Mit Plakaten zugepflastert
Die Universität in Hamburg verdient Geld mit Werbepostern. In Würzburg werden sie vom Campus verbannt. Und was macht die Uni in Augsburg?
Gerade gestresst vom Stillen, Wickeln, Studieren? Vielleicht hilft interreligiöse Meditation. Oder schon museumsreif? Aber bitte trotzdem nicht vergessen: Mal wieder die Oma besuchen! Danach sich gerne gehen lassen auf einer der SemesterOpening-Partys oder wahlweiße beim Hardcore Yoga. Auf dem UniCampus werben im Moment von allen Seiten Plakate für ungezählte Veranstaltungen, Partys und Lebensbotschaften. Selbst auf der Toilette ist man davor nicht sicher. Die mehr oder minder witzigen in die Kabinen gekritzelten Sprüchlein, die einen dort sonst zum Lesen zwingen, sind erbarmungslos überplakatiert.
Untypisch ist das zum Semesterstart nicht. Schließlich wollen Uni, Klubs und Yoga-Lehrer den neuen Studenten ihre Angebote kundtun. Aber es fällt schon auf. Die freien Wände auf dem Campus werden von Jahr zu Jahr rarer. Dementsprechend wachsen die Aushänge zunehmend an, werden bunter und schriller, um von der werbenden möglichst abzulenken – und wenn das nicht hilft, werden Flyer verteilt und Promotionsstände aufgebaut.
Seit 1996 ist das Werben an deutschen Hochschulen erlaubt, seitdem die damalige Regierung das Hochschulrahmengesetz entsprechend geändert hat. Bis dato waren Plakate auf den Fluren absolut tabu. Von da an verdient manche Uni gutes Geld, indem sie ihre Wände als teure Werbefläche vermietet. Mit eigener Marketing-Gesellschaft, die sich ständig um die Akquise neuer Werbung kümmert, konnte die Uni Hamburg zum Beispiel schon 2003 weit über 100000 Euro allein mit Plakat- und Flächenvermarktung verdienen.
Auf ihrer Homepage bewirbt die Uni der Hansestadt ihr Angebot aktiv: „An der Universität Hamburg sind rund 40000 Studierende eingeschrieben. Sie haben die Möglichkeit, diese klar definierte Zielgruppe anzusprechen – etwa mit EmployerBranding, Personal- oder ProduktMarketingmaßnahmen.“
In Augsburg geht man dieser Kommerzialisierung der eigenen Räume hingegen aus dem Weg. „Die Universität Augsburg selbst erzielt keine Einnahmen durch Werbeflächen“, sagt Lena Grießhammer, von der Pressestelle. Im Gegenteil, durch die Plakate habe die Uni zusätzliche Kosten zu tragen.
Die Hausmeister müssen die veralteten Aushänge regelmäßig entsorgen, was neben Personalkosten zusätzliche Entsorgungsgebühren mit sich bringt. Was an die Wände gehängt werden darf, ist allerdings klar geregelt. „Es darf nur in gekennzeichneten Flächen plakatiert werden. Sinn und Zweck der Druckprodukte sowie deren Urheber müssen klar ersichtlich sein. Plakate auf anderen Flächen werden unter Umständen aus brandschutztechnischen Gründen entfernt.“
Rigoros gegen das Plakatieren vorgegangen ist inzwischen die Uni Würzburg und hat 2015 alle Plakate vom Campus verbannt. Für WerKonkurrenz bung wird dort ebenfalls viel Geld verlangt. Ganz egal, ob die von einer Unternehmensberatung oder vom städtischen Theater kommt. Man wollte dort vor allem dem Wildplakatieren und dem wahllosen Verteilen von Handzetteln ein Ende bereiten. In der Kulturszene der Stadt aber sorgte das für Unmut, da sich diese die Preise nicht leisten kann und so ein wichtiges Zielpublikum nicht mehr erreicht. Die Uni Augsburg bleibt vorerst bei ihrer offenen Plakatierungspolitik. „Prinzipiell ist es schon so, dass zu Semesterbeginn wesentlich mehr plakatiert wird – schon alleine wegen der zahlreichen Erstsemesterveranstaltungen. Das nimmt übers Semester hin ab.“
Als störend empfinden das Studenten aber nicht. „Das ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen, dass das zunimmt. Es stört mich eigentlich auch nicht. Wirklich nervig sind eigentlich nur die Flyer-Verteiler“, sagt die Jura-Studentin Johanna Huber vor der Mensa. Und ein paar Meter entfernt pflichtet ihr Martin Knoppe bei. Er sagt, „ohne die Plakate sähen die Wände hier auch nicht besser aus.“
Hausmeister müssen alte Aushänge entsorgen