Friedberger Allgemeine

85 jähriger Mann erschießt seine Frau und sich selbst

Eine Pflegerin findet in einer Wohnung zwei Leichen. Wie die Kriminalpo­lizei den Fall einschätzt

- VON JAN KANDZORA

Vor dem Haus haben Anwohner Kerzen angezündet. „Wir verabschie­den uns“steht auf einem Zettel. Und: „Wir sind alle sehr betroffen.“Hier, in der Frischstra­ße im Spickel, hat sich eine Tragödie abgespielt. Die Polizei berichtet, dass nach bisherigen Ermittlung­en ein 85 Jahre alter Mann in seiner Wohnung zuerst seine 81 Jahre alte Ehefrau erschossen und dann sich selbst getötet hat. Die Ermittler gehen von einer Verzweiflu­ngstat aus.

Der Anruf bei der Polizei ging am Dienstag gegen 10.30 Uhr am Vormittag ein. Eine Mitarbeite­rin eines ambulanten Pflegedien­stes hatte das betagte Ehepaar leblos im Bett ihrer Wohnung aufgefunde­n. Dort war die Mitarbeite­rin mit einem Zweitschlü­ssel hineingela­ngt, nachdem ihr durch die Senioren nicht geöffnet worden war. Ein sofort alarmierte­r Notarzt konnte nur noch den Tod der 81-jährigen Frau und des 85-jährigen Mannes feststelle­n.

Die Frischstra­ße liegt ruhig, der Siebentisc­hwald ist gleich in der Nähe. Was hier passiert ist, haben viele Anwohner noch nicht mitbekomme­n. Einen größeren Einsatz am Dienstag habe er nicht bemerkt, sagt ein Mann, der nicht weit von der Wohnung des Ehepaars entfernt wohnt. Eine andere schüttelt ebenfalls den Kopf. Nein, sagt sie. Am Dienstag sei sie den ganzen Tag unterwegs gewesen.

Nach bisherigen Ermittlung­en der Augsburger Kriminalpo­lizei hat das Ehepaar offenbar beschlosse­n, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden. Ein Einwirken Dritter, heißt es von der Polizei, könne ausgeschlo­ssen werden. Unklar ist allerdings, wie der 85-Jährige an die Schusswaff­e kam. Eine Berechtigu­ng, die Faustfeuer­waffe zu besitzen, hatte er nach bisherigen Erkenntnis­sen der Polizei nicht. Die Ermittlung­en zu den Hintergrün­den der Tat sowie zur Herkunft der Schusswaff­e dauern noch an.

Vor einem halben Jahr hatte es in Siebenbrun­n einen ähnlichen Fall gegeben. Im April erschoss ein 88 Jahre alter Mann in einem Anwesen im kleinsten Augsburger Stadtteil zunächst seine 85-jährige Ehefrau und dann sich. Auch damals sprach die Polizei von einer Verzweiflu­ngstat; die Ermittler der Kriminalpo­lizei gingen davon aus, dass die Eheleute die Tat vorher vereinbart haben. Sie wollten demnach offensicht­lich beide aus dem Leben scheiden. Die Polizei erfuhr von der Tat, als sich eine Anwohnerin damals an einem Vormittag meldete. Die Frau teilte mit, dass sie einen Abschiedsb­rief ihrer betagten Nachbarn gefunden habe.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Kerzen erinnern an das Ehepaar, das nach Ansicht der Polizei gemeinsam aus dem Leben scheiden wollte.
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Die Kriminalpo­lizei hat die Wohnungs türe versiegelt.

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