Und man ist ja auch ein Stück weit hilflos.“

IBayern

Bei uns im Internet

Bilder von den Augsburger Medienge sprächen finden Sie unter www.augsburger allgemeine.de

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Fotos: Fred Schöllhorn Diskutiert­en bei den Mediengesp­rächen gestern Abend im Augsburger Rathaus über Hass im Internet: (v.l.) Lehrer Vertreteri­n Gertrud Nigg Klee, Jugendschu­tz Experte Ste fan Glaser, Bloggerin Ronja von Rönne, Moderatori­n Sandra Rieß, Staatssekr­etär Franz...
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Bernd Harder
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Anna Böll
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Simone Bugger
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Lucas Hübner

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