Spaltmonat November
Die bayerische Gesellschaft ist sowieso schon gespalten wie selten zuvor. Es gibt immer mehr Reiche und noch viel mehr Arme. Es gibt Raucher und Nichtraucher, Veganer, Vegetarier, Pescetarier, Flexitarier und, weiß der Teufel, sicher noch andere selektive Nahrungsmittelaufnehmer. Selbst der CSU, der letzten vereinigenden Familien-, Gesellschafts- und Generationen-Show auf der hiesigen Politbühne, droht die Spaltung in Splittergruppen.
Als wäre die Gesamtlage nicht schon trist genug, ist auch noch November – justament der Monat, der die Menschheit in NovemberLiebhaber und November-Hasser teilt.
Da gibt es die Leute, die stehen auf die dunkelgraue Nebelsuppe, den schon knapp über den Köpfen beginnenden Himmel und die nasskalten Temperaturen, weil sie ihre neuesten bunten Winterklamotten erstmals ausführen können, ohne zu schwitzen. Dieser Typus Mensch schaut auch gerne ins flackernde Kaminfeuer, erzählt sich aufbauende Geschichten und schafft so einen größtmöglichen Kontrast zur umgebenden Ödnis.
Und dann gibt es den Rest, der dem bayerischen November, wie er sich präsentiert, am liebsten die Rote Karte zeigen würde. Doch das Leben ist leider kein Fußballspiel und wir sind keine Schiedsrichter. Das triste Grau des elften Monats schlägt vielen Menschen aufs Gemüt. Darum überziehen Ratgeberhorden die schlecht Gelaunten mit Tipps, wie sie auch in der dunklen Jahreszeit ihre gute Laune bewahren können. Dabei wollen die das vielleicht gar nicht und nutzen den Blues als Auszeit vom allüberall propagierten Glücklichseinmüssen.