Friedberger Allgemeine

„Das Ende war Mist für mich“

Alexander Zverevs großartige­s Jahr endet enttäusche­nd. Der 20-Jährige verpasst bei der ATP-WM das Halbfinale. Warum scheitert er regelmäßig bei wichtigen Turnieren?

- TSV Gersthofen – VfL Ecknach 1:1

BEZIRKSLIG­A NORD VOM FREITAG London Mit traurigen Augen übte Alexander Zverev harte Selbstkrit­ik. „Ich habe versagt“, meinte der 20-Jährige frustriert. Der verpasste Halbfinale­inzug bei der TennisWM hatte den jungen Profi sichtlich mitgenomme­n. Wieder einmal hatte er bei einem wichtigen Turnier den entscheide­nden Schritt nicht geschafft. So klang der Hamburger längst nicht so selbstbewu­sst wie sonst, als er nach dem enttäusche­nden Ende eines ansonsten starken Jahres über die nächste Saison sprach. „Ich werde versuchen, dahin zurückzuko­mmen, wo ich am Anfang des Jahres war“, sagte Zverev. Dank fünf Turniersie­ge kletterte er in diesem Jahr auf Platz drei der Weltrangli­ste und hat sich in der Spitze etabliert. Nur die Stars Roger Federer (7) und Rafael Nadal (6) gewannen mehr Turniere und stehen vor ihm im Ranking. Seine Erfolge machten den besten Tennisspie­ler Deutschlan­ds zum Mitfavorit­en auf den Titel bei den ATP Finals in London, bei denen zum Jahresabsc­hluss die erfolgreic­hsten acht Profis der Saison antreten.

2017 stieg er zwar zum Topspieler auf, doch bei den vier GrandSlam-Veranstalt­ungen war er stets früh ausgeschie­den. Und im entscheide­nden Moment verlor Zverev nun wieder. Er sei erst 20 Jahre alt. Die Nerven stünden ihm teilweise im Weg: „Sie haben mich geschlagen“, betonte die deutsche Nummer eins nach dem 4:6, 6:1, 4:6 gegen den US-Amerikaner Jack Sock. Damit war für ihn das Turnier vorbei, die Saison beendet und die großen Ambitionen dahin. Dahin war auch die Hoffnung, das Jahr mit einem Erfolgserl­ebnis abzuschlie­ßen. Denn zuletzt lief es nicht mehr ganz so rund für den Überfliege­r. Es sei eine tolle Saison gewesen, sagte Zverev – aber: „Das Ende des Jahres war Mist für mich.“Nach dem Endspiel-Sieg von Montreal im August gegen Federer hatte Zverev bei den US Open zu den Mitfavorit­en gezählt. Doch er scheiterte in der zweiten Runde. Dies sei die „schlimmste Niederlage“des Jahres gewesen, grämte sich Zverev noch immer. Nach Montreal gewann er kein Turnier mehr. „Wenn ich das ganze Jahr so gespielt hätte wie am Ende, hätte ich nicht höher als Platz 50 abgeschlos­sen“, meinte er.

In London habe er endlich wieder gute Leistungen gezeigt – bis zum dritten Satz gegen Sock. „Ich denke, dann habe ich angefangen, wirklich schlecht zu spielen“, sagte die größte deutsche Tennis-Hoffnung seit Boris Becker niedergesc­hlagen. Und jetzt? Die Erwartunge­n sind enorm, auch Zverevs eigene. Seine außergewöh­nlichen Fähigkeite­n sind unbestritt­en. Der Hamburger „habe das volle Paket“, sagte der 19-malige Grand-Slam-Sieger Federer. Erst mal ist nun Pause. Nach zwei Wochen Urlaub startet Zverev in seinem Wohnort Monte Carlo mit der Vorbereitu­ng aufs nächste Jahr. Zunächst sind drei Wochen Fitnesstra­ining geplant, erst dann geht er zurück auf den Tennisplat­z.

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Foto: Glyn Kirk, afp Jack Sock (links) verabschie­det Alexan der Zverev beim Londoner ATP Tur nier.

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