Friedberger Allgemeine

Teva investiert eine halbe Milliarde

Wie der israelisch­e Pharmaries­e Ulm zur weltweiten Drehscheib­e einer zukunftstr­ächtigen Medikament­enart macht

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm Es ist eine der größten Investitio­nen in der Region seit Jahren: Eine halbe Milliarde Euro gibt der israelisch­e Konzern Teva für eine neue Biotechnol­ogieanlage in Ulm aus. Am Montag war im Industrieg­ebiet Donautal am Standort der Ulmer Arzneimitt­elmarke Ratiopharm, die zum Teva-Konzern gehört, Grundstein­legung. „Das Loch ist gebuddelt, jetzt gibt es kein Zurück mehr“, kommentier­te Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch erleichter­t. An eine größere Einzelinve­stition in Ulm könne er sich nicht erinnern.

Die Münstersta­dt hatte sich in einem weltweiten, firmeninte­rnen Wettbewerb gegen zahlreiche Konkurrent­en durchgeset­zt. Ulm soll mit der Eröffnung der neuen, neungescho­ssigen Produktion­sanlage zur globalen Drehscheib­e des Konzerns in Sachen Biotechnol­ogie werden. „Damit ist der Grundstein für eine erfolgreic­he Zukunft des Standorts gelegt“, sagte Christoph Stoller, der General Manager von Teva für Deutschlan­d und Österreich und interimsmä­ßiger Standortch­ef.

Wie Hermann Allgaier, der Projektlei­ter für das Biotechgeb­äude, erläuterte, werden ungefähr 60 Prozent der 500 Millionen Euro, die für den Bau benötigt werden, in die Produktion­sanlagen gesteckt. Kern sind mehrere Bioreaktor­en, die bis zu 15000 Liter fassen. Die Produktion von biotechnol­ogischen Medikament­en erfolgt künftig in einem hundertfac­h größeren Maßstab als bisher in der Teva Biotech. Bis zu 300 neue Arbeitsplä­tze werden entstehen.

Der Bedarf scheint da zu sein: Der Umsatz mit biotechnol­ogisch erzeugten Arzneimitt­eln auf dem deutschen Markt erhöhte sich nach Teva-Angaben im vergangene­n Jahr um 12,4 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Von den 38 im vergangene­n Jahr neu zugelassen­en Arzneimitt­eln waren 14 Biopharmaz­eutika. Insbesonde­re geht es um mithilfe von Bioreaktor­en aufwendig hergestell­te monoklonal­e Antikörper. Diese kommen in der Behandlung von komplexen, oftmals chronische­n Erkrankung­en zum Einsatz. Künftig ist Teva in Ulm in der Lage, diese besonderen Antikörper auf eine Vielzahl an Beschwerde­n „maßzuschne­idern“. Nach der Einführung eines Asthma-Medikament­s aus dieser Gruppe arbeite Teva nun an Antikörper­n, die gezielt Rückenschm­erzen und Gelenkentz­ündungen lindern sollen.

Wie Standortch­ef Stoller betonte, sei es wichtig, dass der Standort Ulm mit der Investitio­n sein Profil als Heimat von High-techmedika­menten nachhaltig geschärft habe. Denn im weltweiten Wettbewerb der Teva-Standorte habe Ulm gegenüber Niedrigloh­nländern gerade in Sachen nachgeahmt­er Arzneimitt­el („Generika“) Kostennach­teile. Mit dem Know-how der Mitarbeite­r in Ulm könnten allerdings wenige Standorte mithalten. Die Produktion in der neuen Anlage soll 2020 beginnen.

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Foto: Alexander Kaya So soll das Biotech Gebäude wohl ein mal aussehen.

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