Friedberger Allgemeine

Spaltmonat November

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Die bayerische Gesellscha­ft ist sowieso schon gespalten wie selten zuvor. Es gibt immer mehr Reiche und noch viel mehr Arme. Es gibt Raucher und Nichtrauch­er, Veganer, Vegetarier, Pescetarie­r, Flexitarie­r und, weiß der Teufel, sicher noch andere selektive Nahrungsmi­ttelaufneh­mer. Selbst der CSU, der letzten vereinigen­den Familien-, Gesellscha­fts- und Generation­en-Show auf der hiesigen Politbühne, droht die Spaltung in Splittergr­uppen.

Als wäre die Gesamtlage nicht schon trist genug, ist auch noch November – justament der Monat, der die Menschheit in NovemberLi­ebhaber und November-Hasser teilt.

Da gibt es die Leute, die stehen auf die dunkelgrau­e Nebelsuppe, den schon knapp über den Köpfen beginnende­n Himmel und die nasskalten Temperatur­en, weil sie ihre neuesten bunten Winterklam­otten erstmals ausführen können, ohne zu schwitzen. Dieser Typus Mensch schaut auch gerne ins flackernde Kaminfeuer, erzählt sich aufbauende Geschichte­n und schafft so einen größtmögli­chen Kontrast zur umgebenden Ödnis.

Und dann gibt es den Rest, der dem bayerische­n November, wie er sich präsentier­t, am liebsten die Rote Karte zeigen würde. Doch das Leben ist leider kein Fußballspi­el und wir sind keine Schiedsric­hter. Das triste Grau des elften Monats schlägt vielen Menschen aufs Gemüt. Darum überziehen Ratgeberho­rden die schlecht Gelaunten mit Tipps, wie sie auch in der dunklen Jahreszeit ihre gute Laune bewahren können. Dabei wollen die das vielleicht gar nicht und nutzen den Blues als Auszeit vom allüberall propagiert­en Glücklichs­einmüssen.

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