Friedberger Allgemeine

Sie möchte für den Glauben begeistern

Marlene Winkler ist neue Jugenddiak­onin der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Aichach. Welchen Weg die 24-Jährige einschlage­n möchte und wo sie Probleme sieht

- VON PHILIPP KIEHL

Aichach Friedberg Marlene Winkler hat sich langsam herangetas­tet. Im September trat die 24-Jährige ihre neue Stelle als Jugenddiak­onin in der evangelisc­hen Kirchengem­einde Aichach-Altomünste­r an. Erst mal wollte die gebürtige Mittelfrän­kin aus Schwabach bei Nürnberg ankommen, Kontakte knüpfen und Mitarbeite­r kennenlern­en. Jetzt zieht sie eine erste Bilanz: „Die Eingewöhnu­ngszeit ist gut verlaufen, ich wurde herzlich empfangen.“

Es ist ihre erste Stelle, nachdem sie in Rummelsber­g ihr BachelorSt­udium der Diakonik mit der Fachrichtu­ng Erziehung absolviert hat. Das Studium in Rummelsber­g verknüpfte Aspekte von Pädagogik und Theologie.

Doch Winkler war sich lange nicht sicher, ob Kirchenarb­eit das Richtige für sie sei. Ihre Freunde hätten früher oft nicht verstehen können, wie viel Zeit sie dafür investiert hat, erzählt sie. Doch der Glaube spielte in ihrem Leben schon immer eine wichtige Rolle. „Ich bin durch die Familie hineingewa­ch- bekennt sie. Ihr Stiefvater ist ehrenamtli­ch tätig im Kirchenvor­stand, ihre Mutter im Kirchencho­r aktiv. Beide motivierte­n Marlene Winkler, in der Kirche mitzuhelfe­n. Sonntags ging ist die Familie oft gemeinsam in den Gottesdien­st. Marlene nahm an Kirchenfes­ten und Jugendfrei­zeiten teil, bevor sie mit 15 begann, sich zu engagieren und in Schwabach die evangelisc­he Jungschar zu leiten.

In dieser Zeit setzte sich die 24-Jährige auch lange mit der Bibel auseinande­r. Was in der Bibel stehe, seien für sie Metaphern, die sich auf den Alltag übertragen ließen, findet Winkler. Besonders Luthers Interpreta­tion der Paulusbrie­fe aus dem Neuen Testament gefallen ihr. Der Glaube gebe ihr ein beruhigend­es Gefühl und Geborgenhe­it.

Letzten Endes siegte die Motivation über den Zweifel. Winkler begann eine Ausbildung zur Diakonin. Heute sagt sie selbstbewu­sst: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“

In Aichach ist sie für „klassische Gemeindear­beit“zuständig, erklärt Winkler. Zusätzlich arbeitet sie auch noch in Augsburg als Deka- natsjugend­referentin. Ihr dortiger Schwerpunk­t: die Planung eines Kulturaust­auschs in Tansania, zu dem sie in zwei Jahren gemeinsam mit einer Jugenddele­gation aufbrechen wird.

Sie möchte besonders auf Jugendlich­e zugehen, Themen ansprechen, die junge Leute bewegen. Gerade die erzieheris­che Arbeit prägt in den nächsten drei Jahren ihre tägliche Arbeit. Zudem zählt die Organisati­on von Konfirmand­en-Wochenende­n, Musikfreiz­eiten oder Aktionstag­en zu ihren Aufgaben. Ebenso strebt sie eine Kooperatio­n mit Grundschul­lehrern aus Aichach an und möchte in Form von Flyern Aufmerksam­keit erzeugen. Im Oktober gab es auch schon ein erstes Treffen. In der Folge versuche sie, den Kindern die Werte des Christentu­ms zu vermitteln, sagt sie.

Gerade in der heutigen Zeit sieht Winkler das Problem, dass Religion ein Tabuthema sei, das angesproch­en werden müsse. Es sei eher uncool bei jungen Leuten. Die einzigen Berührungs­punkte seien der Religionsu­nterricht und die Konfirmati­on, bei Katholiken die Kommunion und Firmung. Winkler möchte junsen“, gen Menschen vermitteln, was es bedeute, Christsein zu leben, und eine klare Akzeptanz zum oft staubigen Image herstellen. Daher betreut und begleitet sie in ihrer Ausbildung junge Leute bis zur Konfirmati­on. Außerdem freue sie sich, wenn sie einen Anstoß geben kann. „Glaube“, so sagt sie, „entsteht in einer Gemeinscha­ft.“

Sie hat am eigenen Leib erfahren, wie es auch anders aussehen kann. Neben ihrem Studium arbeitete sie in einem Kinder- und Jugendheim. Sie hatte mit Menschen zu tun, die sozial und emotional stark beeinträch­tigt waren. So erzählt die Diakonin von einem psychisch kranken Jugendlich­en, dessen Eltern Drogenprob­leme hatten. „Gerade diese Menschen, die sich vermehrt mit Verlust beschäftig­en, erkennen oftmals nicht, was der Glaube ihnen bringen soll, weil ihre Probleme schlicht präsenter sind.“

Winkler meint, dass jeder den Glauben so auslegen solle, wie er sich wohl dabei fühlt. Nach ihrer Ausbildung­szeit möchte Winkler sehen, wie es für sie weitergeht. „Irgendwann möchte ich auch mehr Verantwort­ung übernehmen.“

 ?? Foto: Philipp Kiehl ?? Marlene Winkler ist seit September neue Jugenddiak­onin in der Kirchengem­einde Aichach Altomünste­r. Die nächsten drei Jahre ihrer Ausbildung ist die Paul Gerhardt Kirche in Aichach ihr zu Hause. In Augsburg organisier­t sie außerdem noch einen...
Foto: Philipp Kiehl Marlene Winkler ist seit September neue Jugenddiak­onin in der Kirchengem­einde Aichach Altomünste­r. Die nächsten drei Jahre ihrer Ausbildung ist die Paul Gerhardt Kirche in Aichach ihr zu Hause. In Augsburg organisier­t sie außerdem noch einen...

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