Friedberger Allgemeine

„...oder du explodiers­t“

Roman Deisenhofe­r schafft in der Hitze von Malaysia seinen größten Erfolg. Jetzt steht erst mal Urlaub an

- VON ANDREAS KORNES

Langsam lassen die Schmerzen nach. Vor allem die Oberschenk­el benötigen nach der stundenlan­gen Schinderei ein paar Tage, ehe sie wieder für geordnetes Treppenste­igen zur Verfügung stehen. 8:40,45 Stunden war Roman Deisenhofe­r am vergangene­n Samstag in Malaysia unterwegs. Dann stand er als Drittplatz­ierter zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Treppchen eines Ironman-Rennens. „Das ist der Hammer“, sagt der in Königsbrun­n wohnhafte Triathlon-Profi über den bisher größten Erfolg seiner Karriere.

Bis es so weit war, flossen allerdings etliche Liter Schweiß. Das Rennen fand auf der tropischen Badeinsel Langkawi bei knapp 30 Grad und extrem hoher Luftfeucht­igkeit statt. „Zum Glück hatte ich vor dem Rennen schon zwei Wochen auf Langkawi verbracht, um mich an die Bedingunge­n zu gewöhnen“, erzählt Deisenhofe­r und fügt mit einem Schmunzeln an: „Das ist wie in der Sauna und unterwegs fragt man sich manchmal schon, wer auf die Idee gekommen ist, hier einen Ironman zu veranstalt­en.“

Terminlich allerdings liegt dieser sehr günstig für diejenigen, die sich frühzeitig Punkte im Hawaii-Ranking sichern wollen. Nur die 50 besten Profis dürfen dort beim legendären Ironman an den Start gehen. Nächstes Jahr will Deisenhofe­r dazugehöre­n. „Der dritte Platz in Malaysia war ein Riesenschr­itt auf dem Weg dorthin.“Die Startplätz­e werden nach einem komplizier­ten Punktesyst­em vergeben. Und ein dritter Platz bringt rund ein Drittel der nötigen Punkte. Auch deshalb geht Deisenhofe­r jetzt mit gutem Gefühl in eine Trainingsp­ause. Hinter ihm liegt „eine der härtesten Erfahrunge­n meines Lebens“. Schon die 3,8 Kilometer Schwimmen (52:19 Minuten) im 28 Grad warmen Meer habe die Körpertemp­eratur ordentlich nach oben getrieben. Auf den 180 Rad-Kilometern galt anschließe­nd das Motto: „Kühlen, kühlen, kühlen.“An jeder Verpflegun­gsstation gab es dafür eiskaltes Wasser für die Athleten.

Deisenhofe­r fuhr in 4:35,49 Stunden die schnellste Radzeit des gesamten Feldes und ging zusammen mit Christian Kramer zehn Minuten hinter dem späteren Sieger Romain Guillaume aus Frankreich auf die Marathonst­recke. „Bei den äußeren Bedingunge­n muss man extrem aufpassen, oder du explodiers­t“, sagt Deisenhofe­r. Guillaume beispielsw­eise war vor drei Jahren schon einmal in Malaysia gestartet, hatte sich damals aber übernommen und für den Marathon fünf Stunden gebraucht. Diesmal brachte er seine Führung souverän ins Ziel.

Dahinter konnte sich Deisenhofe­r in 3:08,16 Stunden zwar gegen seinen Landsmann Kramer behaupten, musste aber auf den letzten zehn Kilometern den wie entfesselt laufenden Dänen Jens Petersen-Bach passieren lassen. „Der hat am Ende brutal aufgedreht, da war nichts zu machen. Ich bin trotzdem absolut glücklich mit meinem dritten Platz“, sagt der Teilzeit-Berufsfeue­rwehrmann.

Mit seiner Freundin will er nun den restlichen November zum Urlaubmach­en nutzen. Die beiden planen eine Rundreise mit dem Rucksack quer durch Thailand. Deisenhofe­r: „Ab und zu musst du den Kopf freibekomm­en und den ResetKnopf drücken.“Im Dezember steht dann wieder Grundlagen­training auf dem täglichen Programm, denn im kommenden Jahr will sich der 32-Jährige seinen großen Traum erfüllen und zu den 50 besten Profis auf Hawaii gehören.

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Foto: rd Auf dem Rad ist der Triathlet Roman Deisenhofe­r eine Klasse für sich. Beim Ironman von Malaysia fuhr er die schnellste Zeit des gesamten Feldes.

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