Meringerin tanzt sich zum Erfolg
Porträt Die 19-jährige Anna Viktoria Zesakes gewinnt den diesjährigen Augsburger Kunstförderpreis
Mering Sie hat es geschafft. Sechs lange Jahre, Monate, Wochen hat sie mindestens fünfmal wöchentlich dafür trainiert, gelebt und zuletzt darum gebangt: Die 19-jährige Anna Zesakes hat den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg gewonnen. Im Juni/Juli fand das Vortanzen statt – erst kürzlich erfuhr sie die sensationelle Nachricht. Ein wichtiger Meilenstein in der harten Tanzkarriere, in der man auch herbe Enttäuschungen mit Kampfgeist wegtanzen muss, wie sie aus Erfahrung weiß.
Genau diese Reife, ihre Zielstrebigkeit – und vor allem ihre geniale Kreativität, mit der sie auch die Preisrichter beeindruckte, haben ihr neben hartem Training auch diesen Erfolg beschert. Noch im Sommer 2016 hatte sie mit einer anderen Ballettschülerin die Gewinnerin des Kunstförderpreises 2004, Nathalie Brockmann, in ihrer jetzigen Stellung als Künstlerische Assistentin und Trainingsleiterin in Rostock besuchen dürfen. Wie sie selbst machte sie im Tanzpunkt Mering ihre ersten Tanzschritte - und Anna hatte sich besonders nach diesem motivierenden Besuch eine ähnliche Laufbahn erträumt (FA berichtete). Warum sie so gerne tanzt, „lässt sich schwer in Worte fassen, weil man mit Tanz mehr ausdrücken kann“, sagt sie fast philosophisch.
Die Meringerin Anna Zesakes erzählt auch, dass sie die Durststrecken, wenn der Erfolg beim Vortanzen ausblieb, sehr traurig machten – die beste „Therapie“für sie war dann, eine neue Choreografie zu erfinden, um daraus neue Kraft zu schöpfen. Die hübsche, 1, 72 Meter große Abiturientin sagt: „Das Tanzen ist immer in mir da gewesen. Das Erfinden einer Choreografie zunächst ganz spielerisch – es hat riesigen Spaß gemacht.“
Und so denkt sie über einen anderen Weg nach dem Abitur nicht wirklich nach – allenfalls etwas wie Architektur oder Kommunikationsdesign, das zumindest ein wenig künstlerisch angehaucht ist. Tanzpädagogin Anna Mayr vom Tanzpunkt Mering, die die damals Sechsjährige im Ballett unterrichtete, erinnert sich, dass sie „ihr kreativstes Kind bei der Improvisation war, die genau das lebte, was sie tanzte“– und wenn Anna Zesakes tanzt, tanzt sie mit einer scheinbar unbeschwerten Leichtigkeit – und einem unvergesslichen Ausdruck. So war sie von klein auf in der Tanzwerkstatt und auf vielen Vorführungen der Ballettschule zu sehen – denn neben dem allgemeinen Balletttraining wird hier ein Schwerpunkt auf Repertoiretraining gelegt. So tanzte sie unter anderem in der anspruchsvollen Rolle der Esmeralda (Esmeralda Variationen), als Solistin aus dem Flower Festival in Genzano oder mit den „Paquita“-Themen, die sie nun teilweise auch beim Vortanzen zeigte. Denn neben einem Probetraining war auch ein Teilbereich des Wettbewerbs „Klassisches Ballett“.
„Ballett mag ich sehr gerne, aber besonders fühle ich mich zum Contemporary Dance hingezogen“, bewar kennt Anna – und genau dieser Teilbereich begeisterte die Preisrichter besonders. Ihre Tanzlehrerin Serena Petinari hatte für sie dazu Musik zusammengeschnitten: „Eine Kombination aus klassischer Musik und dem Klappern einer Schreibmaschine. Man glaubt nicht, dass das wirklich geht, wenn ich das jetzt so erzähle – aber es passt perfekt.“Darin hat die Preisträgerin sehr persönliche Emotionen verarbeitet: Sehr schnelle unruhige Passagen wechseln mit ruhigen getragenen ab – darin ist viel Raum, das auszudrücken, was sie für sich in einer schwierigen Lebensphase durchlebt hat.
So ein großer Erfolg ist Balsam für die Seele – und ein traumhafter Lohn für die jahrelangen Mühen – und außerdem macht er sich hervorragend in einer Bewerbung. Das Preisgeld in Höhe von 3500 Euro wird sie deshalb in ihre Karriere investieren – für das Vortanzen in Tanzakademien, mit Schwerpunkt Contemporary Dance – in ganz Europa. Gerade im Norden Englands gäbe es beispielsweise tolle Schulen, weiß sie. Zuallererst freut sie sich aber aufs Vortanzen im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg am 16. November, wo ihr der Preis offiziell verliehen wird – als Bestätigung für ihr hartes Training und vor allem als Beweis, dass man nie aufgeben darf.