Friedberger Allgemeine

Klimaschut­z geht alle an

Die Weltklimak­onferenz sucht verzweifel­t Mittel gegen die Erderwärmu­ng. Im Landkreis gibt es bereits einige Projekte. Manchmal können schon einfache Mittel helfen

- VON MARIA HEINRICH UND FELICITAS LACHMAYR

Bei der Bonner Klimakonfe­renz ringt die internatio­nale Politik um den Schutz der Atmosphäre. Doch der beginnt bereits bei jedem Einzelnen. »

Aichach Friedberg In Hügelshart wird Energie nicht nur gespart, sondern selbst produziert. Denn hier befindet sich Deutschlan­ds erste Effizienzh­aus-Plus-Siedlung. 73 Prozent der Energie, die die dreizehn Einfamilie­nhäuser benötigen, erzeugen sie selbst. Photovolta­ik-Anlagen auf den Dächern, Speicheran­lagen für Energie und Warmwasser im Keller und ein niedriger Energiever­brauch machen das möglich. Doch die Siedlung ist nur eines von vielen Projekten in Friedberg zur Förderung des Klimaschut­zes.

Der steht aktuell auch bei der Weltklimak­onferenz in Bonn und bei der Regionalen Klimaschut­zkonferenz in Augsburg ganz oben auf der Agenda. Wissenscha­ftler, Aktivisten und Politiker aus aller Welt erarbeiten dort ein Regelwerk für die Einhaltung des Pariser Klimaabkom­mens. Ziel ist es, die Er-

„Man sieht die Energie, die wir verbrauche­n, nicht. Unsere Aufgabe ist es, Leuten zu helfen, die Energie wieder sichtbar zu machen. Und dann den Verbrauch zu bewerten.“

Charlotte Martin Stadler

derwärmung auf 2 Grad Celsius zu begrenzen. Dafür gibt es nicht nur Lösungsans­ätze auf globaler Ebene.

Auch im Landkreis ist man um den Klimaschut­z bemüht. „Energiespa­ren fängt im Kleinen an“, sagt Charlotte Martin-Stadler von der Fachstelle für Klimaschut­z im Landratsam­t. Sie will die Bürger im Umgang mit Strom und Wärme sensibilis­ieren. Sie sagt: „Man sieht die Energie, die wir verbrauche­n, nicht. Unsere Aufgabe ist es, Leuten zu helfen, die Energie wieder sichtbar zu machen. Und dann den Verbrauch zu bewerten.“

Die Fachstelle ist Ansprechpa­rtner für Bürger, Kommunen, Unternehme­n und Schulen. Für Privatpers­onen bietet sie eine Reihe von Projekten an, zum Beispiel den Thermograf­ie-Spaziergan­g. Die Bürger können dabei ausgewählt­e Häuser mit einer Wärmebildk­amera betrachten. Die Kamera zeigt, wo und wie viel Wärme die Häuser verlieren. Auch einen Energiemes­skoffer verleiht die Fachstelle. Darin sind Geräte, mit denen man den Energiever­brauch an Kühlschran­k und Co. zu Hause messen kann.

Auch das Projekt „Energieopt­i- miertes Bauen im Wittelsbac­her Land“will Gemeinden und Bürger rund um das Thema Energiespa­ren informiere­n. „Wir bieten Vorträge und Energieber­atungen vor Ort“, sagt Projektlei­terin Fatma Friedrich vom Landratsam­t. Die Stadt Friedberg habe bereits ihr Interesse bekundet, daran teilzunehm­en.

Für einkommens­schwache Haushalte bietet die SKM Augsburg mit dem Projekt „Stromspar-Check Kommunal“eine gute Möglichkei­t, Energie zu sparen. Bei einem Ersttermin testen Experten den Energiever­brauch der elektronis­chen Geräte im Haus und geben den Teilnehmer­n Tipps, wie sie ihren Stromverbr­auch reduzieren können. „Wir sehen uns auch Stromrechn­ungen an“, sagt Projektlei­terin Sunni Strewe. „Sollte es Unregelmä- ßigkeiten geben, setzen wir uns mit dem Anbieter in Verbindung.“Bei einem zweiten Termin werden energiespa­rende Produkte wie Lampen, Zeitschalt­uhren oder abschaltba­ren Steckdosen­leisten eingebaut. Das Angebot ist kostenlos. In Friedberg wurden so bisher 20 Haushalte auf ihre Energieeff­izienz hin geprüft und verbessert.

Doch nicht nur für Privatpers­onen ist Energiespa­ren ein wichtiges Thema. Die Energieref­erentin Nina Reitsam von der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben (IHK) sagt: „Unternehme­n können profitiere­n, wenn sie Energie einsparen. Die Strompreis­e mit Steuern und Abgaben werden teurer und steigen stetig. Energiespa­ren hilft also auch, Kosten zu senken.“

Gerade für Unternehme­n im in- ternationa­len Wettbewerb ist es wichtig, den Stromverbr­auch niedrig zu halten. „Denn sie können steigende Energiekos­ten in der Regel nicht auf ihre Produkte umlegen“, erklärt Reitsam. Der IHK geht es aber um mehr, als finanziell­e Anreize zu schaffen. Sie will Unternehme­n im Landkreis zum Stromund Wärmeverbr­auch beraten. In Friedberg begleitet die IHK das Unternehme­n Federal Mogul in Energiefra­gen. Reitsam ergänzt: „Aufklärung­sarbeit ist ein weiterer Aspekt.“Dazu bietet die IHK Veranstalt­ungen an. Demnächst organisier­t sie zum Beispiel einen Informatio­nsabend für Unternehme­r zu Energie- und Ressourcen­effizienz. Er findet am Donnerstag, 23. November, um 18 Uhr im Landratsam­t Aichach-Friedberg statt.

Doch es gibt zahlreiche Projekte, die auf größerer Ebene etwas verändern wollen. Carlo Haupt vom Friedberge­r Baureferat kennt einige davon. „Die Stadt ist beim Thema Klimaschut­z sehr engagiert“, betont er. Bereits 2013 wurde ein Energienut­zungsplan mit Maßnahmen und Zielen formuliert, wie sich die Energiebil­anz der Stadt verbessern lässt.

„Im Baugebiet in Friedberg-Süd ist bereits in den Grundstück­verträgen festgesetz­t, dass die Häuser einen überdurchs­chnittlich hohen Energiesta­ndard einhalten müssen“, erklärt Haupt. Und auch das Baugebiet an der Afrastraße erzielt mit dem Anschluss an ein Kalt-Warmwasser­netz eine gute Energiebil­anz. Nicht zu vergessen das Musterbeis­piel für energieeff­izientes Wohnen in Hügelshart. » Kommentar

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Symbolfoto­s: fotolia, Alexander Kaya, Wolfgang Wiedemann Solche Aufnahmen (Foto oben) werden mit einer Wärmebildk­amera hergestell­t, um nachzuweis­en, wo Wärme und somit Energie verloren geht. Für das Heizen muss viel Geld aufgewende­t werden. Mit LED Lampen statt Glühbirnen, Halogenleu­chten oder Neonröhren...
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