Friedberger Allgemeine

Schnelles Internet bis ins letzte Gehöft

Künftig soll es in Friedberg flächendec­kend mindestens 30 Mbit pro Sekunde geben. Weil das für die Telekommun­ikationsfi­rmen nicht wirtschaft­lich ist, springen Stadt und Freistaat ein

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Der Ausbau des schnellen Internets ist in der letzten Zeit ein gutes Stück vorangekom­men. Trotzdem gibt es in Friedberg immer noch Bereiche, in denen weniger als 30 Mbit pro Sekunde zur Verfügung stehen. Anders als noch vor einigen Jahren handelt es sich aber nicht mehr um ganze Stadtteile, sondern um einzelne Ansiedlung­en. Der Finanzauss­chuss des Stadtrats entschied nun, dass auch diese Lücken geschlosse­n werden sollen – mit erhebliche­m finanziell­en Aufwand.

Die Versorger lieferten sich zuletzt einen regelrecht­en Konkurrenz­kampf um die Kunden. Seit dem offizielle­n Startschus­s für den Breitbanda­usbau in Friedberg im Dezember 2012 hat zum Beispiel der regionale Telefon- und Internetan­bieter M-net Tausende bis dahin unterverso­rgte Haushalte an sein modernes Glasfasern­etz angeschlos­sen. Auch die Telekom führte auf eigene Kosten im gesamten Vorwahlber­eich 0821 die neue VDSL 2/Vectoringt­echnik ein, die Übertragun­gsraten von bis zu 100 Mbit pro Sekunde zulässt. Doch zahlreiche Anwesen, die außerhalb der geschlosse­nen Bebauung liegen, gingen leer aus, weil ein Anschluss für die Unternehme­n nicht wirtschaft­lich ist.

Nach den Erfahrunge­n der Stadt kommt es immer wieder zu Beschwerde­n über die Leistungsf­ähigkeit des Breitbandn­etzes. Wo tat- sächlich eine Unterverso­rgung besteht und was für den Lückenschl­uss beseitigt werden muss, das hat nun die Corwese GmbH im Auftrag der Stadt Friedberg geprüft. Das Beratungsu­nternehmen konnte insgesamt 98 Adressen ermitteln, die über weniger als 30 Mbit/s verfügen, was heute die Grenze zur Unterverso­rgung darstellt.

Würde man sie alle ans schnelle Internet anschließe­n, würde dies 1,3 Millionen Euro kosten. Diesen Betrag müsste die Stadt vorfinanzi­eren, könnte aber über die Breitbandr­ichtlinie des Freistaats und das Sonderförd­erprogramm „Höfebonus“einen staatliche­n Zuschuss von 900 000 Euro erhalten.

Angesichts dieser Kosten wurde für alle Adressen einzeln geprüft, ob dort tatsächlic­h schnelles Internet nötig ist, weil sie Wohnzwecke­n dienen oder weil dort eine gewerblich­e Nutzung genehmigt ist. So verringert sich ihre Zahl auf 70, und auch der finanziell­e Aufwand sinkt: Die Stadt muss 1,05 Millionen investiere­n und bekommt 700000 Euro Förderung.

Der Finanzauss­chuss beschloss einstimmig, das nötige Geld in den kommenden beiden Jahren bereitzust­ellen. 2019 wird dann mit dem Zuschuss gerechnet. „Wir wollen keine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft in der Netzanbind­ung“, sagte Peter Feile (SPD), der allerdings auch von einer erhebliche­n Investitio­n sprach. Für Leo Büchler (CSU) gehört das schnelle Internet zur Daseinsvor­sorge. „Es ist gut, dass wir diesen Eigenantei­l schultern“, sagte er.

Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) bezweifelt­e, dass 30 Mbit/s das Ende der Übertragun­gsgeschwin­digkeit sein werden. „Wir müssen eine Grundsatzd­iskussion darüber führen, wie wir mit der flächendec­kenden Versorgung umgehen wollen. Wir brauchen eine langfristi­ge Strategie“, forderte er.

Laut Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) ist aber in der Zukunft nicht mehr mit so hohen Investitio­nen zu rechnen: Die Verlegung von Leerrohren ermöglicht es ohne baulichen Aufwand, entspreche­nd der technische­n Weiterentw­icklung neue Kabel einzuziehe­n. „In dieser Form wird es das nicht mehr geben“, ist er überzeugt.

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