Friedberger Allgemeine

In der Zentrale des schwäbisch­en Datennetze­s

Schon vor 20 Jahren bauten die Lechwerke eine superschne­lle Netzverbin­dung auf. Ihre Glasfaserk­abel verbinden heute 60 000 Haushalte mit dem Internet. Doch der Weg ist noch lange nicht zu Ende

- VON CHRISTINA HELLER

Neusäß Das Herz des schwäbisch­en Internets schlägt in einem normalen Büro. Den einzigen Unterschie­d zwischen diesem Raum und anderen Büros machen die vielen Bildschirm­e aus, die an den Wänden hängen. Und eine digitale Tafel, die zeigt, in welche Orte, Unternehme­n und Häuser die Glasfaserk­abel von LEW Telnet führen. Denn zu diesem Unternehme­n gehört die Schaltzent­rale, das Herzstück der Firma. Von dort überwachen fünf Mitarbeite­r, dass es keine Störungen im Netz gibt – etwa, weil ein Bagger bei Bauarbeite­n ein Kabel beschädigt hat.

Vor 20 Jahren wurde das Unternehme­n gegründet. Heute sagt es von sich selbst, der größte Netzbetrei­ber in der Region zu sein. Die Schaltzent­rale überblickt rund 3000 Kilometer Kabel. Eine Strecke, die als Luftlinie vom Firmensitz des Unternehme­ns in Neusäß bis Mitten nach Aserbaidsc­han reichen würde. Doch die Leitungen, die die Mitarbeite­r kontrollie­ren, sind auf einem viel kleineren Gebiet verteilt: Sie liegen überall zwischen Memmingen, Ulm, Donauwörth und Lands- berg. Genau die Region, die auch die Lechwerke (LEW) mit Strom versorgen. Das ist kein Zufall.

Wie der Firmenname schon vermuten lässt, ist LEW Telnet eine Tochterges­ellschaft der Lechwerke, die sich anders als die Mutter aber nicht mit Strom- sondern mit Datennetze­n befasst. Und das seit 1997. Schon damals, so erzählt es der Geschäftsf­ührer Johannes Stepperger, seien die Umspannwer­ke und Trafostati­onen der Lechwerke mit Glasfaserk­abeln verbunden gewesen – deshalb mussten die Verbindung­en besonders sicher und schnell sein. Als das Internet als Datenverbi­ndung immer wichtiger wurde, entschied sich der Energiever­sorger, sein Geschäftsm­odell zu erweitern und die bestehende Infrastruk­tur auch für andere Firmen zu öffnen.

Im Rückblick eine kluge Entscheidu­ng. Denn die Datenmenge­n, die jeder inzwischen versendet und empfängt, sind enorm gewachsen. „Wir haben damals 100 Gigabyte im Monat durch unsere Netzwerke geleitet. Inzwischen bewältigen wir das Volumen in weniger als einer Stunde“, sagt Steppeger.

Als die bayerische Staatsregi­erung im Jahr 2009 beschloss, den Ausbau von schnellen Internetle­itungen im Freistaat zu fördern, profitiert­e davon auch Telnet. Und tut es noch: Denn die Diskussion darum, dass einige Orte nach wie vor nur sehr langsame Internetve­rbindungen haben, ist immer noch groß.

Inzwischen versorgen die Neusäßer 60000 Betriebe, Haushalte und Gemeindeve­rwaltungen mit schnellem Internet. Ihr Vorteil: Sie verlegen Glasfaserk­abel. Die sollen nach und nach alte Kupferleit­ungen ersetzen, die bislang das Internet in viele Orte bringen. Durch Glas lassen sich große Datenmenge­n in kürzerer Zeit senden. Bisher legt das Unternehme­n die schnellen Leitungen oft nur bis zu einem Knotenpunk­t in einem Ort. Die letzten Meter zu den Häusern sind häufig noch Kupferleit­ungen. „Diese letzte Meile, wie wir es nenen, ist ein Weg, den wir in den kommenden Jahren weitergehe­n werden“, sagt Stepperger.

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Foto: LEW Von außen sieht man der Firmenzent­rale von LEW Telnet nicht an, dass hier die Schaltzent­rale für 3000 Kilometer Internet Kabel ist.

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