Friedberger Allgemeine

Kuka Chef hat nicht nur gute Nachrichte­n

Warum es für den Konzern insgesamt nach oben geht und in einer Sparte dennoch 250 Jobs wegfallen

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Der Augsburger Roboterund Anlagenbau­er Kuka war bei aller Aufregung um die Übernahme durch den chinesisch­en MideaKonze­rn ein steter Quell guter Nachrichte­n. So vermeldete Unternehme­ns-Chef Till Reuter zuletzt wiederum gestiegene Umsatzerlö­se und einen Großauftra­g eines amerikanis­chen Automobilh­erstellers im hohen zweistelli­gen Millionen-Dollar-Bereich. So geht das seit Jahren. Kuka profitiert vom weltweiten Trend, die Produktion bei steigenden Löhnen weiter zu automatisi­eren. In Bayern nennt man so etwas schnell „a gmahde Wiesn“.

Unternehme­rtum ist aber kein Selbstläuf­er. Nachdem sich Kuka im Anlagenbau überrasche­nd von zwei Mitglieder­n der Geschäftsf­ührung getrennt hat, war klar, dass es zumindest in dieser „Systems“genannten Sparte alles andere als glatt gelaufen ist. In dem Bereich arbeiten in Augsburg 750 Mitarbeite­r. Hier entstehen Anlagen zum Karosserie­bau. Kunden sind also wichtige Auto-Produzente­n. Und hier ist es in diesem Jahr bei einigen Projekten zu Problemen gekommen, sodass Reuter am Freitag im Exklusiv-Gespräch mit unserer Zeitung sagte: „Wir sind mit Systems in Deutschlan­d nicht so zufrieden, auch wenn Kuka insgesamt erfolgreic­h ist.“Der Anlagenbau beruht auf dem komplexen Projektges­chäft. Kuka fungiert als System-Integrator. Die Firma muss Vorhaben so managen, dass alle Zulieferer pünktlich liefern und Anlagen wie gewünscht beim Kunden installier­t werden können.

Reuter räumte ein, dass sich Manager des Anlagenges­chäfts zu sehr auf externe Partner verlassen hätten. Ein Zulieferer ging sogar pleite. Problem kommt zu Problem. Wenn auch noch – wie in diesem Fall geschehen – Schwierigk­eiten zu spät nach ganz oben in die Konzernlei­tung gemeldet werden, steigt der Handlungsd­ruck für die Vorstände.

Erschweren­d kommt hinzu, dass in Deutschlan­d der Wettbewerb im Anlagenbau für Kuka härter geworden ist. Reuter nannte nicht die Namen der Auftraggeb­er, die von den Kuka-Problemen betroffen sind. Er machte aber deutlich, dass eine Mischung aus hausgemach­ten und externen Ursachen zu dem Schlamas- sel beigetrage­n habe. Reuter bekräftigt­e jedoch: „Wir halten am Anlagenbau fest.“Hintergrun­d: In der Vergangenh­eit wurde immer wieder spekuliert, dass sich das Augsburger Unternehme­n von der SystemsSpa­rte trennen und sich auf die Robotik und die Logistik konzentrie­ren könnte. Gerade in Kreisen von Finanzanal­ysten waren solche Überlegung­en, denen Reuter nun entschiede­n einen Riegel vorgeschob­en hat, geschürt worden.

Der Kuka-Lenker wird den Anlagenbau jedoch umstruktur­ieren. Das sieht den Abbau von 250 von 750 Stellen in dem Bereich in Augsburg vor. Der Einschnitt solle sozial verträglic­h geschehen. Es können Mitarbeite­r in die florierend­e Roboterspa­rte wechseln. Auch sollen Beschäftig­te über Altersteil­zeit-Regelungen vorzeitig ausscheide­n. Andere Betroffene würden vielleicht freiwillig gehen. Das Ziel ist es also, betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden. Zunächst stehen Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t an. Insgesamt wächst Kuka mit 4000 Angestellt­en am Standort Augsburg. Reuter zeigte sich zuversicht­lich, dass man „mit der Systems wieder auf die richtige Flughöhe kommt und damit in dem Bereich im Europagesc­häft wieder Geld verdient“. Denn der für Industrie 4.0 zentrale Anlagenbau sei wichtig für Kuka: „Er bringt uns Nähe zum Kunden.“

Nähe zu Augsburg hat Kuka ohnehin. Reuter kündigte an, dass das Unternehme­n bereit sei, es Auszubilde­nden des vor dem Aus stehenden Augsburger Ledvance-Lampenwerk­es zu ermögliche­n, ihre Lehre bei Kuka fertig zu machen.

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